Theologin: Kirche muss Pfingstbewegung beachten

Die Osnabrücker katholische Theologin Margit Eckholt sieht im globalen Wachstum der evangelikal-freikirchlichen Pfingstbewegung eine Herausforderung für die katholische Kirche.

Zahlreiche Studien und Statistiken würden auf ein „erhebliches Anwachsen der Pfingstbewegung weltweit hinweisen“, sagte die katholische Theologieprofessorin am Wochenende in St. Augustin bei Bonn. „Mehrere Hundert Millionen Menschen sollen zu Pfingstgemeinden beziehungsweise pfingstlerisch geprägten Kirchen gehören, davon die meisten in Afrika und Lateinamerika“, so Eckholt.

Pfingstgemeinden für Frauen attraktiv

Es werde darauf hingewiesen, „dass der Zuwachs der Pfingstbewegung ein alle Schichten umgreifendes Phänomen ist“, sagte die Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Universität Osnabrück. Nicht nur in Armenvierteln der betreffenden Länder entstünden neue Kirchen. „Auch Mittel- und Oberschicht sind pfingstlerisch geprägt, und gerade junge Menschen und besonders Frauen sehen in Pfingstgemeinden attraktive Alternativen“, so Eckholt.

„Neuer religiöser Stil“

Widerlegt sei inzwischen die These, dass die Pfingstkirchen von den USA gesteuerte „Sekten“ zur Untergrabung sozialistisch-marxistischer Befreiungsbewegungen und der Befreiungstheologie gewesen seien. Vielmehr sei offenbar in vielen Ländern „ein neuer religiöser Stil“ im Entstehen. Eckholt sprach von einem „Phänomen der ‚Pentekostalisierung‘ des Christentums in Lateinamerika“ - also einer immer stärkeren Durchdringung des Christentum mit pfingstlerischen Elementen, die emotionale Glaubenserfahrungen in den Vordergrund rücken.

Das Phänomen der Pfingstler mache damit „auf die zunehmende Bedeutung religiöser Erfahrung“ im Glaubensleben aufmerksam, betonte die Theologin. „Genau diese Erfahrungsdimension muss kirchliche Praxisformen stärker prägen“, forderte Eckholt mit Blick auf die katholische Seelsorge.

religion.ORF.at/KAP