Papst will Regeln für Medjugorje

Papst Franziskus ist daran gelegen, dass es im Wallfahrtsort Medjugorje eine „geregelte, pastorale Aufnahme“ der Pilger gibt. Dazu setzte er den Erzbischof von Warschau-Praga, Henryk Hoser als Sondergesandten ein.

Hoser wurde am 11. Februar, dem „Tag unserer lieben Frau von Lourdes“ vom Papst zum Sondergesandten für die Untersuchung der Seelsorgesituation in dem bosnischen Pilgerziel, das durch Berichte über Marienerscheinungen bekannt ist, ernannt. Medjugorje ist gemessen an seinen Besucherzahlen eine Konkurrenz für den französischen Wallfahrtsort Lourdes, wie Radio Vatikan berichtete.

Pilgerort bis dato nicht anerkannt

Offiziell hat die römisch-katholische Kirche die Marien-Erscheinungen in Medjugorje nicht anerkannt. Doch die „Millionen von Pilgern“ in Medjugorje im Südwesten von Bosnien-Herzegowina seien eine Herausforderung für die örtliche Kirche und eine „Aufforderung, die Aufnahme, wenn möglich, zu verbessern“, betonte der polnische Erzbischof in einem Interview mit Radio Vatikan. Franziskus wolle eine klare und geordnete Lage in Medjugorje, „dass man vor Ort die Situation überblickt und dabei vielleicht auch Chancen erkennt, die sich bieten“. Medjugorje zählt zu den größten katholischen Wallfahrtsorten.

Ein Mann mit erhobenen Armen vor der Marienstatue im Pilgerort Medjugorje

Reuters/Matko Biljak

Papst Franziskus fordert eine „geregelte, pastorale Aufnahme“ der Pilger in Medjugorje

Er selbst sei noch nie in Medjugorje gewesen und verstehe sich als jemand, der in der bestehenden „Uneinigkeit“ zwischen dem Wallfahrtsort und der zuständigen Diözese Mostar neutral sei, sagte der Sondergesandte. Letztlich müsse es darum gehen, die seelsorgliche Betreuung „in Absprache und Harmonie mit der kirchlichen Hierarchie vor Ort“ zu organisieren. Er werde dafür mit den Diözesanvertretern, mit den Franziskanern und mit den für die Aufnahme und seelsorgliche Betreuung der Pilger verantwortlichen Personen sprechen.

Echtheitsüberprüfung durch Kommission

Den Bericht mit Vorschlägen, den er verfassen und dem Papst übergeben werde, werde jenen der Untersuchungskommission über die Echtheit der berichteten Marienerscheinungen ergänzen, so Erzbischof Hoser. „Das kann dann hoffentlich zur endgültigen Lösung beitragen, die die Kirche vorschlagen wird.“ Wann beide Berichte veröffentlicht werden, stehe noch nicht fest; Hosers Mandat ist bis Sommer begrenzt.

„Nicht ausgeschlossen“ ist laut Hoser die „Hypothese“, dass der Papst nach den Untersuchungen einen Apostolischen Administrator für Medjugorje ernennt. „Vielleicht wird man die Struktur der Hierarchie vor Ort ergänzen müssen, damit die Initiativen besser abgestimmt und damit wirksamer sein können.“

Marienerscheinungen seit mehr als 35 Jahren

Am 24. Juni 1981 sollen in Medjugorje Marienerscheinungen begonnen haben. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind innerhalb der katholischen Kirche jedoch umstritten.

Insbesondere die zuständige Diözese hat sich kritisch zu den Vorgängen geäußert, während die für das Heiligtum zuständigen Franziskaner ihnen positiv gegenüberstehen. Die zuständige Bischofskonferenz hatte sich 1991 in Leitlinien zurückhaltend zu dem Phänomen geäußert und offizielle Wallfahrten in den Ort untersagt. „Andererseits liegt ihr aber am Herzen, dass die Millionen von Menschen, die nach Medjugorje reisen, dort seelsorglich betreut werden - und zwar unabhängig von der Echtheit oder Nicht-Echtheit der Erscheinungen“, so Radio Vatikan.

Untersuchung ab 2010

Bereits 2010 hatte Papst Benedikt XVI. eine Kommission unter dem früheren römischen Patriarchalvikar Kardinal Camillo Ruini mit einer Untersuchung beauftragt. Diese hatte ihre Ergebnisse 2014 der Glaubenskongregation vorgelegt. Papst Franziskus zögerte bisher mit einer Entscheidung.

religion.ORF.at/KAP

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