Aschenritus und Hungertuch: Fastenzeit beginnt

Mit dem Aschermittwoch beginnt am 1. März die christliche Fastenzeit. Er ist somit der erste Tag der österlichen Bußzeit und nicht etwa der letzte des Faschings.

Mit ihr bereiten sich Christen in aller Welt (mit Ausnahme der Gläubigen der Ostkirchen) auf Ostern vor, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. In den evangelischen Kirchen spricht man übrigens eher von der „Passionszeit“. In der Einführung in das katholische römische Messbuch heißt es dazu: „Am Aschermittwoch, der überall als Fastentag zu halten ist, wird das Aschenkreuz erteilt.“ Ein opulenter Heringsschmaus verträgt sich daher nur schwer damit.

Asche: Buße und Reinigung

Das Zitat aus dem Messbuch weist aber auch auf einen weiteren Brauch dieses Tages hin, den Aschenritus. Das Aschenkreuz wird den Gläubigen am Aschermittwoch auf die Stirn gezeichnet. Bereits in alttestamentlicher Zeit (z. B. im Buch Jona oder im Buch Hiob) diente die Asche als Zeichen der Buße. In der Antike war die Asche aber nicht nur Zeichen der Vergänglichkeit, sondern auch Waschmittel und Grundlage für die Seifenherstellung. So ist die Asche gleichzeitig Symbol der Trauer und der Reinigung.

Ein kleiner Bub erhält das Aschenkreuz

APA/AFP/Attila Kisbenedek

Christen in aller Welt holen sich am Aschermittwoch ihr Aschenkreuz

Im Mittelalter wurden am Aschermittwoch die öffentlichen Büßer mit einem Bußgewand bekleidet und mit Asche bestreut. Danach wurden sie - in Erinnerung an die biblische Vertreibung aus dem Paradies - aus dem Gotteshaus gewiesen. Besonders in Gallien war dieser Brauch verbreitet.

Rohstoff verbrannte Palmzweige

Auf der Synode von Benevent im Jahr 1091 schrieb Papst Urban II. den Aschenritus für alle Gläubigen vor. Männern wurde solche auf das Haupt gestreut, Frauen zeichnete man ein Aschenkreuz auf die Stirn. Seit dem 11. Jahrhundert findet sich ein eigenes Gebet für die Aschensegnung. Der Brauch, die Asche aus den verbrannten Palmzweigen des vergangenen Jahres zu gewinnen, entstand im zwölften Jahrhundert.

„Bedenke, Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder „Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium“ lauten die Sätze aus dem Messbuch, die der Priester beim Auflegen des Aschenkreuzes am Aschermittwoch spricht.

Das Gurker Fastentuch

Diözese Gurk - Stift Gurk

Das Gurker Fastentuch

Fastentücher: Einstimmung auf Ostern

1.000 Jahre alt ist der Brauch, am Aschermittwoch das Altarbild mit einem Fastentuch zu verhüllen. Die Fastentücher sollen mit ihrer biblischen Bilderfolge auf Ostern einstimmen. Mehr als die Hälfte der österreichweit erhaltenen Fastentücher befindet sich in Kärntner Pfarren. Das älteste Fastentuch stammt aus dem Jahr 1458, befindet sich im Dom zu Gurk und ist auch das größte in Österreich.

Dieses auch als Hungertuch bezeichnete textile Kunstwerk zählt zu den bedeutendsten europäischen Zeugnissen mittelalterlicher Malkunst. Das gotische Tuch umfasst in etwa 89 Quadratmeter und stammt von Meister Konrad aus Friesach. Es ist das größte und älteste Fastentuch Kärntens.

Die Bedeutung der Zahl 40

Die heute gebräuchliche Rede von der 40-tägigen Fastenzeit ist liturgisch nicht ganz korrekt, macht aber auf die hohe symbolische Bedeutung der Zahl 40 in der Bibel aufmerksam. So fastete der Prophet Elija 40 Tage in der Wüste, ehe er seiner Berufung folgte.

Das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste und durchlief damit eine Zeit der Läuterung. Moses war Gott auf dem Berg Sinai 40 Tage nahe. Die Stadt Ninive hatte 40 Tage, um ihre Sünden zu bereuen. Und auch Jesus nahm nach seiner Taufe im Jordan eine 40-tägige Gebets- und Fastenzeit in der Wüste auf sich.

Veranstaltungshinweis

Am 1. März wird im Gurker Dom das Fastentuch am Beginn der Aschermittwochsliturgie aufgezogen. Die liturgische Feier beginnt um 18.00 Uhr. Ab 2. März ist das Gurker Fastentuch dann bis Karsamstag täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr mit und ohne Führung im Dom zu besichtigen.

Die letzte Woche vor Ostern ist die Karwoche, auch „Heilige Woche“ genannt. Sie vergegenwärtigt den dramatischen Höhepunkt im Leben und Wirken Jesu. In ihr wird des Einzugs Jesu in Jerusalem (Palmsonntag), der Feier des Paschafestes mit den Jüngern (Gründonnerstag), der Gefangennahme, Verurteilung und schließlich der Hinrichtung Jesu (Karfreitag) sowie der Grabesruhe am Karsamstag gedacht, bevor in der Osternacht das Fest der Auferstehung gefeiert wird.

Liturgiereform bringt Akzentverschiebung

Vor der Liturgiereform in der katholischen Kirche (Ende der 1960er-Jahre) dauerte die Fastenzeit vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag, also 46 Tage. Da die sechs darin enthaltenen Sonntag nicht als Fasttage gezählt wurden, kam man auf die Zahl 40. Dafür steht auch von alters her der lateinische Begriff „Quadragesima“ („Vierzig Tage“).

Mit dem zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) und der danach einsetzenden Liturgiereform wurde eine Akzentverschiebung eingeleitet. Die Tage der Vorbereitung auf Ostern wurden inhaltlich von einer „Fastenzeit“ zur „österlichen Bußzeit“ verändert. Diese Bußzeit dauert vom Aschermittwoch bis zum Abend des Gründonnerstags und endet vor dem Beginn der Abendmahlsfeier, inhaltlich geht es um die Vorbereitung auf Taufe und Buße.

Orthodoxe Kirche: Beginn mit „reinem Montag“

Ausgeprägter als in der römisch-katholischen Kirche wird in der orthodoxen Kirche gefastet. Während die Katholiken noch den Faschingausklang feiern, bevor sie ihre Fastenzeit mit dem Aschermittwoch beginnen, fängt für orthodoxe Christen schon mit dem Montag nach dem Faschingssonntag - umgangssprachlich oft „reiner Montag“ genannt - die Fastenzeit an. Dieser Tag ist gemeinsam mit dem Karfreitag der wichtigste Fasttag des Jahres. Auf die ersten 40 Tage des „Großen Fastens“ folgen der Lazarus-Samstag, der Palmsonntag und die Karwoche. Heuer feiern westliche und östliche Kirchen Ostern zum selben Datum.

Während des Fastens dürfen in der orthodoxen Kirche keine tierischen Erzeugnisse gegessen werden. Dazu zählen neben Fleisch auch Milchprodukte, Eier und Fisch. Am „reinen Montag“ und am Karfreitag sollen die Gläubigen überhaupt aufs Essen verzichten.

Trainingsprogramm und Wurstessen

Gegenüber der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche legt die reformatorische Tradition weniger Wert auf verbindliche Fastenzeiten. Allgemeingültige Fastengebote gibt es für evangelische Christen nicht; sie sollen selbst entscheiden, worauf sie eine Zeit lang verzichten möchten. Martin Luther verstand das Fasten als individuelle Frömmigkeitsübung, die nicht allen Gläubigen gleichermaßen empfohlen oder gar verordnet werden könne. Dementsprechend sprach er sich auch gegen eine verbindliche Fastenzeit aus. Ein strikter Fasttag ist für viele evangelische Christen aber auf jeden Fall der Karfreitag.

Zum besseren Verständnis für die Einstellung der reformierten Christen zum Fasten kann auch auf das „Wurstessen“ 1522 in Zürich verwiesen werden. Am ersten Sonntag der vorösterlichen Fastenzeit kamen im Haus des Druckers Christoph Froschauer einige Bürger zusammen, um Wurst zu essen und damit provokant gegen das geltende Fastengebot zu verstoßen. Mit dabei soll auch der Reformator Ulrich Zwingli gewesen sein, ohne sich aber direkt am Wurstessen zu beteiligen.

In Freiheit fasten

Kurz darauf legte Zwingli aber in einer Predigt seine Position dar: Jeder solle in Freiheit fasten, wenn er das will. Allgemein verbindliche Fastenvorschriften seien unbiblisch und deshalb laut Zwingli abzulehnen, wie der reformierte Landessuperintendent von Österreich Thomas Hennefeld erläutert.

Viele Gläubige - nicht nur der evangelischen Kirche - haben in den vergangenen Jahren aber die Fastenzeit neu entdeckt. Ein Beispiel dafür ist die Aktion „Sieben Wochen ohne“, in der geistliche Betrachtungen mit dem Verzicht auf bestimmte Speisen oder andere liebgewonnene Gewohnheiten verbunden werden. An dieser ursprünglich aus Deutschland stammenden Initiative beteiligen sich inzwischen auch viele evangelische Gläubige in Österreich.

religion.ORF.at/APA/KAP

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