Jesuiten wählen neue Ordensleitung

Der Jesuitenorden eröffnet am 2. Oktober in Rom seine Generalkongregation. Es handelt sich dabei um das höchste kollektive Leitungsorgan des fast 500 Jahre alten Ordens, dem auch Papst Franziskus angehört.

Beim Eröffnungsgottesdienst am 2. Oktober, 17.30 Uhr, in der Kirche Il Gesu werden 215 Ordensdelegierte aus der ganzen Welt konzelebrieren, wie die Jesuitenkurie in Rom am Donnerstag mitteilte. Die Ordensoberen der Jesuiten treten in den folgenden Tagen in der Kongregations-Aula am römischen Borgo Santo Spirito zu ihrer Vollversammlung zusammen und werden dann auch einen neuen Generaloberen wählen.

Es handelt sich um die 36. Generalkongregation in der Geschichte des im Jahr 1534 von heiligen Ignatius von Loyola gegründeten Ordens. Papst Franziskus ist der erste Jesuit an der Spitze der katholischen Kirche.

Größter katholischer Männerorden

Der amtierende Ordensgeneral, Adolfo Nicolas Pachon (80), hatte bereits vor zwei Jahren angekündigt, 2016 sein Amt niederlegen zu wollen. Nachdem die Vorsteher der Ordensprovinzen den Amtsverzicht offiziell angenommen haben - was zu erwarten ist -, muss die Generalkongregation eine neue Leitung wählen. Die Jesuiten sind mit 17.300 Mitgliedern der größte Männerorden der katholischen Kirche.

Der „schwarze Papst“

Normalerweise amtiert der Generalobere der Jesuiten, der wegen seiner einstigen Machtfülle und mit Blick auf die Ordenstracht auch „schwarzer Papst“ genannt wird, auf Lebenszeit. Erstmals trat 2008 mit Peter Hans Kolvenbach (1983-2008) ein Jesuitengeneral vorzeitig von der Ordensleitung zurück. Nach einem Schlaganfall von General Pedro Arrupe (1964-1981) setzte Papst Johannes Paul II. bis zu Arrupes Tod 1983 zwei Stellvertreter ein.

Der polyglotte Spanier Nicolas wurde 2008 zum Ordensgeneral gewählt. Er ist der 29. Nachfolger des Gründers Ignatius von Loyola (1491-1556). Zuvor wirkte der in Madrid und Rom ausgebildete Theologe viele Jahre für seinen Orden in Japan.

Kein Kloster, keine Ordenstracht

Die Jesuiten sind heute in 125 Ländern der Welt tätig. Die von Inigo (Ignatius) Lopez de Loyola am 15. August 1534 mit seinen Gefährten in Paris gegründete Gemeinschaft trägt als korrekte Bezeichnung den Namen „Societas Iesu“ (Gesellschaft Jesu/SJ). Jesuiten sind keine Mönche, sie führen kein Klosterleben, und sie tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Jesuiten gelten, nicht zuletzt wegen ihrer exzellenten Ausbildung und ihrer strengen geistlichen Übungen (Exerzitien), als intellektuelle Elite und Avantgarde des Katholizismus. Ihre römische Hochschule, die „Gregoriana“, ist die renommierteste unter den Päpstlichen Universitäten.

Aufgabenfelder des Ordens sind traditionell Schulen, Universitäten und Priesterausbildung, seit einiger Zeit auch die Medienarbeit. Die Jesuiten leben nicht ortsgebunden in Klöstern, sondern in ordenseigenen Einrichtungen und Häusern. Sie sollen mobil und verfügbar sein, um an verschiedenen Orten immer wieder neue Aufgaben zu übernehmen.

90 Jesuiten in Österreich

In Österreich leben und arbeiten gegenwärtig knapp 90 Jesuiten. Zu ihren Aufgaben zählen die Exerzitien- und Bildungsarbeit, vor allem im Kardinal-König-Haus in Wien, die Arbeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck und in der Priesterbildung im Collegium Canisianum sowie verschiedene pastorale und soziale Tätigkeiten in Wien, Linz, Steyr und Graz. Das früher jesuitische „Kollegium Kalksburg“ in Wien wird jetzt von der „Vereinigung von Ordensschulen Österreichs“ geführt, das „Kollegium Aloisianum“ in Linz-Freinberg von einem Schulverein.

Zu dem weit gestreuten Arbeitsfeld der Jesuiten gehören auch Berufe wie Schriftsteller, Sozialarbeiter, geistliche Begleiter, Manager, Pfarrer, Jugendarbeiter und vieles andere mehr. Österreichische Jesuiten leben und arbeiten auch in Rom, Deutschland, Rumänien und in Taiwan.

religion.ORF.at/KAP

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