Papst sprach Mutter Teresa heilig

Papst Franziskus hat heute Vormittag die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa vor Hunderttausenden Zuschauern auf dem Petersplatz in Rom heiliggesprochen.

Die als „Engel der Armen“ berühmt gewordene Nonne darf damit in der katholischen Kirche weltweit als Heilige verehrt werden. Es war eines der größten Ereignisse der Amtszeit von Papst Franziskus. Zu der feierlichen Heiligsprechung im Vatikan waren seit dem frühen Morgen Hunderttausende Pilger und zahlreiche internationale Delegationen geströmt, darunter etwa Spaniens Königin Sofia und Indiens Ministerpräsident Narendra Modi.

Bild von Mutter Teresa auf dem Petersplatz

Reuters/Stefano Rellandini

Heiligsprechung Mutter Teresas: eines der größten Ereignisse der Amtszeit von Papst Franziskus

„Fromme Verehrung erweisen“

Der Präfekt der vatikanischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Angelo Amato, bat laut vorgeschriebenem Prozedere den Papst um die Heiligsprechung. Franziskus sprach danach die für die Zeremonie übliche Kanonisationsformel: „Zur Ehre der Heiligen und Unteilbaren Dreifaltigkeit ... erklären und bestätigen wir mit Vollmacht unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und unserer ... Vollmacht den seligen ... als Heiligen und nehmen ihn in das Verzeichnis der Heiligen auf, indem wir festlegen, dass ihm in der gesamten Kirche die fromme Verehrung in der Schar der Heiligen zu erweisen ist.“

Papst Franziskus spricht Mutter Teresa heilig

APA/ANSA via AP/Angelo Carconi

Papst Franziskus spricht Mutter Teresa heilig

In seiner Predigt würdigte der Papst die nun heilige Teresa von Kalkutta als Schützerin des Lebens und predigte in ihrem Sinne eine Barmherzigkeit für alle Menschen ohne Einschränkungen. „Mutter Teresa war in ihrem ganzen Leben eine großherzige Spenderin der göttlichen Barmherzigkeit“, sagte der Papst am Sonntag vor den Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom.

„Salz“ der Barmherzigkeit

„Sie beugte sich über die Erschöpften, die man am Straßenrand sterben ließ, weil sie die Würde erkannte, die Gott ihnen verliehen hatte. Sie erhob ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt, damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten“, so Franziskus. Die Barmherzigkeit sei für sie das „Salz“ gewesen, das jedem ihrer Werke Geschmack verliehen habe, und das „Licht“, das die Dunkelheit derer erhellte, die nicht einmal mehr Tränen hatten, um über ihre Armut und ihr Leiden zu weinen.

„Ihre Mission in den Randzonen der Städte und den Randzonen des Lebens bleibt in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen", sagte der Papst. Mutter Teresa habe gern gesagt: "Vielleicht spreche ich nicht ihre Sprache, aber ich kann lächeln.“ Dieses Lächeln sollten wir in unserem Herzen tragen, so Franziskus, und einer entmutigten Menschheit, die Verständnis und Zärtlichkeit brauche, Horizonte der Freude und der Hoffnung eröffnen.

„Mission in den Randzonen“

„Ihre Mission in den Randzonen der Städte und den Randzonen des Lebens bleibt in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen. Heute übergebe ich diese beispielhafte Gestalt einer Frau und einer gottgeweihten Person der ganzen Welt des Volontariats: Möge sie euer Vorbild an Heiligkeit sein!“, sagte der Papst in seiner Predigt. Es falle schwer, sie heilige Teresa zu nennen, so Franziskus. „Ich denke, wir können sie weiterhin als Mutter Teresa bezeichnen.“

Menschenmenge bei der Heiligsprechung von Mutter Teresa

Reuters/Stefano Rellandini

Eine Herausforderung für die Sicherheitskräfte

Der Gottesdienst fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund um den Vatikan sind 1.000 Polizisten und Spezialkräfte im Einsatz. Weltweit übertrugen 120 Sendeanstalten die Heiligsprechung.

Selig in Rekordzeit

Mutter Teresa (1910-1997) wurde durch ihre Hilfe für Waisenkinder und Obdachlose in den Slums der indischen Stadt Kalkutta weltberühmt. 1979 wurde sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) sprach die Gründerin der Missionarinnen der Nächstenliebe bereits 2003, nur sechs Jahre nach ihrem Tod, selig. 19 Jahre nach ihrem Tod ist Mutter Teresa nun auch in das Verzeichnis der Heiligen aufgenommen worden.

Schwestern des Frauenordens der "Missionarinnen der Nächstenliebe" mit einer Reliquie Mutter Teresas

APA/AFP/Andreas Solaro

Schwestern des Frauenordens Missionarinnen der Nächstenliebe tragen eine Reliquie Mutter Teresas zum Altar

Ein Höhepunkt des Heiligen Jahres

Die Heiligsprechung von Mutter Teresa gilt als einer der Höhepunkte des Heiligen Jahres, das Papst Franziskus im Dezember ausgerufen hat. Im Mittelpunkt steht das Thema Barmherzigkeit. Die katholische Kirche begeht künftig den 5. September als Gedenktag von Mutter Teresa. Sie war am 5. September 1997 im Alter von 87 Jahren gestorben.

Obdachlose zum Pizzaessen eingeladen

Nach der Heiligsprechung des „Engels der Armen“ lädt Papst Franziskus 1.500 Obdachlose und Bedürftige zum Mittagessen ein. Die Menschen aus ganz Italien sollten nach der Messe am Sonntagvormittag gemeinsam Pizza essen, wie Radio Vatikan unter Berufung auf das päpstliche Almosenamt berichtete. Viele der Obdachlosen wohnen in Einrichtungen des von Mutter Teresa gegründeten Ordens „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Die Menschen sollten bei der Heiligsprechung auf dem Petersplatz einen Ehrenplatz erhalten.

Spaniens Königin Sofia bei der Heiligsprechung von Mutter Teresa

APA/AP/Alessandra Tarantino

Spaniens Königin Sofia nahm an der Heiligsprechung von Mutter Teresa teil

Die Pizza sollte von einem Team neapolitanischer Pizzabäcker zubereitet und von etwa 250 Nonnen aus dem Orden und weiteren Freiwilligen serviert werden. Mutter Teresa war durch ihr Engagement für die Armen weltberühmt geworden, auch Papst Franziskus liegen Obdachlose, Bedürftige und Benachteiligte besonders am Herzen.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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