Hochrangiges Bischofstreffen in Eisenstadt

Kardinal Christoph Schönborn und der lutherische Bischof Michael Bünker haben bei einem gemeinsamen Studientag am Dienstag in Eisenstadt die Gemeinsamkeiten beider Kirchen betont.

Erstmals ist es bei der Versammlung der katholischen Bischöfe zu einer hochrangigen ökumenischen Begegnung gekommen. „Die Ökumene ist so alt wie die Reformation“, sagte Schönborn bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Letzte Hindernisse überwinden

Schönborn sprach anlässlich des ökumenischen Gipfeltreffens von einem „bewegenden Tag“, um gleich zum Punkt zu kommen: „Wir sind überzeugt, das Gemeinsame ist stärker als das Trennende.“ Fast 500 Jahre nach Beginn der Reformation habe die ökumenische Bewegung das Leben der Kirchen bereichert, auch wenn Unterschiede zwischen römisch-katholischer und evangelischer Kirche weiterhin vorhanden blieben. Nun gehe es um die Überwindung der letzten Hindernisse, sagte der Wiener Erzbischof.

Kardinal Christoph Schönborn (re.) und der evangelische Bischof Michael Bünker in Eisenstadt

APA/Robert Jäger

Hochkarätiges ökumenisches Treffen: Bischof Michael Bünker (li.) und Kardinal Christoph Schönborn in Eisenstadt

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, der als Vorsitzender des Evangelischen Oberkirchenrates A.B. und H.B. das Wort ergriff, gab sich ebenfalls zuversichtlich für die Zukunft: Ein „Zeichen für ein Miteinander in einer zunehmend polarisierten Welt“ sei die Annäherung der einst verfeindeten Kirchen - auch im Hinblick auf aktuellen religiösen Extremismus. „Es gibt keinen Stillstand in der Ökumene“, meinte auch er und: „Es verbindet uns weit mehr als uns - noch - trennt.“

Mindestsicherung: Gegen Neiddebatte

Dass beide Kirchen auch in gesellschaftspolitischen Themen meistens den Standpunkt teilen, demonstrierten beide Bischöfe beim aktuellen Thema Mindestsicherung. Schönborn hatte sich in einem Brief an Spitzenpolitiker für den Erhalt der bestehenden Mindestsicherung ausgesprochen. „Ich denke, wir haben da einen sehr gleichlautenden Appell“, sprach er sein protestantisches Gegenüber darauf an. Bünker wiederum mahnte, bei diesem Thema keine Neiddebatte zu provozieren.

„Das Gedenkjahr ist auch ein Bedenkjahr im Sinne des gemeinsamen Christseins“, blickte Schönborn auch in die Zukunft der Ökumene anlässlich des Reformations-Jubiläums. Österreich sei hier gleich in mehreren Bereichen vorbildhaft, etwa bei der rechtlichen Gleichstellung der anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften. „Es gibt keinen Stillstand in der Ökumene“, meinte Bünker zum fortschreitenden Dialog beider Kirchen.

Koch: Evangelium verbindet

Spiritueller Höhepunkt der erstmaligen katholisch-evangelischen Begegnung im Rahmen einer Vollversammlung der Bischofskonferenz war ein ökumenischer Gottesdienst am Dienstagabend in der evangelischen Kirche in Rust. Der Liturgie standen der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics und der burgenländische Superintendent Manfred Koch vor. Koch betonte in seiner Predigt, dass das Evangelium die Christen über alle Konfessionen hinaus verbinde. Aus dem anfänglichen Gegeneinander von Katholiken und Protestanten sei ein Nebeneinander und schließlich ein Miteinander geworden und er hoffe auf ein künftiges Füreinander, so der Superintendent.

Er erinnerte an die große Hilfsbereitschaft der Burgenländer, Katholiken wie Evangelische, in den Jahren 1956, 1989 und 2015, als die Solidarität sehr vieler anderen Menschen in Not und auf der Flucht gegolten hatte. Die Liebe Gottes zu den Menschen gebe den Christen die Kraft zur Nächstenliebe über alle Grenzen hinweg. Wenn sich die Kirchen auf diese Liebe Gottes einließen und so Christus immer näher kämen würden sie auch noch näher zueinander finden, zeigte sich Koch überzeugt.

Kriterien für Weg zur vollen Einheit

Bischof Zsifkovics nannte am Beginn der ökumenischen Feier fünf Kriterien, damit künftig der „Weg der Kirchen vom Konflikt zur Gemeinschaft und zur vollen Einheit“ verlaufen könne. Grundlegend dafür sei, dass alles „mit einer Perspektive der Einheit und nicht der Spaltung“ beginnen müsse.

Die gegenseitige Veränderung müsse „in der Begegnung und im glaubhaften christlichen Zeugnis“ geschehen. Zudem müsse „der Imperativ einer sichtbaren Einheit“ vorherrschen, die ihrerseits „auf der Wiederentdeckung der Kraft des Evangeliums“ fußt. „So erst könne schließlich unsere Verkündigung und unser Dienst an der Welt ein gemeinsames Zeugnis für Gottes Gnade sein“, so der Eisenstädter Bischof.

Der Gottesdienst in Rust trug der kulturellen Pluralität des Burgenlands Rechnung und wurde auf Deutsch, Ungarisch, Kroatisch und Romanes abgehalten. Für die musikalische Gestaltung sorgte u. a. das Haydnquartett. Die Landespolitik war an erster Stelle durch Landeshauptmann Hans Niessl vertreten.

Schönborn als Vorsitzender bestätigt

Bei der Vollversammlung der Bischöfskonferenz in Eisenstadt wurde Schönborn zudem als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz bestätigt. Auch das Mandat von Peter Schipka als Generalsekretär wurde am Dienstag von den Bischöfen um sechs weitere Jahre verlängert. Die Vollversammlung des Episkopats begann am Montagnachmittag und endet mit einer Festmesse am Freitag im Martinsdom. Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Begegnung mit den Spitzenrepräsentaten der Evangelischen Kirchen anlässlich des Reformationsjubiläums.

religion.ORF.at/APA/KAP

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