Palermo: Kirche im Ghetto zu Synagoge umgewidmet

In Palermo wird eine Kirche zur Synagoge. Der Erzbischof der sizilianischen Hauptstadt stellt der jüdischen Gemeinde auf deren Wunsch ein christliches Gebäude im früheren Ghetto zur Verfügung.

Die Umwidmung erfolgt aus Anlass des ökumenischen „Tags des Judentums“ am Dienstag, wie Radio Vatikan berichtete. Damit erhalten jüdische Gläubige mehr als 500 Jahre nach ihrer Vertreibung aus Palermo eine Gebetsstätte zurück. „Der Name Gottes trennt nicht, mehr noch, er baut Brücken“, erklärte Erzbischof Corrado Lorefice, der seit einem Jahr im Amt ist.

Juden 1492 aus Sizilien vertrieben

Die an die jüdische Gemeinde abgetretene Kirche ist Santa Maria del Sabato, deren Name sich auf den jüdischen Sabbat bezieht. Die Juden waren 1492 aus Sizilien vertrieben worden. Die Insel war im 15./16. Jahrhundert ein Land der Krone von Aragon, in dem das 1492 von König Ferdinand dem Katholischen erlassene Edikt zur Judenvertreibung („Alhambra-Edikt“) genauso galt wie auf dem spanischen Festland.

Das Edikt ordnete die Vertreibung der Juden aus allen Territorien der Krone von Kastilien und der Krone von Aragon bis zum 31. Juli des Jahres 1492 an. Bleiben durften nur diejenigen, die bis dahin zum Christentum übergetreten waren. In der Folge entwickelten sich Gemeinden von getauften „Geheimjuden“ („Cristianos Nuevos“).

Inquisition führte Vertreibung durch

Die Durchführung des Edikts von 1492 oblag der Spanischen Inquisition. Diese wurde ein Teil des Staatsapparats und entwickelte sich zu einer Art Staatssicherheitsdienst. An der Spitze stand ein vom König vorgeschlagener und formell vom Papst ernannter Kardinal.

Der Machtbereich erstreckte sich über das heutige Spanien, die Inseln Sizilien und Sardinien sowie die Kolonien in Amerika. Die Vorgehensweise der Spanischen Inquisition ähnelte sehr ihrem mittelalterlichen Vorbild, der 1227 von Papst Gregor IX. eingeführten Päpstlichen Inquisition zur Bekämpfung der Albigenser in Südfrankreich.

religion.ORF.at/KAP

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