US-Ordensfrauen äußern sich zu Hass im Wahlkampf

Während sich die Bischöfe der USA im Präsidentschaftswahlkampf bisher kaum akzentuiert geäußert haben, üben die US-Ordensfrauen scharfe Kritik an Hassausbrüchen wie jüngst während des Republikaner-Parteitags in Cleveland, Ohio.

Die USA schienen in einem politischen System gefangen, „das von ideologischem Extremismus und übertriebener Parteilichkeit gelähmt wird“, heißt es in einem offenen Brief vom 8. August an alle Parteien. Der Wahlkampf müsse wieder zu einem zivilisierten Umgangston zurückfinden. Gezeichnet ist das Schreiben von 5.671 Ordensschwestern, allen voran die Vorsitzenden des amerikanischen Ordensfrauendachverbands (LCWR).

Abzielen auf niedrigste Instinkte

Immer größer wachse in den USA die politische Kluft, wobei die Kontrahenten nur auf niedrigste Instinkte der Menschen abzielten und „das Feuer der Angst schüren, das das Gewebe unserer Nation zerreißen kann“, warnen die Ordensfrauen. Viel zu sehr sei die Politik aktuell „von Eigeninteresse und erniedrigender Rhetorik“ geprägt, und weder die Menschenwürde noch das Gemeinwohl stünden im Mittelpunkt.

„Wir können nicht den Stimmen des Hasses und der Angst überlassen zu sagen, wohin der Weg führen soll“, mahnen die Ordensfrauen. Alle politischen Parteien rufen sie auf, sich von jeder „respektlosen, entmenschlichenden und dämonisierenden Sprache“ zu distanzieren und stattdessen höflichen Umgang zu pflegen. Wichtig seien dabei auch aufmerksames Zuhören, ehrlicher Dialog mit Andersdenkenden und respektvolle Behandlung.

Seitenhieb auf Bischöfe

Die Äußerung der Ordensfrauen wird von Beobachtern in den USA auch als Seitenhieb auf die katholischen Bischöfe des Landes verstanden, die sich bisher nicht klar zu den Skandaläußerungen von Donald Trump distanziert haben. Der republikanische Präsidentschaftskandidat hatte jüngst bei einem Wahlkampfauftritt in North Carolina etwa auf ein mögliches Attentat auf seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton angespielt. Er war damit über Partei- und Landesgrenzen hinweg auf Empörung gestoßen.

Einzig mit Kritik am amtierenden katholischen Vizepräsidenten Joe Biden hatten die Bischöfe jüngst aufhorchen lassen; der Demokrat war einer zivilen Eheschließungszeremonie für ein gleichgeschlechtliches Paar vorgestanden, worauf der Bischofskonferenz-Vorsitzende Joseph Kurtz von einem „Gegenzeugnis statt einem Glaubenszeugnis, das in der Wahrheit begründet ist“, sprach.

Theologe: Gelegenheit verpasst

Die Bischöfe hätten bisher die Gelegenheit verpasst, „bei den Wahlen zu zeigen, dass sie verstanden haben, was in ihrem Land oder bei ihrer Herde los ist“, so das Urteil des katholischen Theologen Massimo Faggioli von der Villanova University in Philadelphia. Er bezeichnete es als „bemerkenswert“, dass die Bischöfe „die Botschaft Donald Trumps in diesem Wahlkampf nicht angesprochen haben“.

In seinem Heimatland Italien hätten die dortigen Bischöfe durch das Hinausschieben einer Zurückweisung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi einen „beachtlichen und anhaltenden Schaden für die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in Italien hinterlassen“, so der von Faggioli gezogene Vergleich.

religion.ORF.at/KAP

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