Christlich-jüdischer Koordinierungssausschuss ist 60

Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit feiert heuer sein 60-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsfest bildet den Höhepunkt einer Reihe von Veranstaltungen zum jüdisch-christlichen Dialog

Dieses Jubiläum der 1956 eingerichteten Begegnungsplattform von Juden und Christen in Österreich ist Anlass für ein Fest am Mittwoch, 16. November, ab 17.30 Uhr im Wiener Kardinal-König-Haus, zu dem mit Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, den Bischöfen Manfred Scheuer (katholisch) und Michael Bünker (evangelisch-lutherisch) hochrangige Vertreter der beiden Religionen sowie die in der Regierung für das Kultusamt zuständige Staatssekretärin Muna Duzdar erwartet werden.

Wünschen, hoffen, träumen

Beim Abend unter dem Motto „Was wünsche, erhoffe, erträume ich?“ wird Koordinierungsausschuss-Präsident Martin Jäggle die Begrüßung vornehmen, Grußbotschaften sprechen die genannten Religionsvertreter sowie Philip Cunningham, Präsident des International Council of Christians and Jews (ICCJ).

Ausklingen wird der Abend mit Musik und einem koscheren Buffet. In der Einladung werden die Gäste ermuntert, „über Vergangenes nachzudenken, das Gegenwärtige zu feiern und Ideen und Träume für die Zukunft zu teilen“ und dazu stichwortartig Gedanken zu formulieren.

Für eine respektvolle Gesprächs- und Streitkultur

Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist seit 1956 - neun Jahre vor der wegweisenden Konzils-Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra Aetate“ - im Aufbau des gegenseitigen Vertrauens zwischen Christen und Juden tätig.

Das in Österreich einzigartige Forum aus Christen verschiedener Konfession und Vertretern der jüdischen Gemeinden unterstützt und begleitet die Kirchen u.a. durch Impulse für die Bildungsarbeit und beim Bestreben, festgefahrene Vorurteile und Feindbilder zu überwinden bzw. eine respektvolle Gesprächs- und Streitkultur sicherzustellen.

Anregung von Kardinal König

Im Frühjahr 1956 beschloss das Präsidium der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ auf Anregung von Kardinal Franz König, sich in einem Arbeitskreis dem christlich-jüdischen Verhältnis und der Bekämpfung des Antisemitismus zu widmen. Daraufhin hielt der Judaist Prof. Kurt Schubert im Rahmen dieser Arbeit am 18. Oktober 1956 ein Grundsatzreferat und präsentierte sieben Thesen zur christlich-jüdischen Zusammenarbeit.

Das war das Gründungsdatum des Koordinierungsausschusses - zunächst eben als Arbeitskreis von „Pax Christi“. Als eigenständiger und ökumenisch getragener Verein konstituierte sich der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit am 12. Februar 1965.

Informationszentrum in Wien

Seit 1990 ist der Koordinierungsausschuss auch Träger des „Christlich-jüdischen Informationszentrums“, das 1967 im Auftrag der Sionsschwestern von Sr. Hedwig Wahle gegründet worden ist. Ausschuss und Informationszentrum haben ihren Sitz seit 2009 in der Leopoldstadt, dem historischen Zentrum jüdischen Lebens in Wien.

Das Herzstück der Räumlichkeiten ist die umfangreiche Bibliothek. Verfügbar sind mehr als 6.000 Werke zum christlich-jüdischen Dialog, zur Aufarbeitung christlicher Judenfeindschaft sowie über den jüdischen Glauben und die jüdische Kultur. Spezielle Angebote gibt es für Schule und Erwachsenenbildung.

Konfessions- und religionsverbindend

An den handelnden Personen wird das konfessions- und religionsverbindende Profil des Koordinierungsausschusses deutlich: Präsident ist der katholische Theologe Martin Jäggle, Vizepräsidenten sind der frühere methodistische Superintendent Helmut Nausner und Willy Weisz von der Israelitischen Kultusgemeinde. Geschäftsführerin ist Sarah Egger. Sie ist Jüdin und hat u.a. evangelische Theologie studiert.

Das Jubiläumsfest bildet den Höhepunkt einer Reihe von Veranstaltungen zum jüdisch-christlichen Dialog im heurigen Jahr, darunter ein Vortrag des Aachener Experten Prof. Hans Hermann Henrix an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät und eine eigene Reihe unter dem Motto „Christen und Juden im Gespräch - Bilanz und Aussicht“: Dabei wurden u.a. Perspektiven und Schwierigkeiten jüdischer Jugendlicher thematisiert, oder wie sich der christlich-jüdische Dialog aus Sicht jüdischer Gemeinden darstellt.

religion.ORF.at/KAP

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