Weihnachten in prachtvollen Handschriften

Die Weihnachtsausstellung „Unter Bethlehems Stern“ in der Österreichischen Nationalbibliothek (ONB) erzählt die Weihnachtsgeschichte in mittelalterlichen Stundenbüchern. In prachtvollen Illustrationen schilderten und erweiterten die Buchmaler biblische Ereignisse für die persönliche Andacht.

Ihre Farben leuchten seit 600 Jahren, die im Prunksaal der Bibliothek in Vitrinen aufgeschlagenen Büchlein laden förmlich ein zum Weiterblättern. „Die Buchmaler haben wirklich versucht, die Geschichte von Christi Geburt ihren Leser nahezubringen“, so Katharina Kaska von der Handschriftensammlung bei einer einführenden Pressekonferenz Anfang Dezember.

Erscheinung des Herrn; Die Anbetung der Könige. Gebetbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg, Nürnberg (Gabriel Glockendon), 1536/37

Österreichische Nationalbibliothek

„Erscheinung des Herrn“: Gebetsbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg, Nürnberg (Gabriel Glockendon), 1536/37

Ganze Bildgeschichten

Die Bilder und Illustrationen schmückten die eher kargen Informationen aus den Evangelien mittels Darstellungen apokrypher Texte, alttestamentarischer Referenzen oder jüdischer Überlieferungen aus. Sie betteten einzelne Szenen in ganze Bildgeschichten ein, die sie kunstvoll in die Bordüre der Seiten verwoben, und sorgten mit intimen Ansichten - etwa vom Treffen der schwangeren Maria mit der ebenfalls schwangeren Cousine Elisabeth - für Empathie.

Boom im 15. Jahrhundert

Denn die Stundenbüchlein waren für das Gebet, für emotionale und persönliche Momente der Andacht und Einkehr gedacht. „Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlebten sie einen Boom“, so Kaska. Bedeutende Persönlichkeiten traten bei den Buchmalermeistern als Auftraggeber auf, für sie wurden die Bände durchaus auch personalisiert.

Verkündigung an die Hirten, Gebetbuch (lat.), Westdeutschland (?), um 1530

Österreichische Nationalbibliothek

Verkündigung an die Hirten, Gebetsbuch (lat.), Westdeutschland (?), um 1530

Maria von Burgund ließ sich etwa selbst gerne mit dem Buch in der Hand darstellen - als Ausdruck tiefer Frömmigkeit. Auch das Stundenbuch Jakobs des IV. von Schottland zählt zu den Schätzen der Ausstellung, die 24 Handschriften aus dem großen Bestand der Nationalbibliothek umfasst. Aus konservatorischen Gründen ist die Ausstellungsdauer allerdings bis 15. Jänner begrenzt.

Ausstellungshinweis

„Unter Bethlehems Stern. 24 Prachthandschriften aus dem Mittelalter“, von 7. Dezember bis 15. Jänner, Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek

Deutungstraditionen entstanden

Anhand der Bilder lassen sich auch die verschiedenen, oft bis heute bestehenden Deutungsrichtungen der Geschichte in den Evangelien ausmachen. So werden die Umstände der Geburt Jesu in der Bibel gar nicht näher beschrieben, früh bildete sich die Darstellung entweder in einem Stall aus Holz oder in einer Grotte heraus.

Bethlehemitischer Kindermord, Geschichte des Neuen Testaments (dt., tschech.), Mähren, um 1430

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Bethlehemitischer Kindermord, Geschichte des Neuen Testaments (dt., tschech.), Mähren, um 1430

Oder das Kapitel der Flucht: Die Darstellung von Maria und dem Kind auf dem Esel, den Josef führt, während sie vor den Schlächtern des bethlehemitischen Kindermordes fliehen, hat sich als Bildtradition schon früh herausgebildet - und sich in ihren wesentlichen Elementen nicht mehr verändert.

religion.ORF.at/APA

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