Philippinen: Todesstrafen für Kardinal „Fehler“

Der philippinische Kardinal Orlando Quevedo hat erneut die Politik seines Heimatlandes kritisiert. Die Pläne des Präsidenten Rodrigo Duterte, die Todesstrafe wieder einzuführen, bezeichnete der Erzbischof von Cotabato auf der Insel Mindanao als „schrecklichen Fehler“.

Vor Journalisten in Speyer bezeichnete Quevedo am Freitag das Verhältnis zwischen dem Regierungschef und der katholischen Kirche als „kritische Zusammenarbeit“. Zwar habe Duterte Drogenhandel und -konsum eindämmen können, aber die mit außergerichtlichen Hinrichtungen verbundene Selbstjustiz im Land sei „absolut nicht tolerierbar“.

Gerechte und versöhnliche Lösungen suchen

Der philippinische Kardinal betonte, friedliche, gerechte und versöhnliche Lösungen zu suchen müsse für die Christen immer der Weg sein, um Probleme zu lösen. Das gelte auch für den Versuch, das Drogenmilieu in den Griff zu bekommen. Die außergerichtlichen Erschießungen mehrerer Tausend Menschen, die als Drogenhändler verdächtig worden seien, seien „bedingungslos zu verurteilen“.

Der philippinische Kardinal Orlando Quevedo

Reuters/Max Rossi

Der philippinische Kardinal Orlando Quevedo

Quevedo ist im Rahmen der „Missio“-Aktionen zum bevorstehenden „Sonntag der Weltmission“ (23. Oktober) in Deutschland. Duterte ist seit dem 30. Juni Präsident. An dem Tag rief er in einer Rede zur Ermordung von Drogensüchtigen, Drogenhändlern und Kriminellen auf - seitdem wurden Tausende ohne Gerichtsverhandlung und Urteil getötet oder nur verhaftet.

Vor allem Arme im Gefängnis

Nach Quevedos Einschätzung sitzen jetzt in den Gefängnissen vor allem Arme. Zugleich kritisierte der Kardinal Dutertes „rüde Sprache“. Duterte beleidigte reihenweise innenpolitische Gegner und Regierungschefs anderer Länder, etwa US-Präsident Barack Obama.

Der Kardinal äußerte sich auch zum Konflikt im Südwesen seiner Heimatinsel Mindanao. Er schlug vor, der dortigen muslimischen Bevölkerung ein selbst verwaltetes Gebiet zuzugestehen. Er sei überzeugt, dass ein solches Zugeständnis ein wichtiger Schritt in Richtung Friede wäre.

Immer wieder gewaltsame Konflikte

Auf Mindanao kommt es immer wieder zu gewaltsamen Konflikten zwischen muslimischen Rebellen und Regierungstruppen. Im September hatte es zuletzt einen Anschlag in der Stadt Davao gegeben, bei dem 14 Menschen getötet wurden. Dazu bekannt hatte sich die islamistische Terrororganisation Abu Sayyaf.

Quevedo sagte, es gelte zu verstehen, dass es den Muslimen auf Mindanao nicht um einen religiösen Konflikt gehe. Sie wollten vielmehr ihre kulturellen Wurzeln und das begrenzte Gebiet bewahren, in dem sie die Mehrheit stellten. Seine pastorale Aufgabe sieht der Kardinal darin, der christlichen Bevölkerung verstehen zu helfen, dass der Wunsch ihrer muslimischen Nachbarn nach Selbstbestimmung legitim sei.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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