Anglikanische Kirche bereut Gewalt bei Reformation

Die anglikanische Kirche von England hat sich für die Gewalt während der Entstehungsjahre der anglikanischen Glaubensrichtung im Zuge der Reformation vor 500 Jahren entschuldigt.

In einer gemeinsamen Erklärung erinnerten die Erzbischöfe von Canterbury und York, Justin Welby und John Sentamu, laut britischen Medienberichten am Mittwoch an die „bleibenden Schäden“ durch die Reformation für die Einheit der Kirche. Das Schreiben wurde zum Beginn der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen (18.-25. Jänner) veröffentlicht.

Gegenseitige Verfolgung

Die Reformation habe zwar einen „Erneuerungsprozess eingeleitet, aber auch für Spaltung gesorgt“, so die beiden hochrangigsten Vertreter der anglikanischen Kirche von England. Christen hätten gegeneinander gekämpft, sich verfolgt und getötet.

Jahre des Misstrauens und des Wettbewerbs gegeneinander seien die Folge gewesen, so Welby und Sentamu weiter. In ihrer gemeinsamen Erklärung forderten sie eine „stärkere Verbundenheit“ und mehr Zusammenhalt unter Christen aller Glaubensrichtungen. Es gelte, Buße zu tun - für die Untaten der Vergangenheit, aber auch für „unseren Anteil daran, dass diese Trennung noch andauert“.

Im Zuge der Reformation wurden im 16./17. Jahrhundert den Angaben zufolge allein in England mehr als 800 Klöster und Abteien beschlagnahmt, Bibliotheken zerstört und Kunstwerke enteignet. Tausende Menschen wurden für ihren Glauben gehängt, gevierteilt oder verbrannt.

Gründung der Church of England aus Wut

In England nahm die Reformation nicht wie in Deutschland im Jahr 1517 ihren Ausgang, sondern 1534. Damals überwarf sich König Heinrich VIII. aus Wut über die Ablehnung seines Scheidungsgesuches durch den Papst mit Rom. Allerdings erklärte der dem König verbundene Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer die Zweitehe Heinrichs VIII. mit Anne Boleyn für gültig und damit auch die Scheidung von Katharina von Aragon für rechtens.

Damit zogen König und Erzbischof den Zorn des Vatikans auf sich, der mit einer päpstlichen Bannandrohung und später mit Bann antwortete. Heinrich VIII. erklärte daraufhin die Loslösung der englischen Kirche von Rom und sich selbst zum Oberhaupt der Church of England.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Link: