Kardinalsrat beriet über vatikanische Gerichtshöfe

Der für die Kurienreform zuständige Kardinalsrat (K9-Rat) hat bei seiner jüngsten Konferenzrunde erstmals ausführlich über die Zukunft der drei vatikanischen Gerichtshöfe beraten.

Das aus neun Kardinälen bestehende Gremium erörterte die Aufgaben und Arbeitsweise der für das Beicht- und Ablasswesen zuständigen Pönitentiarie, des Obersten Gerichtshofs der Signatur und der vor allem mit Eheprozessen befassten Rota, wie der Vatikan am Mittwoch bekanntgab.

Engste Beratungsinstanz des Papstes

Das Gremium, dem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, angehört, gilt inzwischen als die engste Beratungsinstanz von Franziskus. Am Dienstag hatte der K9-Rat mitgeteilt, dass er Papst Franziskus und sein Lehramt voll unterstütze. Angesichts einiger „aktueller Ereignisse“ drückten alle neun Kardinäle des Gremiums dem Wirken des Papstes ihren „vollen Rückhalt“ aus, hieß es in der Mitteilung.

Papst Franziskus und der K9-Rat in einer Sitzung

Osservatore Romano/Handout

Papst Franziskus und der K9-Rat in einer Sitzung

Auf eine Journalistenfrage nach dem genauen Grund sagte Kardinal Marx: „Sie haben die Diskussionen mitbekommen“. Der K9-Rat habe das Gefühl gehabt, es sei an der Zeit gewesen, erneut zu wiederholen, dass das Gremium hinter dem Papst stehe und ihn unterstütze.

Spannungen „normal“

„Es gibt immer Diskussionen in der Kirche, das ist klar. Normale Diskussionen, Spannungen. Das wird immer so sein“, so Marx weiter. In solchen Zeiten sei auch klar, dass die Loyalität der Katholiken zum Papst „substanziell für den katholischen Glauben und die Gläubigen“ sei.

Im November hatten vier Kardinäle - darunter die Deutschen Joachim Meisner und Walter Brandmüller - öffentlich Zweifel an Franziskus’ Schreiben „Amoris laetitia“ geäußert und mehr Klarheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert. In Rom waren zuletzt papstkritische Plakate sowie eine ebenfalls kritische Fake-Ausgabe der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ aufgetaucht. Beide Male ging es unter anderem darum, dass der Papst bisher nicht auf die Fragen der Kardinäle zu „Amoris laetitia“ antwortete.

Auch Mission und Dialog Themen

Themen der am Mittwoch zu Ende gegangenen 18. Konferenzrunde des K9-Rates waren weiterhin die Kongregationen für die Mission und die Ostkirchen sowie der Rat für den interreligiösen Dialog, heißt es in dem Vatikan-Kommunique vom Mittwoch. Ein Termin für die Fertigstellung der neuen Kurienordnung, die die Konstitution „Pastor bonus“ von 1988 ablösen soll, ist noch nicht bekannt.

Der im April 2013 gegründete Kardinalsrat sprach bei seiner dreitägigen Konferenz auch über das Verfahren von Bischofsberufungen. Er nahm zudem einen Zwischenbericht über das neu gegründete Kommunikations-Sekretariat entgegen, in dem derzeit die verschiedenen vatikanischen Medien-Einrichtungen zusammengefasst werden.

Dazu habe er Kontakte mit dem Staatssekretariat, dem Wirtschaftssekretariat, der Güterverwaltung APSA und dem Arbeitsbüro eingeleitet, betonte dessen Präfekt Dario Edoardo Vigano laut der Mitteilung. Zudem sei über den Vatikanverlag beraten worden. Der K9-Rat soll erneut vom 24.-26. April zusammentreten.

religion.ORF.at/KAP

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