EZA-Experten: Nie wieder Olympia wie in Rio

Nach Ansicht deutscher katholischer Entwicklungsexperten waren die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ein „abschreckendes Beispiel“, das sich in dieser Form niemals wiederholen sollte.

„Wenn sich das Internationale Olympische Komitee IOC nicht reformiert und seine Politik nicht ändert, gebe ich Olympia keine Chance mehr, dann ist der olympische Geist bald tot“, sagte der Leiter der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe, Karl Jüsten, am Donnerstag der deutschen Katholischen Nachrichtenagentur KNA in Bonn. Wenn schon reiche Länder wie Deutschland „vor dem Sumpf des IOC kapitulieren und kein Interesse mehr an der Ausrichtung haben, wie soll es dann in anderen Ländern weitergehen?“, fragte Jüsten.

Dabei sei die Idee, Olympische Spiele auch in Entwicklungs- und Schwellenländern auszurichten, nicht grundsätzlich abzulehnen, ergänzte der Hauptgeschäftsführer des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel. Allerdings müssten dann die Rahmenbedingungen anders sein als in Rio - „angefangen ganz oben beim IOC“.

Kommerz, Korruption, Doping ...

Rio sei in fast jeder Hinsicht ein Beispiel dafür gewesen, wie man die olympische Idee nachhaltig ruinieren könne, kritisierte Spiegel. Entgegen mancher Beteuerung im Vorfeld hätten Kommerz, Korruption, Doping, Umweltverschmutzung und die Missachtung der Menschenrechte das Sportereignis nachhaltig beschädigt.

Dabei, so der Misereor-Chef, seien die olympische Idee, die Begegnung junger Menschen aus aller Welt und der faire Wettkampf eigentlich reizvoll wie eh und je. Und wenn man tatsächlich nicht nur in Sportstätten investiere, sondern auch in Bildung, Gesundheit, Armutsbekämpfung und in Infrastruktur, die der einheimischen Bevölkerung langfristig weiterhelfe, könnten die Spiele durchaus positive Auswirkungen haben.

Gegen „teure Investitionsruinen“

Olympische Spiele oder Fußball-Weltmeisterschaften müssten auf jeden Fall „ohne teure Investitionsruinen wie einige Stadien in Südafrika und ohne Zwangsumsiedlungen Tausender Menschen“ organisiert werden, forderte Jüsten.

Er lobte kirchliche und politische Initiativen am Rande der Spiele von Rio, die immer wieder auf Probleme und Skandale hingewiesen hätten. Beispielhaft nannte Jüsten das Aktionsbündnis „Rio.Bewegt.Uns.“ Das aus katholischen Organisationen und deutschen Sportverbänden gebildete Bündnis unterstütze zudem langfristig 23 Sozialprojekte in Rio, unter anderem für die „Opfer der Spiele“. Als ermutigendes Signal werteten Jüsten und Spiegel auch, dass sich zahlreiche Sportler für diese kritischen Aspekte interessiert hätten.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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