Weltmissionssonntag im Zeichen von Dalit-Frauen

Die katholische Kirche begeht am 23. Oktober den diesjährigen Weltmissionssonntag. Besonders benachteiligte Frauen und Kinder Indiens aus der Gruppe der Dalits stehen im Mittelpunkt von Missio, den Päpstlichen Missionswerken in Österreich.

Schwester Aruna und Father Mathew stellten am Mittwoch in Wien ihre Entwicklungsprojekte vor. Die Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten, der Schwester Aruna angehört, kümmert sich speziell um Dalit-Frauen („Unberührbare“) und deren Kinder.

Die Hilfsprojekte umfassen Selbsthilfegruppen für Frauen in den Dörfern, Unterkünfte für Straßenkinder, Ausbildungs- und Gesundheitsprogramme. Auch Kinderehen und Mädchenhandel sollen verhindert werden. In Kooperation mit dem indischen Frauenministerium wurde eine Telefon-Helpline für Kinder eingerichtet. 700 Kindern werde so alljährlich geholfen.

Mädchen werden ermordet

„Es geht um die Würde von Frauen und Kindern“, betont Schwester Aruna. Kinderarbeit sei in Indien theoretisch verboten, doch Alltag. Kinder arbeiten auf den Feldern, in Geschäften, in der Gastronomie, sogar in der Prostitution.

Dalit-Frauen erleiden mehrfach Unterdrückung, Mädchen haben kaum eine Chance auf Bildung, schildert Schwester Aruna. Sie werden oft schon als Elfjährige verheiratet, „sind physisch und mental nicht reif“ dafür. Die Problematik der Mitgift - „ein Heiratsmarkt“ - bringe mit sich, dass Mädchen im Familienstreit oft getötet werden, Selbstmord werde vorgetäuscht.

Dalit-Frauen in Mumbai, Indien

APA/AFP/Sajjad Hussain

Dalit-Frauen und Mädchen haben es in Indien besonders schwer

Mikrokredite für Frauen

Father Mathew von der „Missionary Society of St. Thomas“ ist seit 2009 Geschäftsführer der Peermade Development Society (PDS) im vorwiegend christlichen Unionsstaat Kerala. Das Kernelement der PDS-Projekte „ist die nachhaltige Entwicklung“, beschreibt er das Ziel. Mehr als 300 Mitarbeiter, mit einem hohen Frauenanteil, zählt die PDS, eine der größten NGO in Südindien. Im Fokus stehen auch hier die ausgebeuteten Bevölkerungsgruppen und generell Frauen. Selbsthilfegruppen und Mikrokredit-Programm richten sich gezielt an Letztere.

Die PDS, die seit 1980 aktiv ist, hat breit gefächerte Programme entwickelt. Training für ökologische Landwirtschaft wird angeboten, Modellfarmen sowie eine Bio-Tee- und -Gewürzfabrik wurden eingerichtet, wo Frauen fair bezahlt werden. In einer eigenen Fabrik werden Ayurveda-Arzneimittel hergestellt, und Jugendliche werden zu Massagetrainern ausgebildet. Es geht darum, den betroffenen Menschen Selbstwürde und Eigenverantwortung beizubringen, so der Priester und Missionar.

90 Jahre Missio Österreich

Missio Österreich feiert in diesem Herbst sein 90-jähriges Bestehen. Für den Zisterzienser-Pater Karl Wallner, der seit 1. September das katholische Hilfswerk leitet, ein großer Auftrag: „In Österreich braucht es eine Wiederbelebung.“ Der Missio-Nationaldirektor, bekannt als Rektor von Heiligenkreuz, Autor und Vermarkter der Mönchschoräle, unterstreicht Auftrag und Ziel der in über 150 Ländern tätigen Missionswerke: „Unsere Hilfe ist keine Einbahnstraße.“

In der Wiener Missio-Zentrale ist gegenwärtig eine interaktive Lernausstellung zu sehen, die gerne von Schulklassen besucht wird. Die Jugendlichen sollen „die Lebenswirklichkeit von Gleichaltrigen in Indien und auf den Philippinen kennenlernen“, heißt es bei Missio. In Deutschland sahen bereits 10.000 Schüler die von Missio München konzipierte Schau.

religion.ORF.at/APA

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