Schweizer Schriftsteller und Pfarrer Kurt Marti tot

Der Schweizer Schriftsteller und reformierte Pfarrer Kurt Marti ist am Samstag im Alter von 96 Jahren in Bern verstorben. Marti galt als wortgewaltiger Prediger, der sich durch sprachliche Schärfe und intellektuelle sowie politische Klarheit auszeichnete.

Marti hatte zunächst Jura studiert, dann evangelische Theologie. Nach Kriegsende engagierte sich Marti in der ökumenischen Kriegsgefangenenseelsorge in Paris. Ab 1949 arbeitete er als Pfarrer in verschiedenen Pfarreien - von 1961 bis 1983 war er Pfarrer der Berner Nydeggkirche. Seit seinem Ausscheiden aus dem Kirchendienst 1983 widmete er sich ganz der Schriftstellerei.

Prosa, Gedichte, Predigten

Marti wurde am 31. Jänner 1921 in Bern geboren. Er war verheiratet und Vater von vier Kindern. Sein literarisches Werk umfasst Prosa, Gedichte, Berichte und Predigten - darunter die Bände „Ein Topf voll Zeit. 1928-1948“, „Leichenreden“, „Der Traum, geboren zu sein“ und - zuletzt 2010 erschienen - der Band „Heilige Vergänglichkeit“. Als Autor erhielt er eine Vielzahl von Auszeichnungen, 2011 auch den Preis der Schweizer Schillerstiftung, wie die Bibliotheksorganisation Bibliomedia Schweiz schreibt. Die letztjährigen Solothurner Literaturtage widmeten ihm zum 95. Geburtstag eine Hommage.

Marti galt als wortgewaltiger Prediger, der sich durch sprachliche Schärfe und intellektuelle sowie politische Klarheit gleichermaßen auszeichnete. „Am Ende eines Gottesdiensts konnte er schon mal dazu auffordern, keine Äpfel aus dem Südafrika des weißen Apartheid-Regimes zu kaufen“, heißt es etwa in einem Nachruf der „Berner Zeitung“ (Samstag-Ausgabe). Theologisch galt Marti, der von Karl Barth und Dorothee Sölle beeinflusst war, als „links“.

Er gehörte außerdem zu den Mitbegründern der entwicklungspolitischen „Erklärung von Bern“ und der inzwischen aufgelösten „Gruppe Olten“ der dissidenten Schweizer Schriftsteller. Marti diskutierte öffentlich mit Kommunisten und handelte sich bald den Ruf ein, selbst ein halber Kommunist zu sein. Gerade auch in kirchlichen Kreisen galt der politisierte Berner Pfarrer daher als Reizfigur, schreibt die „Berner Zeitung“.

religion.ORF.at/KAP

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