Priester wollte angeblich Patriarchen mit Gift töten

Ein georgisch-orthodoxer Geistlicher wollte angeblich Georgiens Patriarchen Ilia II. mit Gift töten. Medienberichten zufolge wurde Erzdiakon Giorgi Mamaladse auf dem Flughafen in Tiflis festgenommen, als er nach Deutschland reisen wollte.

Mamaladse habe einen hochrangigen Kleriker töten wollen, formulierte Generalstaatsanwalt Irakli Schotadse die Vorwürfe. Er habe sich zu diesem Zweck Zyanid beschafft, das sich in seinem Gepäck befand. Die Festnahme fand bereits vergangenen Freitag statt. Patriarch Ilia hält sich derzeit in Berlin auf, wo er sich laut dem britischen „Guardian“ von einer Operation an der Gallenblase erholt.

Geistlicher besorgte sich Zyanid

Auf die Spur Mamaladses sei man gekommen, weil ein Informant, an den sich der Priester zwecks Besorgung von Zyanid gewandt habe, bei der Polizei ausgesagt habe, sagte Schotadse. Als sich der Priester auf die Reise nach Deutschland gemacht habe, hätten die Handschellen geklickt. Offensichtlich habe er sich das Zyanid dann von einer anderen - unbekannten - Person besorgt. In Mamaladses Wohnung habe man zudem eine nicht registrierte Schusswaffe sichergestellt.

Der georgisch-orthodoxe Patriarch Ilia II.

APA/AP/Maxim Shipenkov

Der georgisch-orthodoxe Patriarch Ilia II. entging offenbar knapp einem Attentat. Foto aus dem Jahr 2013

Mamaladse leitete den Informationen zufolge ein medizinisches Zentrum des Patriarchats. Dadurch habe er laufend Zugang zum Patriarchen und seinem engsten Kreis gehabt. „Anhand der bisher gesammelten Hinweise plante Mamaladse eine dieser Personen zu ermorden“, sagte Schotadse.

Wachen für den Patriarchen

Die georgische Politik zeigte sich schockiert über die Vorgänge. Ministerpräsident Giorgi Kwirikaschwili sprach von einem „verräterischen Angriff auf die Kirche und Akt gegen das Land“, den die Behörden vereitelt hätten. „Wir sind einem riesigen Desaster entgangen.“ Er schickte einige seiner persönlichen Wachleute nach Berlin zum Schutz des Patriarchen. Auch Staatspräsident Giorgi Margwelaschwili zeigte sich laut dem Nachrichtenportal civil.ge äußerst besorgt.

Patriarchat glaubt nicht Mordplan

Das Patriarchat gab sich wortkarg. Zwei Kirchenvertreter meinten jedoch, sie könnten nicht glauben, dass ein Priester bzw. Mamaladse zu einer solchen Tat fähig sei, wie sie im Raum stehe.

Der 84-jährige Ilia ist seit 1977 Oberhaupt der georgischen Orthodoxie. Die Religion spielt in Georgien eine große Rolle und hat eine einigende Funktion in dem Land, das nach eigener Darstellung nach Armenien als zweites das Christentum als Staatsreligion eingeführt hatte.

religion.ORF.at/APA