Gottesdienst für Mafia-Boss nach Protesten abgesagt

Ein Gottesdienst für einen getöteten Mafia-Boss in Süditalien ist nach einer Welle der Empörung abgesagt worden. Die für Dienstag geplante Messe in der Ortschaft Grumo Appula nahe Bari traf auf breiten Widerstand des Bürgermeisters, der Polizei und der Kirchengemeinde.

Der Priester Don Michele delle Foglie beugte sich dem Protest, kündigte aber an, Papst Franziskus um seinen Segen zu bitten. Don Michele hatte vor einigen Tagen auf Bitten der Angehörigen des Mafioso Rocco Sollecito eine Trauerfeier in seiner Kirche angesetzt.

Gottesdienst polizeilich untersagt

Der 67-Jährige war im Mai im kanadischen Quebec getötet worden. Sollecito stammte aus Grumo Appula und galt als Chef der Mafiaorganisation ’Ndrangheta in Kanada. Der Polizeipräsident von Bari untersagte den Gottesdienst. Auch der Erzbischof von Bari sprach von einem „schwerwiegenden Skandal“ und verlangte eine Absage der Messe.

„Gottesdienste ehren nicht, sie erinnern“, verteidigte der Priester in mehreren italienischen Medien sein Vorhaben. Für ihn ist in der Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Sünder verdienen die Barmherzigkeit Gottes“, sagte er. Er wolle um eine Audienz beim Papst bitten, um ihm sein Anliegen vorzutragen.

Papst im Kampf gegen die Mafia

Beim argentinischen Papst dürfte er aber schlechte Karten haben. Seit seinem Amtsantritt vor knapp vier Jahren wandte sich der Papst immer wieder mit klaren Worten gegen die Mafia.

Im Juni 2014 erklärte er ihre Mitglieder für exkommuniziert und bezog sich besonders auf die ’Ndrangheta. Die Kirche und die Gläubigen forderte Franziskus auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden.

religion.ORF.at/apa