Schönborn 25 Jahre Bischof: Papst gratuliert

Papst Franziskus hat dem Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn in einem persönlichen Glückwunschschreiben zum Silbernen Bischofsjubiläum für dessen Dienst gedankt.

Anlass für das auf Latein verfasste dreiseitige Schreiben aus dem Vatikan ist die Bischofsweihe Schönborns vor 25 Jahren am 29. September 1991 im Wiener Stephansdom. Nachdem Christoph Schönborn vor 25 Jahren, am 29. September 1991, zum Bischof geweiht worden war, segelte die katholische Kirche in Österreich selten in ruhigen Gewässern. Von Missbrauchsvorwürfen innerhalb des Klerus bis zu umstrittenen Personalbesetzungen - Schönborn gilt seither als „Krisenmanager Gottes“.

Kardinal Christoph Schönborn

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25 Jahre Bischof: Kardinal Christoph Schönborn

„Übereinstimmung von Wort und Werk“

In dem Glückwunschschreiben würdigt der Papst Schönborns Wirken als Verkündiger des Evangeliums, sowohl durch das Wort als auch durch sein Beispiel. „Wir wissen, dass du in deinem Dienst ein Zeuge jener Übereinstimmung von Wort und Werk bist, durch die wir Hirten, mit der Hilfe des Herrn, die Kraft bekommen zu bekennen, was wir glauben, und auszuführen, was wir lehren, und dass du so in deinem höchsten Hirtenamt der Verkündigung der Frohbotschaft darauf bedacht bist, dass die Schafe durch die von dir übernommene Sorge für die heilige Lehre, durch dein Wort genährt und durch dein Beispiel geformt, dem Weg folgen mögen, den du durch Wort und Beispiel zeigst“, so der Papst.

„Lobenswert“

„Das Leben Jesu hast du unaufhörlich als Grundlage der wahren Freiheit gezeigt, die die Menschen der Hinfälligkeit der irdischen Gewohnheit entreißt und Raum schafft für die göttliche Barmherzigkeit, die das herausragende Hilfsmittel von Christus selber ist, das wir für jeden Einzelnen erflehen", heißt es in dem auf Latein verfassten Glückwunschschreiben“, heißt es in dem Schrieben weiter. Weiters würdigt Franziskus die vielfältigen Aufgaben des Wiener Erzbischofs im Vatikan selbst, und dass er seit Jahren „in lobenswerter Weise“ den Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz führe.

Weltoffen und intellektuell

Schönborn gilt in Kirchenkreisen als weltoffen und intellektuell. Seine fast verschämte Art, Glaubenswahrheiten zu verkünden, beeindruckt selbst liberale Kritiker des aus adeligem Hause stammenden Dominikaners, dessen Stammbaum mit mehr als einem Dutzend Bischöfen und Kardinälen aufwarten kann. Beim kritischen Kirchenvolk hat es Schönborn hingegen schwerer. Er greift „heiße Eisen“ oft zögerlich an und reagiert dann im nicht immer deutlichem „Kirchensprech“.

Kardinal Christoph Schönborn (2007)

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Der Papst gratulierte Schönborn in einem Schreiben

Letztlich fallen ihm aber doch noch - zumindest für hohe Kleriker - deutliche Worte ein. In der Causa um den letztendlich verhinderten Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner war es etwa ein geharnischter Hirtenbrief der Österreichischen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender Schönborn ist.

Fürsprecher des interreligiösen Dialogs

Nach dem Tod von Johannes Paul II. firmierte Schönborn im „Papst-Toto“ ganz oben. Der immer elegant auftretende Kardinal ist nicht nur einer der profiliertesten Fürsprecher des interreligiösen Dialogs, er hat sich auch die innere Erneuerung des Katholizismus auf seine Fahnen geschrieben.

Der Sohn einer alleinerziehenden Mutter hat seine Begeisterung für Erneuerungsbewegungen wie das „Neokatechumenat“ bis heute nicht verloren. Beobachter sehen darin die Strategie, die katholische Kirche auf einen „gesunden harten Kern“ tief Gläubiger zu konzentrieren, statt die große Masse von „Taufscheinchristen“ mit Konzessionen an den „Zeitgeist“ bei der Stange zu halten. In diesem Licht ist auch die Sympathie Schönborns für das orthodoxe Judentum zu sehen.

Deutliche Worte zum Holocaust

So bezeichnete er es als „lebenswichtig“ für die Zukunft der Kirche, die Bibel „im Lichte ihrer jüdischen Auslegung“ zu studieren. Bei einer Jerusalem-Reise der österreichischen Bischöfe, aber auch bei anderen Anlässen fand Schönborn immer wieder deutliche Worte zum Holocaust, was ihm Lob vonseiten der jüdischen Gemeinde einbrachte.

Aber auch gegenüber dem Islam betätigte sich Schönborn als „Eisbrecher“. Als erster Kardinal traf er 2001 im Iran mit der religiösen und weltlichen Führung des islamischen „Gottesstaates“ zusammen. Nach den Terrorattacken gegen die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ kritisierte er sogar die seiner Meinung nach „verächtlich machenden und vulgären Karikaturen“ darin. Weniger ins Bild passten seine kürzlich geäußerten Worte zu einem „dritten islamischen Versuch der Eroberung Europas“. Nach heftigen Reaktionen und mit Verweis auf den „Missionsauftrag des Islam“ sprach er von einem „Missverständnis“.

Freundlich im Ton, hart in der Sache

In gesellschaftspolitischen Bereichen marschiert der Wiener Erzbischof die Vatikan-Linie treu mit, etwa bei der Ablehnung von Abtreibungen. Kirchenkritikern, die etwa die Abschaffung des Zölibats und die Priesterweihe für Frauen fordern, begegnet Schönborn zwar freundlich im Ton aber hart in der Sache. Den Wechsel von Papst Benedikt XVI. zum liberalen Franziskus vollzog Schönborn ebenfalls mit: Im Rahmen der Familiensynode des Vatikans äußerte sich Schönborn für seine Verhältnisse überraschend offen zu homosexuellen Partnerschaften.

Gute Verbindungen hat der am 22. Jänner 1945 im böhmischen Skalsko geborene Schönborn in den Vatikan. Beobachter sagen ihm ein Naheverhältnis zu Benedikt XVI. seit dessen Jahren als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation nach. Anfang der 1970er-Jahre absolvierte Schönborn ein Studienjahr bei ihm an der Universität Regensburg.

Papst-Besuch als Höhepunkt

1981 berief Ratzinger den begabten Dominikaner, der Französisch, Spanisch, Englisch und Italienisch spricht, in die internationale Theologenkommission des Vatikan und machte ihn zum Redakteur des Weltkatechismus (1992), der die Glaubenslehre der katholischen Kirche festschreibt. Ein Höhepunkt in Schönborns bisheriger Amtszeit war auch der Besuch des Papstes 2007 in Österreich.

Kardinal Christoph Schönborn, im Hintergrund Papst Benedikt XVI.

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Der Besuch von Papst Benedikt XVI.: ein Höhepunkt in Schönborns Amtszeit

Krisenmanager

Den österreichischen Katholiken ist der nach der Vertreibung seiner Familie in Vorarlberg aufgewachsene Schönborn vor allem als Krisenmanager bekannt. Seit 1991 Wiener Weihbischof, verdankte er seinen größten Karrieresprung der schwersten Kirchenkrise Österreichs. Nachdem sein Vorgänger Hans Hermann Groer wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs von Zöglingen abtreten musste, wurde Schönborn im September 1995 Wiener Erzbischof.

Als solcher betrieb er auch die Demontage des streitbaren St. Pöltner Bischofs Kurt Krenn, der im Herbst 2004 über eine Sexaffäre an seinem Priesterseminar stolperte. Dabei gilt Schönborn - seit 1998 Kardinal - als äußerst konfliktscheu. So entließ er im Jahr 1999 seinen Generalvikar Helmut Schüller, indem er ihm kurzerhand den „Blauen Brief“ unter der Tür durchschob.

Zahlreiche Ämter

Schönborn ist in der Bischofskonferenz u. a. Vorsitzender der Glaubenskommission, fungiert als Medienbischof und vertritt die Bischofskonferenz im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Daneben sind dem Kardinal auch zahlreiche weltkirchliche Funktionen übertragen. Er ist Mitglied der vatikanischen Kongregationen für Glaubenslehre, Bildung sowie Ostkirchen, sondern auch der Päpstlichen Räte für Laien und Neuevangelisierung.

Dass Papst Franziskus den Wiener Erzbischof überdies in die Kardinalskommission der Vatikanbank (IOR) berufen und im Frühjahr 2016 mit der Präsentation des päpstlichen Familiendokuments „Amoris laetitia“ beauftragt hat, wird allgemein als Zeichen des Vertrauens und der Wertschätzung verstanden.

Privatleben unter Verschluss

Sein Privatleben hält Schönborn streng unter Verschluss. Der Kardinal, der seine Kindheit in Schruns in Vorarlberg verbrachte, ist leidenschaftlicher Jasser, ein Kartenspiel zu dem er des öfteren ehemalige Landsleute in Wien trifft. Schönborns Bruder ist der Schauspieler Michael Schönborn. Bescheiden gibt sich Schönborn auch stets, wenn es um seine eigene Person gibt: Wie zu anderen Anlässen ist auch zum Jubiläum der Bischofsweihe kein Festakt oder Ähnliches geplant.

religion.ORF.at/KAP/APA

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