Caritas Linz: Integrationsangebote fehlen

Versäumnisse bei der Integrationsarbeit sind nach Ansicht des Linzer Caritas-Direktors Franz Kehrer die Ursache für Probleme mit Migranten im Süden von Linz.

Der oberösterreichische Landespolizeidirektor Andreas Pilsl hatte zuletzt von einer „regelrechten Parallelgesellschaft von rund 6.000 Tschetschenen“ gesprochen. Kehrer hält Sanktionen bei fehlendem Integrationswillen für angebracht, „aber nur dann, wenn zunächst Angebote in ausreichendem Maß vorhanden sind“. Die Praxis zeige nämlich: „Es fehlt nicht am Willen, sondern an ausreichenden Möglichkeiten“, so Kehrer im Gespräch mit „Kathpress“ am Mittwoch.

Nicht jeder Migrantenverein „Parallelgesellschaft“

Die Caritas der Diözese Linz hat im Sommer des Vorjahres in Linz-Auwiesen ihr erstes „Lerncafe“ eröffnet. In der Einrichtung unterstützen Freiwillige Kinder und Jugendliche beim Lernen. Die Entscheidung sei damals bewusst auf den für sein Migrantenproblem bekannten Stadtteil gefallen, um dort Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, sagte Kehrer. „Denn wer in der Gesellschaft das Gefühl vermittelt bekommt, nicht erwünscht zu sein, benachteiligt zu werden oder keine Perspektiven zu haben, schottet sich ab.“

Der Linzer Caritas-Präsident Franz Kehrer

APA/Helmut Fohringer

Franz Kehrer

Nicht jeder Verein von Migranten für Migranten dürfe aber „gleich im negativen Sinn als Parallelgesellschaft missverstanden werden“, betonte der Caritas-Direktor. Problematisch werde es dann, „wenn sich Gruppen aufgrund des Gefühls der Ausgrenzung religiös oder politisch radikalisieren und unseren Rechtsstaat nicht anerkennen“.

Problem oder Chance - „es liegt in unseren Händen“

Derzeit leben in Oberösterreich mehr als 13.000 Asylwerber. Ob diese Menschen zum Problem oder zur Chance für das Land werden, „liegt in unseren Händen“, betonte Kehrer. Bestehende soziale Probleme müssten angepackt werden und eigene Werte gelte es zu definieren, da diese „ein starker Motor, der uns in eine gute Zukunft befördern kann“, seien.

Erst wenn eine Bündelung der Kräfte von Staat und Zivilgesellschaft für eine „gezielte, besonnene“ Integration gelinge, seien gesellschaftliche Solidarität, Gerechtigkeit und Friede sowie die Achtung der Rechte jedes Menschen auch künftig abgesichert.

Investitionen in Ausbildung rechnen sich

Davon abgesehen würden schon heute viele Berufsfelder wie etwa im Pflegebereich ohne Zuwanderer nicht auskommen, bemerkte Kehrer. Flüchtlinge könnten auch eine Antwort auf den sich entwickelnden Fachkräftemangel geben, allerdings nur dann, „wenn wir die Menschen in diesen Berufsfeldern qualifizieren“. Für die Dauer der Ausbildung müsse aber auch der Lebensunterhalt gesichert sein, wobei sich hier nötige Investitionen später lohnen würden.

Neue Probleme durch Deckelung

In Oberösterreich gebe es zur Zeit „eine Entwicklung in die falsche Richtung“, sagte der Caritas-Direktor. Die Deckelung der Mindestsicherung etwa sorge für sozialen Sprengstoff und schaffe neue soziale Probleme und Stigmatisierungen. Ein großes Problem sei auch, „dass Asylberechtigten in Oberösterreich der Zugang zu gemeinnützigem Wohnraum auf Anweisung von Landesrat Manfred Haimbuchner (FPÖ) de facto versperrt wurde“.

Ängste und Vorbehalte der Bevölkerung versuche die Caritas mit Dialog zu begegnen, erklärte Kehrer. Wo der Mensch hinter dem Flüchtling gesehen werde, würden sich Ängste relativieren. „Leider werden die Ängste auch von politischer Seite gezielt geschürt“, kritisierte er. Doch nur besonnene und konzentrierte Integrationsmaßnahmen würden signalisieren, „dass die Politik die Situation im Griff hat und den Menschen ein großes Stück ihrer Sorgen und Ängste ersparen“.

FPÖ verteidigt Vorgehen

Anders beurteilt die nun erschwerte Wohnsituation von asylberechtigten Menschen Landeshauptmann Haimbuchner, der zu der Kritik der Caritas schriftlich Stellung nahm. Die Themenfelder Integration und Asyl sollten laut Haimbuchner jene lösen, „die sich hier so hervorheben“ und nicht der gemeinnützige Wohnbau.

Dieser sei „dafür da, leistbaren Wohnraum für Österreicher zu schaffen“. Seine Partei werde „diese Problematik“ nicht „auf dem Rücken der Österreicher lösen“. Der FPÖ-Politiker verwies auf „die entsprechenden gesetzlichen Voraussetzungen und Richtlinien“ - diese würden nicht geändert.

religion.ORF.at/KAP

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