Australien: Kritik an Mahnmal für Missbrauchsopfer

Die katholische Diözese von Armidale in Australien will mit einem Mahnmal an die Opfer sexuellen Missbrauchs erinnern. Missbrauchsopfer üben Kritik an der Entscheidung.

Das Mahnmal vor der Kathedrale Saints Mary & Joseph werde aus einer Statue der Gottesmutter Maria, einer Gebetsbank und bunten Schleifen der sogenannten „Loud Fence“-Bewegung bestehen, berichtete das australische Nachrichtenportal Cathnews am Dienstag.

Petition von Missbrauchsopfern

„Loud Fence“ (Lauter Zaun) ist eine Kampagne von Missbrauchsopfern und ihren Angehörigen; zur Erinnerung an das Leid der Betroffenen werden bunte Schleifen an die Zäune vor Kirchen gebunden. Auf der Facebook-Seite von Loud Fence wird allerdings zum Unterschreiben einer Petition aufgerufen, die Kritik an dem Mahnmal übt. Das Mahnmal soll auf Kirchengrund aufgestellt werden und laut Petionstext noch dazu in unmittelbarer Nähe zum Grab eines Bischofs, der eine zentrale Rolle bei der Vertuschung der Missbrauchsfälle gespielt haben soll.

Der Initiator der Petition, selbst ein Missbrauchsopfer, kritisiert zudem, die Diözese wolle das Mahnmal nur nutzen, um die mahnenden und auffälligen Schleifen, die von Betroffenen am Zaun angebracht wurden, abzunehmen. So wird in der Petition gefordert, dass die Kirche aufhören solle, die Schleifen zu entfernen.

Missbrauchsfälle geprüft

Das Thema Missbrauch in der Kirche wird in Australien konsequent aufgearbeitet. Die australische Missbrauchskommission war 2013 von der damaligen Premierministerin Julia Gillard eingesetzt worden, um den Umgang von Kirchen, Religionsgemeinschaften und weltlichen Institutionen mit Missbrauchsfällen zu untersuchen. Zuvor hatte die katholische Kirche eingeräumt, dass im Staat Victoria seit den 1930er Jahren mindestens 620 Kinder Opfer von Missbrauch durch Priester wurden. Der Abschlussbericht der Kommission wird für Dezember 2017 erwartet.

Kardinal George Pell

APA/AFP/Andreas Solaro

Kardinal George Pell

Missbrauch heruntergespielt

Anfang des Jahres rämute Kardinal George Pell ein, der als Budgetverantwortlicher und Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats heute die Nummer drei in der Vatikan-Hierarchie ist, dass die Kirche Kindesmissbrauch durch Kirchenvertreter jahrelang heruntergespielt hat und dies ein enormer Fehler gewesen sei. Pell sieht sich allerdings selbst mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert.

Australische Medien berichteten Ende Oktober von Ermittlungen gegen Pell wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Zwei Männer sagten im Juli dem Sender ABC, dass sie als Kinder in den 1970er-Jahren von Pell in einem Schwimmbad belästigt worden seien. Der Kardinal wurde vor einigen Wochen von der australischen Polizei im Vatikan vernommen. Er bezeichnet seit jeher die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als Verleumdungskampagne.

religion.ORF.at/KAP

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