Hilfsorganisationen warnen vor Hungerkrise in Nigeria

Internationale Hilfsorganisationen haben vor einer Hungerkrise im Nordosten Nigerias gewarnt. Rund 4,4 Millionen Menschen seien in dem westafrikanischen Land von Hunger bedroht, teilte Oxfam am Freitag im Namen von 14 weiteren Hilfsorganisationen mit.

Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram führt im Nordosten Nigerias einen blutigen Feldzug zur Errichtung eines islamischen Staats und bedroht zugleich mehrere afrikanische Länder. Seit 2009 töteten die radikalen Islamisten in Nigeria, Kamerun, Niger und dem Tschad mindestens 14 000 Menschen, etwa 2,7 Millionen Menschen sind dadurch aktuell auf der Flucht.

Kirchengemeinden in Nigeria helfen Hungernden

oxfam Novib

Viele Kirchengemeinden in Nigeria helfen den Flüchtlingen und verköstigen täglich mehrere Tausend Menschen mit Nahrung

Hungersnot

Die UNO definiert eine Hungersnot wie folgt:

  • mindestens 20 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu weniger als 2100 Kilokalorien pro Tag
  • mindestens 30 Prozent der Kinder sind akut unterernährt (Wasting)
  • mindestens zwei von 10.000 Menschen (oder vier von 10.000 Kindern) sterben täglich an Nahrungsmangel

Oxfam kritisiert, dass Binnenvertriebenen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet werde. „Wir erleben hier eine unglaubliche Solidarität unter der Bevölkerung, die Vertriebene großzügig aufnimmt“, sagte Lisa Bay, Einsatzleiterin von Oxfam in der Tschadsee-Region. „Aber die Gastfamilien haben inzwischen selbst nichts mehr, was sie mit den Vertriebenen teilen könnten. Diese Menschen sind dringend auf humanitäre Hilfe, wie Nahrung und Trinkwasser angewiesen. Doch die internationale Nothilfe läuft nur schleppend an.“

Der Kampf des nigerianischen Militärs gegen Boko Haram habe unter anderem zur Folge, dass Teile des Krisengebiets weiträumig abgeriegelt wurden, so dass Landwirtschaft nicht mehr möglich sei und der Bevölkerung die Lebensgrundlage fehle. Märkte seien geschlossen, wichtige Transportmittel aus Angst vor Anschlägen verboten.

Sexuelle Übergriffe

Insbesondere Frauen sollen nun auch stärker vor Gewalt und sexuellen Übergriffen geschützt werden. Binnenvertriebene Frauen, die ihr Hab und Gut auf der Flucht verloren haben und ohne Begleitung männlicher Verwandter im Nordosten Nigerias leben, sind besonders gefährdet.

Erfahrungen zeigen, dass Frauen, deren Existenz gesichert ist, seltener Opfer von Gewalt werden, so die Oxfam Regionalverantwortlichen. „Sie sehen sich weniger häufig gezwungen, ihren Lebensunterhalt durch Prostitution zu bestreiten. Somit sinkt ihr Risiko, stigmatisiert zu werden oder in gewaltvolle Situationen zu geraten.“

Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks (Unicef) hatte die Gewalt der islamistischen Terrorgruppe auch rund 1,4 Millionen Kinder im Nordosten Nigerias und den Nachbarstaaten zur Flucht gezwungen.

religion.ORF.at/dpa

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