Papst feiert Reformationsjubiläum in Schweden

Mit einem Besuch beim Treffen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Schweden hat Papst Franziskus ein wichtiges Zeichen für die Ökumene gesetzt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche flog am Montag ins südschwedische Malmö.

Von dort fährt er zu einem ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im nahen Lund. Am Flughafen wurde Franziskus von Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven begrüßt. „Das ist eine wichtige Reise, weil es eine kirchliche Reise ist, kirchlich im Sinne der Ökumene“, sagte der Papst auf dem Flug nach Schweden.

Papst Franziskus wird auf dem Flughafen in Malmö empfangen

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Papst Franziskus wurde auf dem Flughafen in Malmö empfangen

Franziskus durchquerte zum dritten Mal seit seinem Amtsantritt den Luftraum Österreichs: Auf dem Weg nach Schweden flog der argentinische Papst direkt über die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. Wie in solchen Fällen üblich, ließ Franziskus von Bord seiner gecharterten Alitalia-Maschine aus ein Grußtelegramm senden, meldete Kathpress.

Gemeinsamer Gottesdienst im Dom

In Lund nimmt der Papst gemeinsam mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes an einer ökumenischen Gedenkveranstaltung zum 500. Jahrestag des „Thesenanschlags“ von Reformator Martin Luther teil. Zudem ist die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung geplant. Es ist das erste Mal, dass ein Papst gemeinsam mit ranghohen Vertretern des Protestantismus an die Reformation erinnert.

Papst Franziskus bei seinem Besuch in Schweden mit Premierminister Stefan Lofven (vorne re.)

APA/AP/L'Osservatore Romano

Papst Franziskus bei seinem Besuch in Schweden mit Premierminister Stefan Lofven (vorne re.)

Treffen mit Königspaar geplant

Bei einem gemeinsamen Gottesdienst im Dom zu Lund sollte Franziskus mit lutherischen Geistlichen das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation einläuten. Auch ein Treffen mit dem schwedischen König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia war geplant. Später sollte Franziskus in der Malmö Arena vor bis zu 10.000 Menschen sprechen. Nach einer Messe Dienstagfrüh fliegt der Papst wieder zurück nach Rom.

Keine Berührungsangst zu Bischöfinnen

Papst Franziskus hatte am Wochenende mit einem Interview mit der Zeitschrift „Civilta Cattolica“ für Aufmerksamkeit gesorgt, indem er keinerlei Berührungsängste im Blick auf Bischöfinnen zum Ausdruck brachte. So äußerte sich Franziskus begeistert über die Ansprache der Erzbischöfin von Uppsala, Antje Jackelen, die er im Mai 2015 zu einer Audienz im Vatikan empfangen hatte. Der Papst sagte, sie und ihr Mann seien „sehr liebenswürdige Personen“.

Solche Worte aus päpstlichem Munde wären früher schwer vorstellbar gewesen, erinnerten Medien am Wochenende. So habe etwa Johannes Paul II. Bischöfinnen grundsätzlich nicht empfangen. Sein Nachfolger Benedikt XVI. habe sie zwar empfangen, ein offizielles Foto von der Begegnung habe es jedoch nicht geben dürfen. Es gilt daher als Durchbruch und keinesfalls als Zufall, dass die vatikanische Tageszeitung „Osservatore Romano“ in ihrer Samstag-Ausgabe zusammen mit einem Interview auch einen Artikel von Jackelen veröffentlichte.

Konservative: „Kein Grund zu feiern“

Konservative Katholiken sehen eine Annäherung mit Misstrauen. Der Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan, Gerhard Ludwig Müller, hatte Anfang des Jahres mit Blick auf das Reformationsjubiläum gesagt, es gebe „keinen Grund zu feiern“. Schließlich habe die Reformation zur Spaltung des westlichen Christentums geführt.

Vor seiner Abreise nach Schweden hob Franziskus hervor, dass Christen angesichts ihrer Bedrohung in einigen Weltregionen zusammenhalten müssten. „Wenn Christen verfolgt und ermordet werden, werden sie ausgesucht, weil sie Christen sind, nicht weil sie Lutheraner, Calvinisten, Anglikaner, Katholiken oder Orthodoxe sind“, sagte der Papst im Interview mit zwei Jesuitenzeitschriften. Es gebe „eine Ökumene des Bluts“.

Franziskus führte aus, dass sie in Luther, der von der katholischen Kirche exkommuniziert worden war, nicht mehr einen Häretiker sehe. „Luther hat einen großen Schritt getan, indem er das Wort Gottes in die Hände der Menschen legte“, sagte Franziskus über Luthers Verdienste bei der deutschen Übersetzung der Bibel und ihrer Verbreitung.

Kleine katholische Minderheit

Es ist die erste Reise eines Papstes in das skandinavische Land seit 1989. Damals hatte Johannes Paul II. Stockholm besucht. In Schweden leben rund 113.000 Katholiken. Das sind etwa 1,1 Prozent. Die 44 Kirchengemeinden des Bistums Stockholm erstrecken sich über ganz Schweden, an der Spitze steht Bischof Anders Arborelius. In dem skandinavischen Land gibt es in etwa so viele Muslime wie Katholiken. Die Mehrheit der Schweden sind aber Protestanten, etwa 64 Prozent gehören der „Schwedischen Kirche“ (Svenska Kyrkan) an.

religion.ORF.at/dpa/APA/KAP

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