Causa Pflegeheim: Kritiker orten Kirchenskandal

Kardinal Christoph Schönborn hat sich zu dem Folterverdacht im Pflegeheim (Clementinum) im niederösterreichischen Kirchstetten geäußert. Zuvor hatte die Initiative gegen Kirchenprivilegien Kritik an der Kirche geübt.

Der jeweilige Erzbischof von Wien ist „aus historischen Gründen“ - Schirmherr der Trägerschaft des Clementinums. Freilich habe Schönborn als Schirmherr keinerlei Einflussmöglichkeiten auf die operativen Tätigkeiten in den einzelnen Heimen, sagte Schönborn-Pressesprecher Michael Prüller gegenüber Kathpress. Dem Erzbischof von Wien obliegt allerdings das Ernennungsrecht für den Institutsrat und die Institutsdirektoren. Die Leitung der einzelnen Heime ernennt er jedoch nicht.

Ganz im Sinne des Kardinals habe die Leitung des Clementinum in Niederösterreich jedoch rasch gehandelt und eine lückenlose Aufklärung eingeleitet, so Schönborn-Sprecher Prüller. Man müsse alles tun, um solche Untaten von vornherein zu verhindern, so Prüller: „Dieser Aufgabe wissen sich alle Träger der Altenpflege verpflichtet, auch und gerade die Kirche.“

Kritik an Kirche

Anders sieht das Christian Fiala von der Initiative gegen Kirchenprivilegien, der in dem Pflegeheimskandal einen Kirchenskandal vermutet und dies in einer Aussendung vermeldete. „Es ist beklemmend, wie kirchliche Einrichtungen mit Schutzbefohlenen und Hilfsbedürftigen umgehen. Kommt nach den Missbrauchsskandalen der letzten Jahre nun ein Pflegeskandal in katholischen Einrichtungen?“ so Fiala.

Die Initiative gegen Kirchenprivilegien fordere eine „lückenlose Aufklärung“. Weiter heißt es: „Das Vertuschen von Gewaltverbrechen durch die römisch katholische Kirche“ müsse endlich ein Ende haben. Kritik übte Fiala aber nicht nur an der Kirche, sondern auch an Medien. In der bisherigen Berichterstattung sei die Tatsache, dass es sich bei dem Pflegeheim Clementinum um eine katholische Einrichtung handelt, „unerwähnt geblieben“. Das Haus der Barmherzigkeit ist eine gemeinnützige Einrichtung kirchlichen und öffentlichen Rechts.

Demütigungen und Folter

Der Missbrauchsverdacht war am vergangenen Freitag bekannt geworden und hatte sich am Montag erhärtet, worauf die Heimleitung die vier Beschuldigten fristlos entlassen und Anzeige erstattet hat.

Sie sollen pflegebedürftige Menschen beschimpft und grausam behandelt haben. Unter anderem sei einer Frau mit den begleitenden Worten, dass sie stinke, Haarspray ins Gesicht gesprüht worden, auch Kot soll in einen Mund gestopft worden sein. Das niederösterreichische Landeskriminalamt ermittelt.

Ursachenanalyse

Nachdem die Heimleitung Anzeige erstatte hat, wurden von der Staatsanwaltschaft St. Pölten gegen mehrere ehemalige Pflegekräfte des Clementinums ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es geht um den Verdacht des Quälens oder Vernachlässigens wehrloser Personen.

Es müsse eine Ursachenanalyse vorgenommen werden, wie es trotz Überprüfungen durch die Volksanwaltschaft, die Pflegeaufsicht des Landes und den Verein für Sachwalterschaft und Patientenanwaltschaft sowie interne Sicherheitseinrichtungen in Heimen „dazu kommen konnte“. Das sagte der niederösterreichische Pflegeanwalt Gerald Bachinger am Donnerstag gegenüber Medien.

religion.ORF.at/KAP

Links: