Islam-Schwerpunkt bei Priesterfortbildung

Dem Islam war die diesjährige Priesterfortbildungswoche der diözese St. Pölten gewidmet. „Das Thema wird immer wichtiger und dringlicher“, zitierte der Pressedienst der Diözese Weihbischof Anton Leichtfried, zuständig für die Weiterbildung der Priester.

Mit hochkarätigen Referenten habe man sich sowohl theoretisch als auch praktisch mit dem Islam beschäftigt. Neben dem Ludwigsburger Religionsphilosophen Jameleddine Ben Abdeljelil referierten u.a. der Grazer Professor Karl Prenner, der „Presse“-Journalist und Orient-Experte Wieland Schneider, der Islam-Experte P. Josef Herget oder der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück.

Nach einem Grundkurs über das Basiswissen zum Islam wurde die politische Situation im Nahen Osten und in Nordafrika näher erläutert. Auch heikle Themen wie die Konversion von Muslimen zum Christentum wurden besprochen. Weihbischof Leichtfried wies dabei darauf hin, dass Taufen erst nach einem einjährigen Katechumenat möglich sind.

„Wo gibt es Moscheen?“

Auch das Verhältnis Islam und Christentum am Beispiel der Landeshauptstadt St. Pölten war ein Aspekt, etwa anhand der Fragen „Wo gibt es Moscheen und Gebetsstätten?“ Priester aus verschiedenen Kontinenten erzählten zudem von ihren Erfahrungen: vom friedlichen und guten Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen in Uganda bis hin zur ständigen Bedrohung durch die Terrormiliz Boko Haram in Nigeria.

Weihbischof Leichtfried stellte fest, es gebe unter den Priestern ein großes Bedürfnis nach mehr Wissen über den Islam und seine verschiedenen Strömungen. Auch hierzulande brauche es immer mehr Informationen, da die Zusammenarbeit und Begegnungen der Religionen schon in vielen Bereichen im Gange sei: in der Schule, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz.

„Drei Götter?“

In Wien oder Vorarlberg wäre der Umgang mit Muslimen schon geläufiger, in ländlichen Gegenden der Diözese St. Pölten sei das Thema jedoch neu. So müsse man als Christ vielleicht plötzlich Fragen wie „Habt ihr drei Götter?“ beantworten - in Anlehnung an den Glauben an den dreifaltigen Gott. Ebenso: „Was passiert bei der Taufe?“, oder: „Wer ist Jesus eigentlich für Euch?“ Da müssten dann Christen plötzlich Antworten auf Basisfragen des Glaubens geben. Und diese Begegnungen könnten für die eigene, christliche Religion sehr fruchtbar sein.

Innerhalb der nächsten Jahre vier Jahre sollen sich alle Priester der Diözese St. Pölten intensiv mit dem Islam beschäftigen, u.a. im Rahmen der jährlichen Priesterfortbildungswoche, stellte Leichtfried in Aussicht.

religion.ORF.at/KAP