Vatikan rät zu Besonnenheit im Malteserordenstreit

Der Vatikan hat Besonnenheit rund um die umstrittene Amtsenthebung von Albrecht von Boeselager als Großkanzler gefordert. Eine Kommission soll die Sachlage untersuchen. Das wird aber vom Orden weiterhin als unzulässige Einmischung abgelehnt.

Der Malteserorden hatte den 67-jährigen Deutschen Albrecht von Boeselager, dessen Amtszeit als Großkanzler bis 2019 dauern sollte, Anfang Dezember durch den aus Malta stammende John Critien (67) ersetzt. Großmeister Festing begründete die Entlassung mit „schwerwiegenden Problemen“, die während Boeselagers Zeit als Verantwortlicher für die Koordination der humanitären Hilfe des Ordens aufgetreten seien. Boeselager soll den Einsatz von Kondomen zur Aidsverhütung in einem Programm vom Malteser International (MI) in Myanmar nicht verhindert habe.

Ungewollte Untersuchung

Boeselager teilte daraufhin mit, er betrachte sich weiter als „rechtsgültig gewählten Großkanzler“ des Souveränen Malteserordens. Die Amtsenthebung entbehre „jeder rechtlichen Grundlage“.

Der Vatikan versucht nun in diesem Fall zu vermitteln und mit einer Untersuchung Klarheit zu schaffen. Doch der Malteserorden hatte sich gegen eine vatikanische Untersuchung zu seiner Leitungskrise gewehrt. Die Amtsenthebung Boeselagers sei eine interne Entscheidung des Souveränen Malteserordens und falle „allein in dessen Kompetenz“, teilte die Ordensleitung Mitte Dezember mit.

Die Einrichtung einer Untersuchungskommission sei ein „Missverständnis des Staatssekretariats“ und „inakzeptabel“. Malteser-Großmeister Matthew Festing habe dies in einem Brief an Papst Franziskus dargelegt.

Der Vatikan hatte zuvor mitgeteilt, die Vorgänge um die Absetzung Boeselagers durch eine Kommission unter Leitung des früheren UN-Diplomaten Erzbischof Silvano Tomasi „umfassend und binnen kurzer Frist“ klären zu lassen. In der Bekanntgabe des vatikanischen Presseamts wurde Boeselager weiterhin als Großkanzler bezeichnet.

Ziele des Ordens gefährdet

Die umstrittene Amtsenthebung von Albrecht von Boeselager als Großkanzler habe zu Spannungen und Spaltungen geführt, die „letztlich die ehrenhaften Ziele des Ordens gefährden könnten“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview der italienischen Tageszeitung „Il Messaggero“ (Samstagausgabe). Es handle sich um eine „beispiellose Krise“. „In dieser Situation hat der Papst entschieden, eine Untersuchungskommission einzurichten um Informationen zu dem Fall zu sammeln. Dann wird man sehen.“

Der Malteserorden mit weltweit 13.500 Mitgliedern hat den Status eines Völkerrechtssubjekts. Kardinalpatron ist seit 2014 der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke.

religion.ORF.at/Kap

Mehr dazu in: