Hoffnung für Ökumene - Papst betet mit Protestanten

Ein historisches Papstgebet mit Protestanten in Schweden, ein Gottesdienst im Geist der Ökumene und ein Festakt in Berlin: Der Auftakt zum 500. Jubiläumsjahr der Reformation hat Hoffnungen auf ein neues Miteinander der Christen in aller Welt aufkeimen lassen.

„Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurde“, sagte Papst Franziskus am Montag im südschwedischen Lund. Dort stand er erstmals mit lutherischen Geistlichen am Altar und feierte das Gedenken an die Reformation. „Wir haben die Gelegenheit, einen entscheidenden Moment unserer Geschichte wieder gutzumachen.“ Die Spaltung der Kirche sei weniger vom „Gottesvolk“ als von „Vertretern weltlicher Macht“ aufrecht erhalten worden.

Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Munib Younan, Papst Franziskus und der General Sekretär des Lutherischen Weltkongresses, Martin Junge

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Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Munib Younan, Papst Franziskus und der General Sekretär des Lutherischen Weltkongresses, Martin Junge beten gemeinsam

Signal des Aufbruchs und der Versöhnung

Auch in Deutschland, dem Geburtsland der Reformation, wurde die Sehnsucht nach einer weiteren Annäherung der Christen laut. Von den Feiern solle ein Signal des Aufbruchs und der Versöhnung ausgehen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, in der Berliner Marienkirche. Erstmals werde der Reformationstag in ökumenischer Gemeinschaft begangen. Bundespräsident Joachim Gauck nannte die Reformation einen Grundstein für das Gemeinwesen in Deutschland.

Bis zum 31. Oktober 2017 erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit Hunderten von Veranstaltungen an den Thesenanschlag Martin Luthers 1517 in Wittenberg. Dieses Ereignis gilt als Beginn der Reformation, die zur Abspaltung der evangelischen von der katholischen Kirche führte. Auch in der Lutherstadt Wittenberg feierten am Montag tausende Menschen das Reformationsfest.

Ohne die „Initialzündung“ der Reformation gäbe es weder die Freiheit des Glaubens und des Gewissens noch die unveräußerlichen Grundrechte, sagte Gauck bei dem Festakt im Berliner Konzerthaus. Mit Reformation, Aufklärung und Religionskritik sei das Christentum in der Moderne angekommen - „jedenfalls zu großen Teilen“.

„Frischer Wind der Freiheit“

Weil Luther es jedem Einzelnen freigestellt habe, ob er sich an das Evangelium bindet, sei „ein frischer Wind der Freiheit“ in die Welt gekommen. Der Geist der Reformation bestimme bis heute das Leben und das Lebensgefühl von Millionen Menschen. „Die Art wie sie denken und fühlen, wie sie sprechen, was und wie sie glauben und wie sie ihrem Glauben Ausdruck verleihen“, sagte Gauck.

Bedford-Strohm bekräftigte den Stellenwert des Jubiläums für die Ökumene. „Heute sehnen sich evangelische und katholische Christen nach der Gemeinschaft“, sagte er. Er sprach von „ökumenischer Zuversicht“. Zu dem Gottesdienst waren auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx, und der griechisch-orthodoxe Metropolit für Deutschland, Augoustinos Lambardakis, eingeladen.

Papst und Bischof Munib Younan

APA/AFP/Jonathan Nackstrand

Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Munib Younan unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung

Gemeinsame Erklärung über ökumenische Bestrebungen

Als Wegbereiter für eine Annäherung von Katholiken und Protestanten zeichnete Bedford-Strohm den langjährigen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, den Mainzer Kardinal Karl Lehmann, mit der Luther-Medaille der EKD aus.

In einer gemeinsamen Erklärung untermauerten Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Munib Younan, die ökumenischen Bestrebungen. „Während die Vergangenheit nicht verändert werden kann, kann das, woran man sich erinnert und wie man sich erinnert, verwandelt werden“, hieß es darin.

Knackpunkt gemeinsames Abendmahl

Franziskus und Younan gingen auch auf einen Knackpunkt im beiderseitigen Verhältnis ein: das gemeinsame Abendmahl. Viele Gläubige sehnten sich danach, „die Eucharistie in einem Mahl zu empfangen als konkreten Ausdruck der vollen Einheit“. Änderungen an dem derzeitigen Ausschluss vom Abendmahl der jeweils anderen Konfession wurden allerdings nicht formuliert.

Die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, sagte, die Jubiläumsfeiern wollten Luthers Figur auch kritisch beleuchten. Am Kirchenreformator sehe sie Seiten, die sie „unendlich bewundere“ - seine Bibelübersetzung oder seine Verdienste um die deutsche Sprache, sagte die im rbb-Inforadio. Gleichzeitig kritisiere sie scharf Luthers antisemitische Haltung oder sein Verhalten gegenüber Frauen.

religion.ORF.at/dpa

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