Ikea-Broschüre ohne Frauen für Ultraorthodoxe

Das Einrichtungshaus Ikea hat in Israel eine Broschüre für strengreligiöse Juden (Haredim) aufgelegt - ohne Frauen und Mädchen auf den Bildern.

Das Produkt sei „speziell für die Haredi-Gemeinschaft angefertigt, in dem Versuch, diese Minderheit in Israel zu erreichen“, teilte der Ikea-Einzelhandel-Manager in Israel, Schuki Koblenz, am Donnerstag mit. Auf den Bildern sind nur Männer und Buben zu sehen, auch wenn es um Familiensituationen geht.

„Wo ist die Mutter hingegangen?“

Die Broschüre sorgt allerdings für Aufregung im Netz. „Wo ist die Mutter auf diesem Bild hingegangen?“ zitierte die Zeitung „Times of Israel“ (Mittwoch-Ausgabe) einen Nutzer zu einem Bild mit einem Familienessen. „Oh, das ist großartig. Ich wusste nicht, dass es Familien mit Alleinerziehenden auch im Haredi-Sektor gibt“, schrieb ein anderer sarkastisch.

Entschuldigung von Ikea

„Wir sind uns bewusst, dass Menschen sich darüber aufregen und dass diese Veröffentlichung nicht dem entspricht, wofür Ikea steht“, sagte Ikea-Manager Koblenz. „Wir entschuldigen uns dafür.“ Der normale Katalog des schwedischen Möbelhändlers Ikea sei in Israel derselbe wie überall sonst auch mit Frauen und Mädchen auf den Bildern.

Die Möbelkette ist mit drei Standorten in Israel vertreten. Die Ikea-Restaurants bieten koscheres Essen und die Geschäfte bleiben am Sabbat und zu den jüdischen Feiertagen geschlossen.

Elf Prozent Strengreligiöse

In Israel sind laut „Times of Israel“ etwa elf Prozent der 8,5 Millionen Menschen strengreligiöse Juden. Sie leben zum Teil auch in eigenen Städten und Vierteln, wie Mea Shearim in Jerusalem. Grundsätzlich widmen sich die Männer dem religiösen Studium, die Frauen gehen arbeiten.

Mädchen und Frauen tragen Röcke und züchtige Kleidung mit langen Ärmeln und geschlossenen Schuhen. Verheiratete Frauen bedecken ihr Haar mit einem Tuch oder einer Perücke (Scheitel). Männer und Frauen sitzen getrennt in der Synagoge, nicht verwandte Frauen und Männer meiden körperlichen Kontakt miteinander.

Ultraorthodoxe Medien in Israel pflegen konservative Ideale wie weibliche Sittsamkeit, sie vermeiden außerdem Themen wie Drogen, Mord und Sexualität, schreibt die „Times of Israel“. Viele Haredim vertreten die Meinung, dass es ihre Werte verletzen würde, Frauen abzubilden.

religion.ORF.at/dpa

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