Papst gründet neues Ministerium für Menschenrechte

Papst Franziskus hat eine neue Kurienbehörde für soziale und menschenrechtliche Fragen geschaffen. Geleitet werden soll das Amt von Kardinal Peter Turkson.

Das neue Amt bündelt die Zuständigkeiten für Migranten, Notleidende, Arbeitslose, Diskriminierte, Gefangene und Kranke sowie für Opfer von Konflikten, Naturkatastrophen, Sklaverei und Folter. Aufgabe soll sein, „die ganzheitliche Entwicklung des Menschen im Licht des Evangeliums zu fördern“, wie es in dem am Mittwoch veröffentlichten Erlass (Motu proprio) „Humanam progressionem“ heißt.

Zum Leiter ernannte Franziskus Kardinal Peter Turkson (67). Der gebürtige Ghanaer ist aktuell Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden („Iustitia et Pax“), der vatikanischen Behörde für Entwicklungs- und Menschenrechtsfragen.

Kardinal Turkson hält seine Hand hoch

Reuters/Stefano Rellandini

Kurienkardinal Peter Kodwo Appiah Turkson

Kurienreform wird zügig umgesetzt

Das neue „Amt für ganzheitliche Entwicklung des Menschen“ soll am 1. Jänner 2017 seine Arbeit aufnehmen. Mit dem gleichen Datum werden die bisherigen Räte für Gerechtigkeit und Frieden, für Migranten und Menschen unterwegs sowie für die Pastoral im Krankendienst und der Rat für Not-/Caritashilfe „Cor Unum“ aufgelöst. Das Präsidium von „Cor Unum“ ist bereits seit mehr als einem Jahr vakant.

Mit der Einrichtung des neuen „Großministeriums“ geht es in der Kurienreform Schlag auf Schlag weiter. Erst vor zwei Wochen hatte Franziskus eine neue vatikanische Großbehörde für Laien, Familie und Leben geschaffen und dazu ein entsprechendes päpstliches Schreiben in der Form eines sogenannten Motu Proprio veröffentlicht - mehr dazu in Papst schafft neue Behörde für Laien, Familie und Leben.

Das neue Ministerium Laien/Familie/Lebensschutz nimmt am Donnerstag, 1. September, seinen Dienst auf und führt die bisherigen Räte für die Laien und für die Familie zusammen, denen zusätzlich die Akademie für das Leben angegliedert wird. Zum Präfekten der neuen Behörde ernannte Franziskus den Bischof von Dallas in Texas, Kevin Joseph Farrell.

Zunehmend wichtige Rolle für Turkson

Kardinal Peter A. Turkson, der ab Jänner 2017 das zweite neue Großministerium leiten wird, war 2009 von Papst Benedikt XVI. zum Präsidenten des Päpstlichen Rates „Iustitia et Pax“ ernannt worden. Turkson, geboren am 11. Oktober 1948 im westafrikanischen Wassaw Nsuta, studierte zunächst in seinem Heimatland Ghana, anschließend an der Albany-Universität in New York und in Rom Theologie.

1975 wurde er in der Kathedrale von Cape Coast zum Priester geweiht, danach promovierte er am römischen „Biblicum“ in Bibelwissenschaften. In seiner Heimat war Turkson dann Dozent für Theologie in Cape Coast und zugleich Gastdozent am Priesterseminar von Abidjan an der Elfenbeinküste. 1992 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Cape Coast, 2003 wurde er Kardinal.

Zwischen 1997 und 2005 war Turkson Vorsitzender der Bischofskonferenz von Ghana und auch Kanzler des „Catholic University College of Ghana“. Im Vatikan ist er auch Mitglied u.a. der Gottesdienstkongregation und des Ökumenerats. Bei der Afrikasynode 2009 bekleidete er das Amt des Generalrelators. Turkson spricht sechs Sprachen, darunter deutsch. Als römischen Titelsitz hat er die mit Hilfe der Erzdiözese Paderborn erbaute Kirche San Liborio. Mit der Ernennung Turksons zeigt Papst Franziskus einmal mehr Gespür für Symbolik.

Positive Reaktion

Die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) begrüßt die neue Kurienbehörde für soziale und menschenrechtliche Fragen. In einer Aussendung am Donnerstag bewertet die KOO das Zusammenführen zentraler Zukunftsthemen im neuen Ministerium für Soziales und Menschenrechte als wichtige Initiative von Papst Franziskus. Sie sieht darin eine neue Dynamik für globale Solidarität, um die Ungleichheit und den Klimawandel zu bekämpfen.

Die neue Behörde öffne den Weg für einen Dialog mit allen Menschen guten Willens auch weit über die katholische Kirche hinaus. Gemeinsam könnten so Lösungen für die aktuellen Krisen und den Kampf gegen Ungleichheit gefunden werden, heißt es in der Aussendung.

religion.ORF.at/KAP

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