Interreligiöses Weltfriedensgebet in Assisi

Am Wochenende beginnt in Assisi ein interreligiöses Treffen unter der Leitung von Papst Franziskus. Im Zuge dessen ruft er für kommenden Dienstag zu einem weltweiten Friedensgebetstag auf.

Der Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, Andrea Riccardi, und der Ökumenische Patrirarch Bartholomaios I. eröffnen bereits am Sonntag, 18. September um 16.30 Uhr, im Beisein von u.a. der Staatspräsidenten von Italien und Zentralafrika, Sergio Mattarella und Faustin Touadera, im Teatro Lyrick in Assisi das diesjährige Weltgebetstreffen der Religionen für den Frieden.

Motto: „Durst nach Frieden“

Das Treffen von 18. bis 20. September mit hochrangigen religiösen und institutionellen Persönlichkeiten solle zeigen, „dass die Religionen nicht gleichgültig gegenüber dem Schrei der Völker nach Frieden sind, dass sie zu den Hasspredigern auf Distanz gehen und sich für die Integration einsetzen, die ein Schlüsselwort für die Verteidigung unserer Gesellschaften gegen die Gewalt“ ist, erklärte Sant’Egidio-Präsident Marco Impagliazzo gegenüber Radio Vatikan.

Neben Gebeten sind auch zahlreiche Diskussionsrunden angesetzt. Zu den Themen gehören „Religion und Gewalt“, „Märtyrer von heute“, „Muslime und Christen gemeinsam für den Frieden“, „Wirtschaft und Finanz im Dienst des Friedens“, „Neue Europäer: Mehr Brücken und weniger Mauern“ und „Solidarität: Schlüsselwort der Gegenwart“.

Die Basilika Santa Maria degli Angeli in Assisi

Reuters/Stefano Rellandini

Vertreter der monotheistischen Religionen, des Buddhismus und nichtreligiöse Menschen kommen in Assisi zu Friedensgebeten zusammen

Das Treffen, für dessen Gestaltung wieder die Gemeinschaft Sant’Egidio in Zusammenarbeit mit dem Minoritenorden und der Diözese Assisi verantwortlich zeichnet, steht unter dem Motto „Durst nach Frieden - Religionen und Kulturen im Dialog“. Sant’Egidio verfügt über reiche Erfahrung bei der Organisation der Gebetstreffen. Die Gemeinschaft veranstaltet seit 1987 alljährlich in einer anderen Stadt ein solches Treffen „im Geist von Assisi“.

Papst will weltweites Friedensgebet

Papst Franziskus ruft für Dienstag, 20. September, zu einem weltweiten Gebetstag für den Frieden auf. Dieser steht im Zusammenhang mit dem interreligiösen Treffen in Assisi, das der Papst leiten wird. „Der Heilige Vater bittet darum, dass die ganze Kirche dafür sensibilisiert wird“, heißt es in einem am Mittwoch verbreiteten Schreiben des vatikanischen Staatssekretariats. Der Appell richtet sich an die Bischofskonferenzen aller Länder der Welt.

Die Veranstaltung findet vom kommenden Sonntag bis Dienstag in Assisi statt. Die umbrische Kleinstadt, Heimatort des Ordensgründers und Friedensapostels Franziskus (1181/82-1226) erwartet zu den Podien, Vorträgen und Gebeten rund 12.000 Teilnehmer.

Auch Vertreter der Nicht-Glaubenden

Der Sprecher des Minoritenkonvents in Assisi und Mitorganisator des Treffens, Pater Enzo Fortunato, sagte Radio Vatikan gegenüber am Dienstag, es nähmen über 470 Religionsführer und Redner teil. Neun Religionsgemeinschaften würden vertreten sein, aber es gebe auch Vertreter der Nicht-Glaubenden wie den polnischen Philosophen Zygmunt Bauman.

„Beim Gebetsmoment machen wir es wie 2002 mit den drei monotheistischen Religionsgemeinschaften, die im Inneren des Konvents beten werden. Die Christen werden in der Unteren Basilika beten, die Muslime beim Theologischen Institut, und die Juden werden in der Frate-Elia-Aula beten: Somit werden alle drei Gemeinschaften im Herzen der Franziskaner-Konvents sein“, so Fortunato.

Papst Franziskus in der  Basilika Santa Maria degli Angeli in Assisi

APA/AP/L'Osservatore Romano/Pool

Papst Franziskus bereiste erst im August Assisi

Kein Spektakel, sondern Glaube

Dass es kein eigentliches gemeinsames Gebet gebe, habe damit zu tun, „dass man aus dem Treffen nicht einfach ein Spektakel machen, sondern den Glauben jeder Religionsgemeinschaft respektieren“ wolle, erklärte der Bischof von Assisi, Domenico Sorrentino, im Radio: „Vor fünf Jahren hat uns Papst Benedikt XVI. bei dem Treffen genau erläutert, wie wir dieses Gebetstreffen verstehen sollen. Es darf ja kein Missverständnis geben, wenn es um die religiöse Ebene eines solchen Treffens geht. Papst Franziskus, der an dem Treffen am letzten Tag persönlich teilnehmen wird, unterstützt diese Linie seines Vorgängers.“

Es gehe nicht um Synkretismus, so der Bischof. Ziel sei vielmehr, ein Zeugnis für den Frieden zu geben. „Wir sind überzeugt, dass der Besuch des Papstes viel dazu beitragen wird. Die Welt von heute braucht den Frieden mehr denn je.“

Das kommende Welttreffen der Religionen hat nach den Worten von Erzbischof Sorrentino einen „prophetischeren“ Charakter als je zuvor seit dem Start 1986. „Es war eine prophetische Intuition von Johannes Paul II. Er setzte in das Gebet das Vertrauen, dass die Dinge sich in etwas Gutes wandeln können. Seither beten wir in Assisi beispielsweise jeden 27. Oktober für den Frieden auf der Welt, mit einem Tag des Gebets, den wir bei uns eingeführt haben.“

Gemeinsames, interreligiöses Mittagessen

Papst Franziskus wird am 20. September um ca. 11.00 Uhr mit dem Helikopter in Assisi landen. Um 11.30 Uhr soll er im Minoritenkonvent dessen Kustos P. Mauro Gambetti sowie dem Ökumenischen Patriarch Bartholomaios I., dem anglikanischen Primas Justin Welby, dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Mar Ignatius Aphrem II. begegnen, sowie höchsten Repräsentanten des Islam, des Judentums und des Buddhismus.

Beim gemeinsamen Mittagessen im Refektorium um 13 Uhr werden auch einige Kriegsopfer anwesend sein, zudem wird laut den Ankündigungen in besonderer Weise auf das bevorstehende 25-Jahr-Jubiläum der Amtsübernahme von Patriarch Bartholomaios I. hingewiesen. Mit diesem, sowie auch mit Erzbischof Welby, Patriarch Aphrem II. und den islamischen und jüdischen Repräsentanten führt der Papst am Nachmittag Einzelgespräche.

Friedensappell an die Welt

Um 17.15 Uhr ist die Abschlusszeremonie auf der Piazza San Francesco angesetzt. Grußworte spricht Bischof Sorrentino, danach sprechen Andrea Riccardi, Patriarch Bartholomaios, ein Kriegsopfer sowie je ein muslimischer, ein jüdischer und ein buddhistischer Repräsentant.

Nach der abschließenden Rede von Papst Franziskus wird ein weltweiter Friedensappell veröffentlicht, der an Kinder aus verschiedenen Nationen verteilt wird. Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Kriege, der Unterzeichnung des Friedensappells und dem Austausch des Friedensgrußes fährt der Papst gegen 18.30 Uhr zum Heliport in Santa Maria degli Angeli, von wo er mit dem Hubschrauber den Rückflug in den Vatikan antritt.

religion.ORF.at/KAP