Vatikan: Papst hat über Kritik-Plakate gelacht
In Rom hatten Unbekannte in der Nacht auf 4. Februar mehr als 200 papstkritische Plakate in mehreren Stadtteilen aufgehängt. Auf ihnen war Franziskus mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu sehen. Unter dem Foto stand in römischem Dialekt: „Franziskus, du hast Kongregationen unter kommissarische Leitung gestellt, Priester entlassen, die Orden der Malteser und der Immakulata-Franziskaner enthauptet, Kardinäle ignoriert: Aber wo bleibt deine Barmherzigkeit?“
Screenshot Twitter
Der Text der Plakate spielte offensichtlich auf kirchliche Vorgänge an, die in konservativen Kreisen zu Kritik am Papst geführt hatten; etwa den Rücktritt des Malteser-Großmeisters Matthew Festing auf Drängen von Franziskus und den Brief von vier Kardinälen an den Papst, die öffentlich Zweifel an seinem Schreiben „Amoris laetitia“ äußerten und mehr Klarheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen forderten.
„Seit der Zeit Jesu immer auch Gegenwind“
Es habe seit der Zeit Jesu immer auch Gegenwind in der Kirche gegeben; dies sei keine Neuigkeit, sagte Becciu dem Portal weiter. „Papst Franziskus geht jedenfalls weiter voran, und er hat auch große Seelenruhe, seine Reform voranzubringen und uns allen Mut zu machen“.
Laut einem Bericht der italienischen Tageszeitung „Il Messaggero“ (Freitagsausgabe) gab es nach der Plakataktion weitere Franziskus-Kritik per anonymer E-Mail an Kardinäle, Bischöfe, weitere Geistliche und „Ehrenleute“. Ihnen war eine Fake-Ausgabe der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ gesendet worden. Auf dem Titel des falschen Osservatore: Ein Artikel, in dem Franziskus auf die Fragen der Kardinäle zu „Amoris laetitita“ antwortete - und zwar nicht mit „Ja“ oder „Nein“, wie gefordert, sondern mit der Antwort „Ja und Nein“.
Italienische Medien vermuten hinter den Aktionen Italiens politische Rechte und konservative katholische Kreise, die den Reformkurs von Franziskus ablehnen. Die italienische Polizei und die Stadt Rom entfernten oder überklebten am Samstag die widerrechtlich auf städtischen Werbeflächen angebrachten Plakate. Konkrete Hinweise auf die Täter gab es zunächst nicht. Es war das erste Mal seit dem Amtsantritt von Franziskus im März 2013, dass solche Plakate in Rom auftauchten.
religion.ORF.at/KAP
Mehr dazu:
- Papstkritische Plakate in Rom aufgetaucht
(religion.ORF.at; 04.02.2017)