Papst kündigt 17 neue Kardinäle an

Wenn Franziskus neue Kardinäle ernennt, betreibt er stets mehr als nur Personalpolitik. Er will Zeichen setzen. Nach dem Angelus-Gebet gab er die Namen von 17 neuen Kardinälen aus allen fünf Kontinenten bekannt, die er am 19. November ernennen will.

13 davon sind unter 80 und damit derzeit berechtigt, einen neuen Papst zu wählen. Gleich an erster Stelle nannte er einen Namen, der aufhorchen ließ: Mario Zenari. Der Italiener ist päpstlicher Botschafter auf einem der gegenwärtig schwierigsten Posten: in Damaskus.

Überraschender als der Name noch war das, was der Papst dann sagte: dass Zenari auch als Kardinal in Syrien bleibe. Einen päpstlichen Nuntius im Kardinalsrang hat es lange nicht gegeben. Diese Geste werten Beobachter auch als Zeichen der Solidarität mit der notleidenden syrischen Bevölkerung.

Papst beim Angelus-Gebet

APA/AFP/Filippo Monteforte

Papst Franziskus hat die Namen von 17 neuen Kardinälen bekanntgegeben

Zuerst die Weltkirche, dann der Vatikan

Auch diesmal bleibt Franziskus seinem Grundsatz treu: Zuerst die Weltkirche, dann der Vatikan. Nur ein einziger vatikanischer Spitzenvertreter ist unter den neuen Kardinälen: Kevin Joseph Farrell, der Präfekt der neuen Behörde für Familie, Laien und Lebensschutz.

Der Präfekt des ebenfalls neuen vatikanischen Mediensekretariats, Dario Edoardo Vigano, ging hingegen ebenso leer aus, wie der „Bibliothekar und Archivar der Heiligen Römischen Kirche“, Erzbischof Jean-Louis Brugues. Dessen Posten als Leiter von Bibliothek und Archiv im Vatikan war früher stets mit der Kardinalswürde verbunden.

Kardinal für Mauritius

Stattdessen geht Franziskus wie bei den Kardinalsernennungen zuvor an die Ränder der Welt - nach Mauritius etwa. Der Bischof der Hauptstadt Port-Louis darf sich demnächst ebenso als Eminenz anreden lassen wie sein Mitbruder John Rivat, der die Hauptstadtdiözese Port Moresby auf Papua-Neuguinea leitet.

Mit dem Erzbischof von Bangui der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, holte der Papst einen Gastgeber seiner Afrika-Reise im November in sein Beratergremium. Einen künftigen Gastgeber benannte er mit dem Erzbischof von Dhaka. Eine Reise nach Bangladesch sei „fast sicher“, hatte er am vergangenen Wochenende gesagt.

Kein neuer Kardinal in Italien

Die katholische Kirche in Italien bedachte Franziskus spärlich. Nachdem er bereits bei den ersten beiden Durchgängen 2014 und 2015 Außenseiterbischöfe statt der üblichen Anwärter aus Venedig und Turin ausgewählt hatte, geht die Apenninhalbinsel, diesmal hinsichtlich der Papstwähler gänzlich leer aus.

Nur unter den vier Geistlichen, die der Papst als über 80-jährige für ihre besonderen Verdienste um die Kirche zusätzlich zum Kardinal ernennt, ist ein pensionierter italienischer Bischof. Die einzigen traditionellen Anwärter auf die Kardinalswürde, die Franziskus berücksichtigt hat, stammen aus Europa: Es sind die Erzbischöfe von Madrid und Mecheln-Brüssel.

Drei neue Kardinäle für die katholikenreichste Region

Mit drei Kardinälen stellen die Lateinamerikaner die größte Gruppe. Der erste Papst aus Lateinamerika betreibt keine Lateinamerikanisierung mit der Brechstange, trägt aber dem Umstand Rechnung, dass beinahe die Hälfte aller Katholiken in dieser Region lebt. Auffallend ist, dass er mit Merida in Venezuela und Tlaneplatla in Mexiko ein weiteres Mal kaum bekannte Diözesen mit der Kardinalswürde aufwertet.

Bemerkenswert sind die beiden neuen Kardinäle aus den USA. Mit Chicagos Erzbischof Blase Cupich befördert Franziskus seinen treuesten Gefolgsmann in der US-amerikanischen Bischofskonferenz. Mit dem Erzbischof von Indianapolis, Joseph William Tobin, ernennt er einen Geistlichen, der bis zum Oktober 2012 zweiter Mann der vatikanischen Behörde für die Orden war. Mit dieser Entscheidung habe der Papst die katholische Kirche in den USA mehr in die Mitte gerückt hin zu einer weniger „kulturkämpferischen Haltung“, schrieb ein US-amerikanischer Kommentator.

Strategisch bedeutsame Gewichtsverschiebungen ergeben sich allerdings auch nach der dritten Runde von Kardinalsernennungen in Franziskus’ Amtszeit noch nicht. Mit 53 von 121 papstwahlberechtigten Kardinälen stellen die Europäer auch nach den neuen Erhebungen am 19. November weiter mit Abstand die größte Gruppe. Die Mehrheit der Kardinäle haben noch Benedikt XVI. und Johannes Paul II. in das Kollegium berufen.

religion.ORF.at/KAP

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