Ökumenisches Zeichen gegen Hass

Ein außergewöhnliches Zeichen der Verbundenheit setzten am Samstag die katholische Kirche und Evangelische Kirchen bei einem gemeinsamen Fernsehgottesdienst zu Advent-Beginn in der Linzer Versöhnungskirche.

Der Linzer Diözesanbischof und Ökumene-Beauftragte der Österreichischen Bischofskonferenz Manfred Scheuer und der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker betonten in ihren Predigten das gemeinsame Bemühen der Kirchen im Kampf gegen Diskriminierung, Hass und Intoleranz und im Einmahnen der Menschenwürde.

An der Wurzel von Krieg und Terror stünden oft, so Scheuer, die „Vergötzung von Heimat und Landbesitz, von Nation, von Ethnie und einer exklusiv verstandenen Religion“. Diese gelte es zu entlarven und dagegen Gott als „Urgrund von allem, als den Urgrund von Frieden und Versöhnung zu verkünden“. Eigene Verfolgungsängste und Hassgefühle müssten aufgearbeitet, Feindbilder abgebaut und Vorurteile hinterfragt werden. Als Schablone könne die Friedens-Vision aus dem Jesaja-Buch dienen, so der Bischof.

Frieden als Vision

Diese Vision und der als Friedens-König im Neuen Testament dargestellte Jesus fordern heraus, so Bünker, Verachtung und Missachtung von Menschen, von Minderheiten, von anders Denkenden, anders Glaubenden und anders Lebenden zu widerstehen und kritisch gegenüber Macht und Geld zu sein. Wer heute gewinnen wolle, müsse laut und polarisierend, verletzend in der Konfrontation und gnadenlos zu den anderen und zu sich selbst sein.

Österreich sei aktuell geprägt von Gegensätzen, die sich zuspitzen, von einem sich verschärfenden Ton, Hass und Ablehnung und einem vergifteten Miteinander, so Bünker. „Unsere Welt, gejagt und gehetzt von rasanten Entwicklungen, die scheinbar ungesteuert ablaufen, uneinig in dem, was dem Frieden dient, unentschlossen in der Bewahrung der Schöpfung, uneinsichtig, wenn es um Recht und Würde für alle, um Gerechtigkeit für jeden und jede geht.“

Fortschritte in der Ökumene

Sowohl Scheuer als auch Bünker lobten die Fortschritte in der Ökumene. In ihr „sehen wir heute, wie viel wir einander geben können und schon gegeben haben“, so Bünker. Ökumene sei als Gabe zu verstehen, „in der die Vielfalt keine Bedrohung und kein Ärgernis ist, sondern eine bereichernde Erfahrung, die uns etwas von der Fülle spüren lässt, die aus Gottes Gnade fließt“.

Die Freude über eine „wiederentdeckte ökumenische Verbundenheit“ habe auch laut Scheuer ihre Berechtigung. Dieses Miteinander sei keine Selbstverständlichkeit und ein kostbares Gut.

Gottesdienst mit vier verschiedenen Konfessionen

Erstmals feierten vier Konfessionen einen ökumenischen Gottesdienst am Sonntagvormittag, der vom ORF und ZDF live aus der evangelischen Versöhnungskirche in Linz übertragen wurde. Dem Gottesdienst standen neben Scheuer und Bünker, der reformierte Landessuperintendenten Thomas Hennefeld und der methodistische Superintendenten Stefan Schröckenfuchs vor. Das Motto für die Feier lautet: „Im Licht der Versöhnung gesehen“.

Vor Beginn des Gottesdienstes machten sich Delegationen der katholischen Pfarre Linz-Heiliger Geist, der örtlichen Evangelisch-methodistischen Gemeinde und der örtlichen Evangelischen Gemeinde H.B. in Form eines Sternmarsches auf den Weg zur Versöhnungskirche.

Licht der Versöhnung

Zu Beginn des Gottesdienstes wurden an einem speziellen Adventkranz der Diakonie die erste Kerze entzündet. Es handelt sich dabei um einen Kranz mit vier großen Kerzen für die Adventsonntage und je einer kleinen Kerze für die Werktage im Advent. Die Diakonie will damit an den Ursprung des Adventkranzes erinnern: Der evangelische Pfarrer Johannes Wichern hat den Adventkranz im 19. Jahrhundert für benachteiligte Jugendliche in ebendieser Form erfunden. Am Ende des Gottesdienstes wurde mit dem Segen auch das Kerzenlicht als „Licht der Versöhnung“ an alle Mitfeiernden weitergegeben, damit diese es hinaus in die Welt tragen.

Die evangelische Versöhnungskirche und das dazu gehörende Gemeindezentrum im Linzer Stadtteil St. Magdalena wurde im Oktober 1997 nach nur gut einjähriger Bauzeit ihrer Bestimmung übergeben. Sie präsentiere sich von außen durch unverputzte Wände aus Altbauziegeln, sowie die Materialien Holz, Glas und Stahl. Die zwei Bauten mit Flachdächern sind ein- bis zweigeschossig und asymmetrisch gegliedert. Der Kirchenbau wird von einer turmartigen Glas-Stahl-Konstruktion akzentuiert und überhöht, welche über einen Lichtschacht den Altarbereich mit Licht versorgt und heraushebt.

religion.ORF.at/KAP