Die geretteten Manuskripte von Timbuktu
Islamistische Terror-Milizen unter der Führung von Ansar Dine zerstörten 2012 in Timbuktu zahlreiche Mausoleen und andere islamische Heiligtümer, weil sie darin Götzenanbetung sahen. Die meisten - ebenfalls von Zerstörung bedrohten - Manuskripte der weltberühmten Bibliothek von Timbuktu konnten allerdings von deren Leiter, Abdelkader Haidara, gerettet werden. Einige davon sind von 18. bis 26. Oktober in der Nationalbibliothek in Wien ausgestellt.
CSMC, Universität Hamburg
Zentrum islamischer Kultur
Bereits im Mittelalter sei die Handelsmetropole Timbuktu am Fluss Niger ein geistiges Zentrum der islamischen Wissenschaft und Kultur gewesen, berichtete der Ö1-Journalist Johannes Kaup am Montag. Bedeutende muslimische Heilige und Gelehrte aus ganz Westafrika brachten ihre eigenen Bibliotheken in die „Stadt der 333 Heiligen“.
Sendungshinweis
Religion aktuell vom 17.10.2016 zum Nachhören
Nachdem dschihadistische Gruppen die Macht in Nordmali übernommen hatten und auch in Timbuktu Terror herrschte, floh jeder der konnte in benachbarte Länder oder in den Süden Malis. Haidara von der Mamma-Haidara-Bibliothek floh nach Bamako. Knapp 300.000 Manuskripte, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, konnte er dorthin schmuggeln.
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Religiöse und wissenschaftliche Texte
Sie wurden in Blechkisten verpackt und mit Booten, Lastwagen und Autos nach Bamako, in die rund 1.000 Kilometer entfernte Hauptstadt Malis, transportiert. „Nur ein paar wenige sind von den Terroristen verbrannt worden“, so der Leiter der Mamma-Haidara-Bibliothek in der Ö1-Sendung „Religion aktuell“.
„Wir haben muslimische Manuskripte, die von der Kultur des Friedens handeln, wir haben sogar einen Text über die Korruption im 17. Jahrhundert. Es sind arabische Koran-Auslegungen darunter, Texte über die Menschenrechte, über Mathematik und Astronomie, über Medizin und Recht, über Philosophie und die Dichtkunst, denn hier lebten viele Intellektuelle und Schriftsteller“, so Bibliotheksleiter Haidara.
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Die Schriften enthalten unter anderem teilweise die Daten der Fertigstellung des Texts, die Namen der Autoren, sowie Namen der Empfänger. In Bamako ist nun ein Archivgebäude geplant, wo die Manuskripte fachgerecht untergebracht, katalogisiert und digitalisiert werden können. Doch viele von ihnen müssen zunächst restauriert werden. Mit der Digitalisierung sollen die historischen Dokumente auch der internationalen Forschungsgemeinschaft zugänglich gemacht werden.
religion.ORF.at