Orthodoxe Bischöfe: Neue Vertreibungskrise droht

Die für Österreich zuständigen orthodoxen Bischöfe haben an die Öffentlichkeit appelliert, das Leid der Menschen in den Kriegsgebieten des Nahen Ostens nicht aus dem Blick zu verlieren.

Die Flüchtlingsthematik war einer der Schwerpunkte der Herbstvollversammlung der Orthodoxen Bischofskonferenz am vergangenen Wochenende in Wien, wie der Orthodoxe Informationsdienst am Montag berichtete.

Mehr Flüchtlinge erwartet

„Mit großer Besorgnis beobachten die orthodoxen Bischöfe die momentane Lage der Flüchtlinge in den Krisenregionen“, hieß es wörtlich. Die zunehmenden Kämpfe hätten vor allem auch die Situation der Christen vor Ort zusätzlich verschlechtert, so die einhellige Meinung der Bischöfe. Die katastrophale Versorgungslage in der heftig umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo könne dazu führen, dass noch mehr Menschen die Region verlassen.

Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Metropolit Arsenios, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz

Die orthodoxen Bischöfe mahnten, die menschliche Seite der Krise nicht zu ignorieren. „Hinter den Zahlen stehen immer Menschen“, betonte der Vorsitzende Bischofskonferenz, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis).

Konzil und Religionsunterricht

Der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) berichtete bei der Herbsttagung, die in den Räumlichkeiten der russisch-orthodoxen Kirche zum Heiligen Nikolaus in Wien stattfand, vom Panorthodoxen Konzil im vergangenen Juni auf Kreta und seinen persönlichen positiven Eindrücken. Die Bischöfe waren sich in der Einschätzung einig, dass Kreta der Anfang eines konziliaren Prozesses in der Orthodoxie sein sollte und so die Einheit der Orthodoxie gefestigt werde.

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war das Thema Bildung. Der orthodoxe Religionsunterricht und seine Weiterentwicklung wurden intensiv diskutiert, wie auch die Notwendigkeit beim Master-Studiengang der orthodoxen Religionspädagogik einen Abschluss als „Master of Education“ anzuvisieren, der den Studenten einen zusätzlichen Anreiz geben würde, hieß es.

Termin für Jugendtreffen fix

Der orthodoxe Militärseelsorger Erzpriester Alexander Lapin berichtete über die dritte internationalen Konferenz der orthodoxen Militärseelsorger in Warschau, bei dem auch das Flüchtlingsthema im Mittelpunkt stand. 35 orthodoxe Militärseelsorger aus 13 Staaten waren dazu im Oktober auf Einladung des polnisch-orthodoxen Militärbischofs Jerzy Pankowski nach Warschau gekommen.

Die orthodoxen Bischöfe nahmen weiters einen Bericht vom jüngsten Panorthodoxen Jugendtreffen Anfang Oktober in Wien entgegen und fixierten den 7. Oktober 2017 als Termin des nächsten Jugendtreffens.

Bis zu 450.000 orthodoxe Christen

In Österreich leben zwischen 400.000 und 450.000 orthodoxe Christen. Sieben orthodoxe Kirchen haben hier kirchliche Strukturen und sind in der Orthodoxen Bischofskonferenz vertreten: Das Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox), das Patriarchat von Antiochien, die Russisch-orthodoxe Kirche, die Serbisch-orthodoxe Kirche, die Rumänisch-orthodoxe Kirche, die Bulgarisch-orthodoxe Kirche und die Georgisch-orthodoxe Kirche.

Manche Kirchen sind mit zahlreichen Gläubigen in ganz Österreich vertreten und beheimatet, andere bestehen nur aus einer kleinen Zahl von Gläubigen mit nur wenigen bis einer Kirchengemeinde. Alle gehören sie aber zur einen Orthodoxen Kirche.

religion.ORF.at/KAP