Israel: Christlichen Schulen droht „finanzieller Kollaps“

Die christlichen Schulen in Israel befinden sich nach Ansicht des Lateinischen Patriarchats in einer „beispiellosen Krise“. Es fehlen Millionen zur Finanzierung des Schulbetriebs.

Den landesweit 47 kirchlichen Privatschulen mit 33.000 Schülern und 3.000 Lehrern drohe der „finanzielle Kollaps“, heißt es in einer Mitteilung des Lateinischen Patriarchats. Zum einen seien die staatlichen Zuschüsse für diese Schulen in den vergangenen sechs Jahren um 45 Prozent heruntergefahren worden. Zum anderen sei das Bildungsministerium der nach einem Schulstreik vom Herbst 2015 zugesagten Nachzahlung von umgerechnet 11,4 Millionen Euro bis heute nicht nachgekommen, so der Beitrag auf der Website des Patriarchats von Jerusalem.

Privatschulen mit hohem Standard

An den von Katholiken, Orthodoxen, Anglikanern und Baptisten geführten Schulen werden christliche, drusische, aber auch jüdische Kinder und Jugendliche unterrichtet. Einer jetzt kurz vor Schulbeginn veröffentlichen Statistik zufolge, haben diese Privatschulen einen vergleichsweise hohen Standard. Die „Terra-Santa“-Schule in Akko gehöre in die oberste Kategorie des israelischen Bildungssystems, ein halbes Dutzend, etwa in Nazareth oder Haifa, rangiere in der zweiten Stufe.

Von den 277 in der Liste erfassten Schulen seien drei Prozent christlich, die Christen machen rund 1,5 Prozent der Bevölkerung aus. Der Staat habe nicht nur die Zuschüsse für die christlichen Schulen reduziert, er habe auch deren Möglichkeit eingeschränkt, Schulgeld von den Eltern zu erheben. Das sei doppelt belastend, so das Patriarchat.

Kritik an Ungleichbehandlung

Zwar hätten die Behörden den christlichen Privatschulen vorgeschlagen, sich ins israelische Schulsystem zu integrieren, hieß es weiter. Das hätten diese jedoch abgelehnt, aus Sorge, damit ihr Profil zu verlieren. Das Patriarchat sprach in diesem Zusammenhang von einer Ungleichbehandlung. Denn das Unterrichtsministerium bezuschusse die orthodoxen jüdischen Privatschulen vollständig - und diese würden trotzdem ihre Autonomie behalten.

Aufgrund anhaltender Budgetkürzungen und weiterer Benachteiligungen waren die christlichen Schulen im September 2015 in einen 28-tägigen Streik getreten. Nach finanziellen Zusagen des Unterrichtsministerium kam es zu einer Einigung und der Streik wurde beendet. Dabei handelte es sich um jene Mittel, die bislang noch nicht zur Verfügung gestellt wurden.

religion.ORF.at/KAP