Christenverfolgung in Indien und Südostasien nimmt zu

Die Verfolgung von Christen in Süd- und Südostasien nimmt laut der Hilfsorganisation Open Doors stark zu, am schlimmsten ist sie aber weiter in Nordkorea - und die meisten Christen werden nach wie vor in Nigeria wegen ihres Glaubens getötet.

Zu diesen Ergebnissen kommt der Weltverfolgungsindex 2017, der am Mittwoch von der christlichen Hilfsorganisation veröffentlicht wurde. Mit der Machtübernahme der hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP) in Indien erlebten die religiös-nationalistischen Bewegungen einen erneuten Aufschwung in ihren Aktivitäten, insbesondere in solchen, die sich gegen die christliche Gemeinschaft richteten, schreibt die Hilfsorganisation für verfolgte Christen in ihrem Jahresbericht.

Indische christliche Kirche (Gauhati)

APA/AP/Anupam Nath

Christliche Kirche in Gauhati, Indien

Nationalistische Tendenzen

Diese Tendenz zeige sich auch in anderen Teilen des Kontinents: Fünf der sechs Länder, in denen sich die Situation am meisten verschlechtert hat, liegen in Asien. Neben Indien gehören dazu auch Bangladesch, Laos, Bhutan und Vietnam, wobei die Triebkraft für die Zunahme der Christenverfolgung in diesen Ländern jeweils der „religiöse Nationalismus“ sei.

Nordkorea an der Spitze

An der Spitze des Weltverfolgungsindex steht dessen ungeachtet einmal mehr Nordkorea. Das Regime von Pjöngjang „scheut weiterhin keine Mühen, um das Christentum auszulöschen“, schreibt Open Doors. Somalia steigt vom siebenten auf den zweiten Platz. Die hohe soziale Kontrolle aufgrund der Stammesstruktur und der autoritäre Charakter der somalischen Gesellschaft bedeute „den beinahe unmittelbaren Tod“ für jeden Somali, der sich vom Islam abwendet, um den christlichen Glauben anzunehmen, so der Bericht.

Christen im Kreuzfeuer

Das einzige Land, das neu unter den ersten zehn aufscheint, ist der Jemen, der damit Libyen vom zehnten Platz verdrängt. Der Jemen ist das Land, in dem sich laut Open Doors die Situation für Christen am deutlichsten verschlechtert hat. Sie befänden sich im Kreuzfeuer des Konflikts zwischen Schiiten und Sunniten, zwischen den militärisch von Teheran unterstützten Houthi-Rebellen und den regierungstreuen Streitkräften, die von Saudi-Arabien unterstützt werden.

Zusammengefasst haben die 50 Länder mit der stärksten Christenverfolgung weltweit eine Gesamtbevölkerung von 4,83 Milliarden Menschen. Die Gesamtzahl der Christen wird auf 650 Millionen, also auf rund 13 Prozent der Bevölkerung geschätzt. Es werde davon ausgegangen, so Open Doors, dass ein Drittel von ihnen, also rund 215 Millionen, starker Verfolgung ausgesetzt ist.

Wenige gezielte Anschläge gegen Christen

Obwohl das Jahr 2016 von unzähligen Anschlägen geprägt war, waren nur wenige davon gezielt gegen die christliche Gemeinschaft an sich gerichtet. Von Open Doors wurden 1.207 Christen registriert, die aufgrund ihres Glaubens getötet wurden, im Vergleich zu über 7.100 im Jahr zuvor.

Nigeria ist dabei nach wie vor das Land, in dem die meisten Christen aufgrund ihres Glaubens getötet wurden, selbst wenn Boko Haram in ihren Aktivitäten zunehmend eingeschränkt ist und nicht mehr so viele Aktivitäten gegen Christen durchführen konnte wie 2015. Diese Statistiken beziehen sich lediglich auf gut dokumentierte Fälle. Folglich stehen auch dieses Jahr keine genauen Zahlen für Nordkorea zur Verfügung.

Rangliste soll Überblick geben

Der Weltverfolgungsindex listet die 50 Länder auf, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Diese jährliche Rangliste soll Open Doors zufolge einen Gesamtüberblick über die Situation der Christen weltweit bieten. Der Druck werde in unterschiedlichen Bereichen wie Privatleben, Familienleben, soziales Leben, Zivilleben und kirchliches Leben sowie Gewalt gegen Personen und Besitz und Vermögen von Christen gemessen.

Vertreter sowohl der katholischen als auch der evangelischen Kirche haben Open Doors in der Vergangenheit kritisiert, weil sie nicht angemessen zwischen sozialen Anfeindungen und schwerwiegender Verfolgung mit Freiheitsentzug, Gewaltanwendung oder Todesfolge differenziere.

religion.ORF.at/APA

Link: