Abtreibungsstatistik: Nun werden Hebammen befragt

Die Bürgerinitiative der aktion leben, „Fakten helfen“, fordert eine Abtreibungsstatistik. Der parlamentarische Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen hat am Mittwoch beschlossen, die Expertise eines Hebammengremiums einzuholen.

Als eines der wenigen Länder Europas verfügt Österreich bisher über keine umfassenden Daten zu Alter, sozialem Hintergrund, Familiensituation und Motiven von Frauen, die eine Abtreibung vornehmen. Über die Anzahl der Abtreibungen existieren nur Schätzungen, die sich zwischen 20.000 und 60.000 pro Jahr bewegen.

Über die Erhebung einer Statistik zu Schwangerschaftsabbrüchen will das Parlament nun Hebammen um ihre Einschätzung bitten - die aktion leben begrüßt diesen Schritt. „Wir finden es wichtig, dass neben der Ärztekammer weitere Standesvertreterinnen einbezogen werden, die unmittelbar mit dem Thema zu tun haben“, erklärt aktion-leben-Generalsekretärin Martina Kronthaler in einer aktuellen Aussendung.

Statistische Auswertung zur Prävention

Die aktion leben fordert nun gesetzliche Grundlagen für die Erhebung bundesweiter, anonymisierter Statistiken und deren Veröffentlichung. Weiters sollen auch die Gründe für Abtreibungen als Basis für Prävention und Hilfe regelmäßig und wissenschaftlich erforscht werden.

Das österreichsiche Parlament

APA/Herbert Neubauer

Der „Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen“ des Parlaments holt die Expertise von Hebammen ein

Denn nur verlässliche Zahlen gäben die Möglichkeit, „die von allen gewünschten Maßnahmen der Prävention tatsächlich zu überprüfen“, so Kronthaler im Dezember 2016. Unterstützt wird die Petition unter anderem von der Österreichischen Bischofskonferenz.

Kritik von Abtreibungsarzt

Kritisiert wird die Forderung von Christian Fiala, dem ärztlichen Leiter des Gynmed Ambulatoriums für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung im Salzburger Landeskrankenhaus und in Wien. Er wirft der aktion leben vor, die Stimmen von betroffenen Frauen und Experten mit Erfahrung in diesem Bereich nicht zu berücksichtigen, so Fiala in einer Aussendung vom Mittwoch.

Bei „Fakten helfen!“ handle es sich „lediglich um einen weiteren Versuch, die Fristenlösung durch die Hintertür aufzuweichen anstatt konkrete Hilfe bei der Prävention anzubieten“, mutmaßt Fiala. Die aktion leben akzeptiere die Fristenlösung und berate darüber hinaus ergebnisoffen, sagt dazu die Pressesprecherin der Organisation gegenüber religion.ORF.at.

Daten existieren bereits

Die geforderten Abbruch-Statistiken seien in ganz Europa üblich und würden zu konstruktiven Gesprächen über Schwangerschaftsabbrüche beitragen, schrieb Kronthaler in einer früheren Aussendung. Die Datenerhebung geschehe ohnehin im Anamnesegespräch durch den Arzt, neu wäre nur die Weitergabe dieser Daten in anonymisierter Form an die Statistik Austria, so die Generalsekretärin.

„Damit wären sie für eine neutrale und seriöse Aufarbeitung zugänglich“. Die wissenschaftliche Motiverforschung würde Frauen nur auf freiwilliger Basis befragen, womit niemand belästigt würde, so Kronthaler.

Mehr als 53.500 Personen unterzeichneten die Petition, deren Forderung neben der Österreichischen Bischofskonferenz auch von Justizministerium, Ärztekammer und dem Österreichischen Institut für Familienforschung, ÖVP, FPÖ und Team Stronach für sinnvoll erachtet wird. Skeptisch blieben SPÖ, Grüne und NEOS.

religion.ORF.at

Links: