Papst verurteilt „terroristischen“ Journalismus

Papst Franziskus hat einen verantwortungsvollen Journalismus gefordert. Tatsachenberichte und die Achtung der menschlichen Würde seien bei dieser Arbeit von zentraler Bedeutung. Klatsch und Gerede zu verbreiten, sei eine Form des Terrorismus.

Auch mit Worten könne man Personen töten, sagte Papst Franziskus am Donnerstag im Vatikan vor über 400 Vertretern des Nationalen Journalistenverbands Italiens, darunter etliche Starjournalisten. „Der Journalismus darf keine Vernichtungswaffe werden, die Einzelpersonen und sogar Völker trifft“, so der Papst. Der Pontifex betonte die Verantwortung, die Journalisten hätten.

Journalismus ist „Berufung“

Trotz des Relevanzverlusts von Print und Fernsehen gegenüber digitalen Medien seien kompetente Journalisten nach wie vor ein „Eckpfeiler“ für das Leben und die Vitalität einer freien und pluralistischen Gesellschaft, bekannte Franziskus. Wenige Berufe hätten einen derart starken Einfluss auf die Gesellschaft wie jener der Journalisten, die deshalb auch große Verantwortung hätten. Journalismus sei eine „Berufung“, bei der es um Wachstum der sozialen Dimension des Menschen und um einen Beitrag zur Erschaffung eines wahren Bürgertums gehe. Die Vertreter des Berufes seien somit Hüter einer der Säulen, auf denen die demokratische Gesellschaft aufgebaut sei.

Papst Franziskus bei einer Rede

Reuters/Remo Casilli

Papst Franziskus betonte die Verantwortung, die Journalisten haben

Journalisten sollten „die Wahrheit lieben“ und mit ihrer Arbeit „die Wahrheit bezeugen“, schärfte Franziskus ein. Dabei gehe es nicht darum, ob man selbst gläubig sei oder nicht. Entscheidend sei vielmehr, dass ein Journalist mit sich selbst und mit anderen redlich umgehe.

Den Tatsachen sollten Journalisten so nahe wie möglich kommen statt über Dinge zu schreiben, von denen man wisse, dass sie nicht stimmten, so der Papst. Wahrheitsgetreues und unabhängiges Berichten sei ein hoher Wert, zudem sollten sich Journalisten nie politischen oder wirtschaftlichen Interessen beugen. Alle Diktatoren hätten versucht, die Medien unter Kontrolle zu halten und neue Regeln für den Journalismus aufzustellen, erinnerte der Pontifex.

Konflikte nicht anheizen

Weiter mahnte er, keine Ängste vor Migration zu schüren, die ja durch Hunger und Krieg erzwungen sei. Statt der „Versuchung“ zu erliegen, durch das Mittel der Sprache schwelende Konflikte und Teilungen in der Gesellschaft anzuheizen, solle der Journalismus Versöhnungsprozesse beschleunigen und zu einer „Kultur der Begegnung“ beitragen.

Außerdem legte der Papst seinen Zuhörern die Achtung der Würde des Menschen ans Herz. Dass Journalisten Kritik übten und Missstände anprangerten, sei „legitim“. Doch werde ein Artikel „heute veröffentlicht und morgen durch einen anderen ersetzt“. Aber eine zu Unrecht diffamierte Person „kann für immer zerstört werden“. „Respekt für die menschliche Würde ist in jedem Beruf wichtig, im Journalismus aber ganz besonders, weil hinter jedem Bericht, hinter jedem Ereignis das Leben von Menschen steckt“, betonte der Papst. Es gehe um „den anderen, dessen Leben und dessen Gefühle“.

religion.ORF.at/KAP