Experte: Neue Spendenabsetzbarkeit hat Vorteile

Bei der steuerlichen Absetzbarkeit von Spenden gibt es ab 1. Jänner 2017 auch für kirchliche Organisationen neue Transparenzregeln und Deklarationspflichten, die zu Vorteilen für die Spender führen, sagt der KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl.

Vor allem bei kleineren Organisationen führen die neuen Bestimmungen zu Besorgnis wegen des erhöhten Verwaltungsaufwandes. Für Spender und Spenderinnen habe das neue System aber deutliche Vorteile, die auch entsprechend öffentlich zu vermitteln sind, stellte Kirchenexperte Heinz Hödl am Donnerstag gegenüber Kathpress fest.

Ein Fünf-Euro-Schein wird in eine Sammelbox gesteckt

APA/dpa/A3430/Bernd Thissen

Rund ums Spenden gibt es Neuerungen

Als Geschäftsführer der Koordinierungsstelle (KOO) der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission ist Hödl für etliche Spenden sammelnde Kirchenorganisationen wie die Dreikönigsaktion, Missio, die Katholische Frauenbewegung mit ihrem „Familienfasttag“ oder die Katholische Männerbewegung mit „Sei so frei“ bzw. „Bruder&Schwester in Not“ verantwortlich.

Automatische Absetzbarkeit

Die ab Jänner geltende Gesetzesänderung für Sonderausgaben sieht vor, dass steuerlich begünstigte Spenden sammelnde Organisationen die Zuwendungen dem Finanzamt zu melden haben, damit das bei der Arbeitnehmerveranlagung der Spender berücksichtigt werden kann. Das heißt laut Hödl, dass die Daten für das Spendenjahr 2017 spätestens im Februar 2018 elektronisch zu übermitteln sind.

Hinweis

Auskünfte erteilt Heinz Hödl unter Tel.: 01/3170.321 bzw. E-Mail: info(@)koo.at.

Wer seine Spende von der Steuer absetzen möchte, muss künftig Namen und Geburtsdatum deklarieren - und das für jede Organisation, die mit einer Geldspende bedacht wird. Gegen diese Deklarationspflicht hätten viele Bürger Vorbehalte, lautete eine Befürchtung, die jüngst bei der Präsentation des aktuellen Spendenberichts des „Fundraising Verbandes Austria“ geäußert wurde.

Vorteil: Nicht mehr selbst kümmern

Dem hält KOO-Geschäftsführer Hödl folgende Vorteile entgegen: Künftig müssen sich Spender nicht mehr selbst um die Sonderausgaben für den Steuerausgleich kümmern; durch die Meldepflicht der Organisationen erhalten sie automatisch ihre steuerlichen Begünstigungen für gesellschaftliches Engagement. Voraussetzung dafür ist die einmalige Übermittlung des Spendernamens (der mit dem Melderegister übereinstimmen muss) und des Geburtsdatums. Eine Liste der Organisationen, die für eine Steuerabschreibung in Frage kommen ist im Finanzministerium abrufbar

Keine Bedenken wegen Datenübermittlung

Hödl wies gegenüber „Outing-Bedenken“ darauf hin, dass alle Spenderdaten verschlüsselt an das Finanzamt gesendet werden: „Nur die Behörde kann die Daten entschlüsseln. Falls nicht autorisierte Personen versuchen, die Daten zu entschlüsseln, werden sie zerstört.“

Hödl bat potenzielle Spender, spätestens bis Dezember 2017 ihre Daten jenen Organisationen weiterzugeben, deren Aufgaben und Anliegen sie unterstützen. Dafür genüge ein formloses Schreiben mit folgender Mitteilung: "Ich will, dass meine Spende bei der ArbeitnehmerInnenveranlagung bis auf Widerruf geltend gemacht wird. Darunter Name (laut ZMR-Auszug bzw. Meldezettel), Adresse und Geburtsdatum.

Neuer Spendenrekord

Der Fundraising Verband Austria (FVA) hat mit dem Spendenbericht 2016 einen neuen Rekordwert für in Österreich geleistete Spenden bekannt gegeben: Die Österreicher und Österreicherinnen spendeten demnach im Jahr 2015 insgesamt 625 Millionen Euro - um 55 Millionen mehr als 2014, teilte FVA-Geschäftsführer Günther Lutschinger am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien mit.

Caritas Generalsekretär Bernd Wachter

APA/Jürgen Hammerschmid

Caritas-Österreich-Generalsekretär Bernd Wachter

Der Löwenanteil von 72,32 Millionen entfiel dabei auf die Caritas, die das noch 2014 an der Spitze liegende Rote Kreuz (71,73 Millionen Euro) knapp hinter sich ließ. Für Caritas-Österreich-Generalsekretär Bernd Wachter signalisieren die Zahlen „ganz klar eines: Die Bevölkerung ist bei weitem solidarischer als man uns aktuell seitens der Politik zu vermitteln versucht“. Hinter Caritas und Rotem Kreuz reihen sich - mit deutlichen Abstand - SOS Kinderdorf, „Ärzte ohne Grenzen“ und die Dreikönigsaktion unter die meistbegünstigten Hilfsorganisationen. Unter den Top-25 scheinen mit Missio, „Jugend Eine Welt“, MIVA und den Concordia Sozialprojekten weitere kirchlich getragene Organisationen auf.

Caritas: Kein „Schlechtreden“ Schwacher

Caritas-Generalsekretär Wachter freute sich in seinem Statement ebenfalls am Dienstag über das vielfach gelungene Bemühen seiner Organisation, Menschen in deren Arbeit zu involvieren - als haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter sowie als Spender. „Solidarität und Zusammenhalt sind der Kitt einer Gesellschaft“, wies Wachter hin. Scharf verurteilte er deshalb jedes „Schlechtreden“ der Schwachen wie der Flüchtlinge oder Mindestsicherungsbezieher.

Den Zukunftsängsten vieler Österreicher dürfe die Politik nicht „mit dem Blick auf die Biertische“ begegnen - wie aktuell im Fall der Mindestsicherungsdebatten. Bei diesem Streitthema seit Monaten gehe es um weniger als ein Prozent der heimischen Sozialausgaben, ärgerte sich Wachter über eine „politische Nebengleis-Diskussion in beschämendem Stil“.

religion.ORF.at/KAP

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