Luther als Antisemit: Ausstellung in Wien
Mit dem markig-aggressiven Ausspruch „Drum immer weg mit ihnen!“ von Luther haben die Veranstalter einen Titel gewählt, der über die „dunkle Seite der Reformation“ informieren will. In der Ausstellung in der Kirche in der Dorotheergasse (Wien-Innere Stadt) wird nicht nur die Intoleranz Luthers gegenüber dem Judentum seiner eigenen Zeit thematisiert, sondern auch die Vorgeschichte dieser Haltung, die Rezeption des lutherischen Antijudaismus im „Dritten Reich“ sowie die Frage nach den Konsequenzen für heute, heißt es in der Ankündigung.
„Schreckliche Nachwirkungen“
Auch die Wochenzeitung „Die Furche“ (Donnerstag-Ausgabe) beschäftigt sich mit den „schrecklichen Nachwirkungen“ von Martin Luthers Judenschriften. Die Einstellung Luthers gegenüber den Juden gehört zu den „Schattenseiten“ der evangelischen Kirche und wird nicht verschwiegen, so Bischof Michael Bünker.
ORF.at/Johanna Grillmayer
Die Verantwortung für ihr Erbe veranlasse evangelische Kirchen, für das Grundrecht auf Religionsfreiheit einzutreten und begründe ihren Einsatz für die sozial Schwachen und ihr Auftreten gegen Antisemitismus. Deshalb gilt für das Reformationsjubiläum, Luther nicht zu „einem Heiligen verklären“ und „kein nostalgisches Spektakel der Vergangenheitsverklärung“ zu begehen.
Mit einem umfangreichen Programm werden die drei evangelischen Kirchen in Österreich (Lutheraner, Reformierte und Methodisten) das bevorstehende Reformationsjahr feiern und auch über die kirchlichen Grenzen hinweg Interesse wecken.
APA/dpa/Peter Endig
Auftakt für Reformationsjubiläum
Den offiziellen Auftakt für das Reformationsjubiläum in Österreich bildet der Reformationsempfang am 3. November im Wiener Odeon-Theater. Dabei soll die neue revidierte Übersetzung der Lutherbibel präsentiert werden. Am 8./9. November treffen Vertreter der evangelischen Kirche erstmals mit der katholischen Bischofskonferenz zu einer Klausur in Eisenstadt zusammen.
Ausstellungshinweis
„Drum immer weg mit ihnen! Luthers Sündenfall gegenüber den Juden“. Lutherische Stadtkirche, Dorotheergasse 18, 1010 Wien, 27. Oktober bis 14. November
Unter dem Namen „Europäische Stationenweg“ fährt ein 28-Tonnen-Truck durch 68 europäische Städte in 19 Ländern Europas. An jedem Ort verwandelt sich der Truck in ein „Geschichtemobil“ und wird auf vielfältige Weise über die Reformation informieren. In Österreich macht der Truck in Villach (15. November), Graz (17. November) und Wien (19. November) Station. Sein letztes Ziel erreicht er am 20. Mai 2017 in Wittenberg zur Eröffnung der Weltausstellung der Reformation.
religion.ORF.at/KAP
Mehr dazu:
- 500 Jahre Reformation: Religions- und Kulturereignis
(religion.ORF.at; 7.10.2016)