Kiffend zur Erlösung: Heilige Sadhus in Nepal

Ab Donnerstag pilgern geschätzt eine Million Menschen zum Tempel Pashupatinath in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, um das Hindu-Fest Shivaratri zu feiern. Dank einer Sondergenehmigung dürfen sie beim Festival Cannabis rauchen.

Wörtlich übersetzt bedeutet Shivaratri „Nacht des Shiva“. In dieser sind der Hindu-Gottheit Shiva zahlreiche Feierlichkeiten gewidmet. Zu den größten Attraktionen gehören Dutzende als heilig geltende Männer, genannt „Sadhus“, die meist aus dem Nachbarland Indien anreisen. Sie beschmieren ihre halb nackten Körper mit Asche und dürfen dank einer Sondergenehmigung während des Festivals innerhalb des Tempels zu meditativen Zwecken Cannabis rauchen. Sadhus verschreiben sich einem asketischen Leben und streben nach Erlösung.

Ein Sadhu - heiliger Mann in Nepal beim Cannabisrauchen zum Fest Shivaratri

Reuters/Navesh Chitrakar

Zu Shivaratri dürfen Sadhus innerhalb des Tempels Cannabis rauchen

In den vergangenen Jahren kontrollierten die lokalen Behörden jedoch verstärkt, wer von dieser Regel Gebrauch macht. Zuletzt häuften sich die Vorwürfe, die heiligen Männer würden Drogen an andere Pilger verkaufen. Höhepunkt des Festes ist die Nacht auf den Freitag, wenn die Pilger mit Tanz und Gesang ihre Gottheit feiern.

Hochzeit Shivas mit Parvati

Das Fest zu Ehren Shivas wird jährlich am 13. und 14. des Hindu-Monats Phalgun zu Neumond gefeiert. Heuer fällt das Fest je nach Region auf einen Tag beziehungsweise eine Nacht zwischen 23. und 26. Februar. Gläubige gedenken in dieser Nacht der Hochzeit Shivas mit Parvati, der Muttergöttin. In Shivaratri wird auch die Nacht gesehen, in der Shiva den Tanz der Schöpfung, der Erhaltung und der Zerstörung getanzt hat.

Betende Gläubige Fraeun und junge Männer in einem Hindu-Tempel

Reuters/Dinuka Liyanawatte

Frauen bitten Parvati, die Muttergöttin, um eine segensreiche Ehe

Gebete fürs Eheglück

Gebete und Gesänge an die Gottheit prägen diese Nacht. Mantren zu Ehren des Gottes werden auch des ganzen Vortags über gesungen. Frauen beten vor allem zu Parvati, von der sie sich gute Ehemänner, Glück und ein langes, erfüllendes Eheleben erhoffen.

Teil der Rituale sind Besuche von Wallfahrtsorten und das Baden von Lingas, die die Gottheit Shiva repräsentieren. Phallische Figuren oder auch natürliche Steine werden dabei mit Joghurt, Milch, Butter und anderen Zutaten übergossen und mit Blüten und Früchten geschmückt.

Ein Sadhu - ein heiliger Hindu-Gläubiger mit aschegefärbter Haut

Reuters/Navesh Chitrakar

Die mit Asche weiß gefärbte Haut soll Shivas grauweiße Haut symbolisieren

Höchste Gottesvorstellung

Für Shivaiten, wie seine Anhänger genannt werden, ist Shiva die Manifestation des Brahman. Brahman ist die Bezeichnung für das unwandelbare, unsterbliche Absolute, das Höchste. Es bezeichnet die unpersönliche Weltseele, die ohne Anfang und ohne Ende existiert. Als letztlich wirksame Kraft liegt das Brahman allem Dasein zugrunde und ist in den Hindu-Traditionen die höchste Gottesvorstellung.

Auf theologischer Ebene steht Shiva jenseits von Namen, Form und Zeit. Besonders betonen die Überlieferungen seine Formlosigkeit. Darum wird Shiva grundsätzlich nicht - wie etwa der Gott Vishnu - mit ausgeprägt menschlichen Zügen ausgestattet. Vorwiegend verehrt man ihn in abstrakten Formen, meist im Linga, aber auch in einem seiner Attribute, besonders dem Dreizack.

religion.ORF.at/dpa

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