Nikolaus wäre heute wohl „Gutmensch“

Der heilige Nikolaus wäre heute vielleicht ein „Gutmensch“ und würde sich für benachteiligte Menschen einsetzen, so die St. Nikolausstiftung, die kirchliche Trägerorganisation von Kindergärten und Horten zum Feiertag eines der wohl populärsten katholischen Heiligen.

In vielen Kindergärten und Schulen in Österreich bleibt der „echte“, von außen zu Besuch kommende Nikolaus seit Jahren aus. Das hat wohl vor allem pädagogische Gründe, dennoch ist das Feiern von Festen im Jahreskreis in den Augen der St. Nikolausstiftung „ein wichtiges Anliegen. Die Vermittlung von Werten wie Solidarität, Nächstenliebe und Unterstützung ist ein elementarer Bestandteil des Bildungsalltags“, so eine Aussendung zum Fest am Dienstag.

Ein verkleideter Nikolaus

APA/Hans Klaus Techt

Nikolaus als Vermittler von Solidarität und Nächstenliebe

Der reale Nikolaus war in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien, damals Teil des römischen, später des byzantinischen Reichs in der heutigen Türkei. Er war der Legende nach ein Mann, dem besonders schutzbedürftige Menschen ein Anliegen waren. „Er unterstützte sie tatkräftig, ohne ihr Verhalten zu bewerten oder seine Tat an eine moralische Verpflichtung zu koppeln“, so die St. Nikolausstiftung.

Nikolaus heute „wohl nicht überall willkommen“

Genau daran solle das jährliche Gedenken an den heiligen Nikolaus erinnern. Denn „Heilige“ seien nicht bloß – wie in diesem Fall – Geschenkebringer und Garanten für eine stimmungsvolle Vorweihnachtszeit. „Sie sind moralische Instanzen, denen es um Gerechtigkeit und soziales Engagement ging. Sie setzten sich für Menschen ein, die nicht genug vom und zum Leben hatten, die verzweifelt und in Not waren. Würde Nikolaus heute leben und wirken, würde er sich auch für benachteiligte Menschen einsetzen. Vielleicht würde man ihn ’Gutmensch" nennen. Und er wäre wohl nicht überall willkommen.“

Keine Angst machen

Gemeinsam mit den Kindern werde daher jedes Jahr im Kindergarten die Legende des Bischofs besprochen und umgelegt, wie auch sie im Sinne des Vorbilds Nikolaus für andere da sein können. „Aber das oberste Prinzip ist, der Nikolaus darf keine Angst machen! Das bedeutet auch, dass die Verhaltensweisen der Kinder nicht moralisch beurteilt werden und dass eine den Kindern bekannte Person – oder auch ein Kind selbst – den Nikolaus spielt. Der Nikolausdarsteller oder die Nikolausdarstellerin verkleidet sich vor den Kindern und wird auch von den Mädchen und Buben dabei unterstützt“, erklärt Susanna Haas, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung, in der Aussendung.

Auch wenn die Kinder die Verwandlung miterlebten, bedeute das nicht die Entzauberung des Moments. „Dafür ist die magische Phase verantwortlich, in der sich die Kindergartenkinder befinden. Sobald der Nikolaus verkleidet ist, ist es der Nikolaus“, so Haas.

Die Kindergärten der St. Nikolausstiftung werden von vielen Kindern mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten besucht, beim Feiern von Festen stünden die Gemeinsamkeiten im Vordergrund. Ziel sei es, allen Kindern die Freude am Fest zu vermitteln und damit Werte wie Solidarität, Unterstützung und Nächstenliebe erlebbar zu machen.

Immer wiederkehrende Religionsdebatten

„Im Kindergarten – als erste Bildungseinrichtung – kommen viele Mädchen und Buben das erste Mal mit verschiedenen Religionen und Kulturen in Kontakt. Und genau hier liegt die Chance, Offenheit und Respekt im Umgang miteinander zu lernen. Feste wie das des Hl. Nikolaus tragen einen wesentlichen Teil zum Verständnis einer Kultur bei und sind daher für alle Kinder eine Bereicherung“, verweist Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung auf immer wiederkehrende Religionsdebatten im Kindergarten.

religion.ORF.at

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