Diakonweihe: Fast alle Kandidaten verheiratet

Kardinal Christoph Schönborn weiht am Samstag im Stephansdom 15 Männer zum Dienst als Ständige Diakone. Fast alle Weihekandidaten sind verheiratet.

Wie es in Presseunterlagen der Erzdiözese Wien heißt, verbinden 13 der Weihekandidaten „Ehering und Stola“. Insgesamt wird es nach der Weihe 202 Diakone in der Erzdiözese Wien (die auch das niederösterreichische Wein- und Industrieviertel umfasst) geben.

Zum Vergleich: Laut der jüngsten verfügbaren Kirchenstatistik aus dem Jahr 2014 verfügt Wien über 513 Diözesanpriester. Während deren Zahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich sank, ist bei den Ständigen Diakonen die gegenteilige Entwicklung festzustellen.

Frau und Kinder erlaubt

Zum Ständigen Diakon - ein Amt, das es bereits in der Frühzeit der Kirche gab, ab dem 8. Jahrhundert jedoch an Bedeutung verlor und erst beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wiederbelebt wurde - können auch verheiratete Männer geweiht werden.

Ein Priester und ein Diakon bei der Messe

APA/dpa/Fredrik von Erichsen

Ein Diakon „dient“ im Gottesdienst

Voraussetzungen sind die Absolvierung einer umfassenden Ausbildung - und die Zustimmung der Ehefrau: „Schließlich ist dieses Amt mit sehr viel Zeitaufwand verbunden“, hieß es seitens der Erzdiözese Wien. Wer zum Zeitpunkt der Weihe alleinstehend ist, muss auch weiterhin zölibatär leben.

Unterstützer von Priester und Bischof

Während Priester und Bischof Leitungsaufgaben in Gemeinde bzw. Diözese haben, obliegt es den Diakonen, diese dabei zu unterstützen. Diakon kommt vom altgriechischen Wort „diakonos“ (dt.: Diener, Helfer). Dementsprechend kümmert sich ein Diakon vor allem um Bedürftige und Notleidende - auch im Ausland: Zwei der Wiener Diakone sind in Ecuador im Einsatz.

Er unterstützt den Pfarrer oder Bischof aber nicht nur in Caritas und Seelsorge, sondern übernimmt auch organisatorische Aufgaben in der Pfarre oder Diözese. Außerdem hat der Diakon eine besondere Rolle in der Liturgie: Er verkündet in der Messfeier das Evangelium, darf predigen, bereitet die eucharistischen Gaben vor und teilt die Kommunion aus. Ebenso wie der Priester kann der Diakon das Sakrament der Taufe spenden, kirchliche Trauungen durchführen und den Beerdigungsritus leiten.

1970 erste Diakonweihe in Österreich

Nach der Wiedereinführung des Diakonats als eigenständige hierarchische Weihestufe durch das Konzil beschloss die Bischofskonferenz 1966 die Umsetzung dieses Beschlusses in Österreich. 1970 wurden die ersten Diakone geweiht, heute gibt es hierzulande mehr als 700 Ständige Diakone, die meisten von ihnen sind ehrenamtlich tätig.

Voraussetzung für die Diakonatsweihe ist ein theologisches Studium oder ein Abschluss der „Theologischen Kurse“, die sich an den Fächern des universitären Theologiestudiums orientieren und vier bis fünf Semester dauern. Für die weitere Ausbildung sind die einzelnen Diözesen zuständig. In Wien dauert die Ausbildung am „Institut für den Ständigen Diakonat“ vier Jahre und umfasst u. a. ein Sozialpraktikum z. B. im Krankenhaus, in einer Obdachloseneinrichtung oder in einer Haftanstalt sowie ein Pastoralpraktikum in der eigenen oder einer fremden Pfarre.

Früher auch Frauen

Die Urkirche kannte auch Diakoninnen. Deren historische Rolle wird auf Wunsch von Papst Franziskus von einer Kommission beleuchtet; derzeit ist die Weihe zum Diakon Männern vorbehalten.

Über die Weihekandidaten teilte die Erzdiözese Wien mit: „Michael ist Projektmanager, Peter ist Architekt, Arpad ist Pastoralassistent, Harald ist Pädagoge, Gerhard arbeitet bei der Stadt Wien und Walter ist bereits in Pension. Viktor ist verheiratet und hat acht Kinder, Thomas ist Single, Josef lebt als Mönch im Kloster.“ Bei aller Unterschiedlichkeit hätten diese Männer eines gemeinsam: den Wunsch, hinkünftig als Diakon für die Kirche im Einsatz zu sein.

religion.ORF.at/KAP

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