Malteser: Reformen nach der Wahl

Der päpstliche Sonderdelegat für den Malteserorden soll nach der Wahl des neuen Ordensgroßmeisters in Aktion treten und Reformen im Orden in die Wege leiten, heißt es in einem am Montag auf der Website des Ordens veröffentlichten Schreiben.

Der Delegat werde „helfen, die religiösen Aspekte des Ordens zu nähren und zu inspirieren, und mögliche Punkte der Reform anzustoßen, die nach den bevorstehenden Wahlen behandelt werden müssen“, schreibt der aus Österreich stammende Malteser-Interimsleiters Ludwig Hoffmann-Rumerstein.

Medien hatten zuvor spekuliert, dass möglicherweise bis zur Beendigung des Reformprozesses - und damit der Tätigkeit des von Papst Franziskus bestimmten Delegaten, dessen Name noch nicht bekannt ist - keine Wahlen stattfinden werden. Diesen Spekulationen setzte Hoffmann-Rumerstein jetzt mit seinem Schreiben ein Ende. Der Innsbrucker, der bisher Großkomtur des Ordens war, hatte statutengemäß die Ordensleitung aufgrund des Rücktritts des mit dem Vatikan in Konflikt geratenen Großmeisters Matthew Festing am vergangenen Mittwoch übernommen.

Boeselager wieder im Amt

Hoffmann-Rumerstein hatte am Wochenende sämtliche Disziplinarentscheidungen Festings rückgängig gemacht. Diese betrafen den Deutschen Albrecht von Boeselager, den Festing als Großkanzler abgesetzt hatte. Boeselager kommt damit wieder in sein Amt.

Medien hatten spekuliert, dass Festing, der dem deutschen Zweig des Ordens Abneigung entgegenbrachte, dabei insbesonders von den Italienern unterstützt würde. Allerdings gehen die italienischen Ordensverantwortlichen mittlerweile auf Distanz zur erzkonservativen Festing-Fraktion, und sie unterstützen dessen vom Papst gewünschte Ablöse.

Kritik am Papst „inakzeptabel“

Der römische Ordensritter Don Sforza Ruspoli di Cerveteri erklärte gegenüber der Zeitung „Corriere della Sera“ (Montag-Ausgabe), wenn heute „Traditionalist“ nur mehr als Synonym für „Papstkritiker“ verstanden werde, dann wolle er nicht zu dieser Gruppe gehören. „Ein echte Traditionalist hat in erster Linie dem Heiligen Vater zu gehorchen, und das will ich tun. Kritik am Papst ist inakzeptabel: Der Malteserritter dient, und damit hat es sich“, so Ruspoli di Cerveteri.

Der Malteserorden war ursprünglich eine von Kaufleuten aus dem süditalienischen Amalfi begründete Hospitalbruderschaft, die in Jerusalem wirkte. Zunächst war die Ausrichtung des Ordens rein karitativ, im Zug der Entwicklung des Lateinischen Königreichs Jerusalem (1099-1291) musste er aber auch militärische Aufgaben übernehmen und wurde damit zum Ritterorden.

Bewegte Geschichte

Nach dem Ende des Königreichs durch die muslimisch-mameluckische Eroberung der Festung Akkon im Jahr 1291 wurde Rhodos Ordenssitz. Als die Osmanen die griechische Insel eroberten, verlegten die Ritter ihren Sitz nach Malta, wo sie bis Ende des 18. Jahrhunderts ihr Zentrum hatten. Heute ist der Ordenssitz in Rom.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kehrten sowohl der katholische als auch der evangelische Ordenszweig zur ursprünglichen karitativen und sozialen Aufgabenstellung der Malteser/Johanniter zurück. Von besonderer Bedeutung wurde der Einsatz der Lazarettzüge der Malteser in verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen, insbesondere im Ersten Weltkrieg.

Ausgangspunkt des heutigen intensiven humanitären Einsatzes des Ordens in Österreich war die Hilfe für die ungarischen Flüchtlinge nach der Niederschlagung der Revolution von 1956. Aktuell sind in den Hilfswerken von Maltesern und Johannitern in Österreich ständig rund 1.500 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Ihr Leitprinzip ist der „Kampf gegen die acht Elende der Welt“ - Krankheit, Hunger, Schuld, Unglaube, Heimatlosigkeit, Verlassenheit, Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit.

religion.ORF.at/KAP

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