Papst und Anglikaner unterzeichnen Ökumeneerklärung

Papst Franziskus und der anglikanische Primas von England, Justin Welby, treffen am Donnerstag im Vatikan zu einem Gespräch zusammen. Zuvor feierten der Erzbischof von Canterbury und der Papst bereits am Mittwochabend in Rom gemeinsam einen Gottesdienst.

Mit dem Abendgebet in der Kirche Sankt Andreas und Sankt Gregor am Monte Celio erinnerten sie an den Beginn des offiziellen Dialogs zwischen Katholiken und Anglikanern vor 50 Jahren. An der Feier nahmen nach vatikanischen Angaben 36 katholische und anglikanische Bischöfe aus 19 Ländern teil.

Papst Franziskus und Anglikanerprimas Justin Welby in der Kirche San Gregorio al Celio, Rom

APA/AFP/Andreas Solaro

Papst Franziskus und Anglikanerprimas Justin Welby

Zu Beginn des Abendgebets unterzeichneten Franziskus und Welby eine Erklärung. Darin ziehen sie eine gemischte Bilanz des bisherigen Dialogs, äußern jedoch die Hoffnung auf weitere Fortschritte. In den vergangenen 50 Jahren sei ein „großer Fortschritt“ in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen erzielt worden.

Uneinigkeit bei Frauen und Homosexuellen

Besonders mit Blick auf die Weihe von Frauen und die Haltung zu Homosexualität gebe es aber neue Uneinigkeit. Auch die Frage, wie in der Kirche Autorität ausgeübt wird, bleibe strittig. Diese Differenzen dürften aber nicht zu einer Minderung des ökumenischen Engagements führen.

In seiner Predigt rief der Papst beide Kirchen zur Zusammenarbeit im Alltag auf. Katholiken müssten sich stets fragen, ob eine Aktivität nicht gemeinsam mit den „anglikanischen Brüdern“ in Angriff genommen werden könne. Welby sagte, wenn sich Christen untereinander bekämpften und nicht Barmherzigkeit und Vergebung miteinander teilten, werde die Kirche zu einem „Zirkus für Gladiatorenkämpfe“. Die Einheit der Christen entstehe durch Werke der Barmherzigkeit.

Ökumene-Start unter Paul VI.

Den Beginn des offiziellen Dialogs zwischen Katholiken und Anglikanern markiert eine Begegnung des anglikanischen Primas Arthur Michael Ramsey mit Papst Paul VI. am 23. März 1966 im Vatikan. Damals vereinbarten die Kirchenoberen die Einrichtung einer gemischten internationalen Kommission, die seither regelmäßig zusammentrat, um eine Einigung über strittige Themen herbeizuführen.

Papst Franziskus und Anglikanerprimas Justin Welby in der Kirche San Gregorio al Celio, Rom

APA/AFP/Andreas Solaro

Für Zusammenarbeit von Katholiken und ihren „anglikanischen Brüdern“

Das Kloster Sankt Andreas und Sankt Gregor auf dem römischen Hügel Celio war Heimatsitz des Benediktiners Augustinus, den Papst Gregor I. 596 und - nach einem ersten Fehlschlag - nochmals 597 zur Mission der Angelsachsen nach Südengland aussandte. Augustinus wurde später erster Bischof von Canterbury.

Drittes Treffen in Rom

Es ist nach Juni 2013 und Juni 2014 das dritte römische Treffen des aktuellen Primas Welby mit Franziskus. Zuletzt begegneten sich die Kirchenführer beim Weltfriedenstreffen der Religionen in Assisi Mitte September.

Zwischen 1397 und 1960 gab es über Jahrhunderte keinerlei Besuche zwischen dem Papst und dem Primas von England. Im Zuge der Reformation trennte sich König Heinrich VIII. von Rom und erklärte sich 1534 selbst zum Oberhaupt einer anglikanischen Staatskirche. Erst seit dem ökumenischen Tauwetter der 1960er Jahre entwickelte sich ein zunehmend vertrauensvoller Dialog.

religion.ORF.at/KAP

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