Kardinal Burke soll auf Guam Missbrauchsfall aufklären

Der Vatikan entsendet laut einem Pressebericht den früheren Kurienkardinal Raymond Leo Burke zur Aufklärung eines mutmaßlichen Missbrauchsfalls nach Guam.

Nach Angaben der „Guam Pacific Daily News“ (Mittwoch-Ausgabe) soll er dort das mutmaßliche Opfer, Roland Sondia, befragen, der in den 1970er Jahren als Ministrant vom späteren Erzbischof von Agana, Anthony Apuron, missbraucht worden sein soll.

Wortführer der Konservativen

Burke war von 2008 bis 2014 Präfekt der Apostolischen Signatur, dem höchsten Gericht der römischen Kurie. Der US-Amerikaner ist einer der Wortführer des konservativen Kirchenflügels, er kritisierte Franziskus offen. Sein Kurienamt verlor er unter Papst Franziskus, der ihn 2014 zum Kardinalpatron des Malteserordens ernannte.

Kardinal Raymond Leo Burke

APA/AP/Andrew Medichini

Kardinal Raymond Leo Burke

Aufklärung Vatikan-Sache

Die Kongregation für die Glaubenslehre berief den Kirchenjuristen im vergangenen Oktober zum Vorsitzenden Richter in dem Missbrauchsverfahren auf der Pazifikinsel Guam. Nach geltendem Kirchenrecht liegt die Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen gegen Bischöfe und Erzbischöfe beim Vatikan.

Der heute 71-jährige Apuron wurde 1986 Erzbischof von Agana. Nachdem im Juni 2016 Anschuldigungen gegen ihn wegen sexuellen Missbrauchs erhoben wurden, beurlaubte ihn Papst Franziskus. Guam ist die südlichste Insel des Marianen-Archipels in Ozeanien. Sie ist ein sogenanntes nichtinkorporiertes Territorium der USA.

Vatikan-Sprecher Greg Burke bestätigte am Donnerstag indirekt die Entsendung seines Namensvetters Raymond Burke nach Guam. Die Glaubenskongregation habe am 5. Oktober ein Gericht erster Instanz eingerichtet; Vorsitzender Richter dieses autonomen und von der Kongregation getrennt arbeitenden Gerichts sei Kardinal Burke, sagte der Vatikan-Sprecher Kathpress gegenüber.

„Am weitest möglich entfernten Ort“

Die italienische Tageszeitung „Il Messaggero“ schrieb an Donnerstag, mit Burke sei „der Hauptgegner“ des Papstes mit der Untersuchung von Missbrauchsvorwürfen an einem „weitest möglich entfernten“ Ort beauftragt worden. Um den Fall zu klären, muss Burke laut „Messaggero“ so lange vor Ort bleiben wie nötig, um den Kirchenrechtsprozess anzuweisen. Die Zeitung vermutet, der Kardinal werde deshalb nicht an einer für Ende des Monats angesetzten Konferenz in den USA, zu der er erwartet werde, teilnehmen können.

Burke war auch in die Streitigkeiten über die Enthebung des inzwischen wieder eingesetzten Malteser-Großkanzlers Albrecht von Boeselager verwickelt. Inzwischen ernannte der Papst den vatikanischen Innenminister Giovanni Angelo Becciu zum Sonderbeauftragten für den Orden. Becciu soll bis zur Wahl des neuen Großmeisters „einziger Sprecher“ in Angelegenheiten zwischen Vatikan und Orden sein und dann gemeinsam mit dem neuen Ordenschef eine Verfassungsreform durchziehen. Dafür wäre sonst Burke als Kardinalpatron des Ordens zuständig gewesen.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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