Reformationsgedenken: Luther-Fachtagung in Wien

Mit einer großen, internationalen Luther-Fachtagung klinkt sich die Universität Wien in den internationalen Veranstaltungsreigen zum Reformationsgedenken ein.

Die Katholisch-Theologische und die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien laden vom 5. bis 7. Oktober zur Tagung „Martin Luther im Widerstreit der Konfessionen“. Unter den Referenten finden sich mit Ulrich Körtner, Bertram Stubenrauch, Friedrich Wilhelm Graf, Eberhard Schockenhoff, Notger Slenczka, Johanna Rahner und anderen zahlreiche Luther- und Reformations-Experten aus dem deutschsprachigen Raum.

Vorträge von Lewitscharoff und Bünker

Für den Festvortrag am 5. Oktober über „Luther als Sprachereignis“ konnte die Büchner-Preis-Trägerin Sibylle Lewitscharoff gewonnen werden. Den Abschlussvortrag am 7. Oktober wird Bischof Michael Bünker halten.

Ziel des Symposions soll es sein, durch neue historische und theologische Perspektiven den Reformator Martin Luther für die Gegenwart neu zu entdecken und noch nicht geborgene Potenziale auch der Theologie Luthers für den ökumenischen Dialog der Kirche zu gewinnen. Das sagte Tagungsinitiator Jan-Heiner Tück im Gespräch mit Kathpress.

Veranstaltungshinweis

Tagung „Martin Luther im Widerstreit der Konfessionen“ am 5. bis 7. Oktober, Universität Wien

Es gehe darum, „Differenzen offen zu legen“ und zugleich neue Perspektiven in einem zum Teil festgefahrenen ökumenischen Dialog aufzuzeigen, so der an der Universität Wien lehrende katholische Theologe. Kritisch müsse etwa in Richtung evangelische Theologie gefragt werden, ob diese nicht eine überzogene Stilisierung Luthers als „Katalysator der neuzeitlichen Freiheitsgeschichte“ vornehme und damit unter den Tisch fallen lasse, dass Luthers Freiheitsverständnis kaum mit einem modernen Begriff von Freiheit vermittelbar ist.

Von Luthers Kreuzestheologie lernen

Katholischerseits könne man aus einer kritischen Lektüre etwa von Luthers Kreuzestheologie lernen. Auch die Kernthese Luthers von der Rechtfertigung des Menschen „allein aus Glauben“ könne heute durchaus gesellschaftskritisch fruchtbar gewendet werden, so Tück: „In unserem von gnadenlosen Leistungsimperativen dominierten Reizklima“ könne es „durchaus entlastend sein, auf einen Glauben hinzuweisen, in dem Gott den Menschen anerkennt, ganz unabhängig davon, was er leistet“.

Evangelischerseits wird die Tagung vom Wiener lutherischen Theologen Christian Danz initiiert. Danz zufolge gelte es, auch das Kirchenverständnis Luthers wieder verstärkt in den Blick zu nehmen. Dieses trete bei den heutigen ökumenischen Dialogen zumeist in den Hintergrund. Dabei sei dies „ein entscheidender und auch zukunftsweisender Punkt“, so Danz gegenüber Kathpress.

Luthers Unterscheidung gerade einer „verborgenen“ und einer „sichtbaren“ Kirche könne dazu beitragen, eine größere Distanz zur Institution Kirche aufzubauen und bestehende kirchliche Strukturen stets kritisch zu hinterfragen. Laut Tück sei dieser Impuls bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) etwa in der Rede vom „Mysterium“ der Kirche aufgegriffen worden.

religion.ORF.at/KAP

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