Hadsch: Pilger steinigen den Teufel
Auf dem Weg zu der Teufelssteinigung, dem letzten großen Höhepunkt der islamischen Pilgerfahrt Hadsch, war es im vergangenen Jahr zu der Massenpanik mit rund 2.300 Toten gekommen. Die 1,8 Millionen Pilger wurden über mehrere breite Straßen zu der mehrstöckigen Jamarat-Brücke in Mina geleitet, in welcher die Steinigungssäulen integriert sind.
Reuters/Ahmed Jadallah
Polizisten kontrollierten den Pilgerstrom, unterstützt von Hubschraubern und Überwachungskameras. „Die Saudis haben alles für uns organisiert“, sagte der 24-jährige Youssef al-Mehri aus dem Oman. „Wir fühlen uns hier wirklich wohl.“
Massiv in Infrastruktur investiert
Saudi-Arabien hatte bereits in den vergangenen Jahren massiv in die Infrastruktur investiert, nachdem es in Mina immer wieder zu tödlichen Massenpaniken gekommen war. Heuer wurden für die Teufelssteinigung, die zum islamischen Opferfest Id al-Adha stattfand, weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So wurde das Gelände erweitert und die Zeit für die Steinigung begrenzt. Zudem erhielten Pilger aus dem Ausland ein elektronisch lesbares Armband mit ihren persönlichen Informationen, um im Fall eines Unglücks ihre Identifizierung zu erleichtern - mehr dazu in Hadsch: Erste Pilger bekommen Chiparmband.
Der saudische König Salman traf bereits am Sonntag in Mina ein, um sicherzustellen, dass die Pilger das Ritual „leicht, bequem und sicher“ vollziehen können, wie die staatliche Nachrichtenagentur SPA berichtete. Er wurde zudem über die Sicherheitsvorkehrungen zwischen Musdalifa, wo die Pilger am Sonntagabend die Kieselsteine aufsammelten, und Mina informiert.
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Nach offiziellen Angaben Saudi-Arabiens kamen bei der Massenpanik im vergangenen Jahr 769 Menschen ums Leben. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP starben in Wahrheit etwa 2.300 Menschen, darunter mehr als 450 Iraner. Iranische Gläubige sind heuer vom Hadsch ausgeschlossen, nachdem es Riad und Teheran nicht gelungen war, einen Streit über die Sicherheitsvorkehrungen beizulegen.
Stimmung angespannt
Die Beziehungen zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran, die seit Jahren um die regionale Vorherrschaft streiten, sind auf einem Tiefpunkt, seitdem Riad im Jänner einen schiitischen Geistlichen hinrichten ließ. Nach gewaltsamen Protesten vor der saudi-arabischen Botschaft in Teheran brach Riad die diplomatischen Beziehungen ab.
Im Anschluss an die Teufelssteinigung opfern die Pilger ein Tier in Erinnerung an Abrahams Bereitschaft, Gott seinen Sohn zu opfern. Das Fleisch wird armen Muslimen überlassen. Nach dem Opfer pilgern die Gläubigen nach Mekka, um dort die Kaaba zu umschreiten, ein würfelartiges Gebäude im Zentrum der Großen Moschee.
Die Teilnahme an der Pilgerfahrt zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka ist für jeden gläubigen Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, ein Mal im Leben Pflicht.
religion.ORF.at/APA/AFP
Mehr dazu:
- 1,8 Millionen Muslime auf Berg Arafat versammelt
(religion.ORF.at; 11.9.2016) - Hadsch: Pilgerreise der Superlative