Klausur oder WG: Wie Nonnen heute leben

Traditionell oder feministisch: Was eine bereichert, ist für andere unvorstellbar. Sehr unterschiedliche katholische Ordensfrauen geben Einblicke in ihr Leben und ihre Überzeugungen.

Manche Ordensmitglieder leben in einem traditionsreichen Stift, andere in einer Wohngemeinschaft mitten in der Stadt. Ein Orden lebt von seinen Mitgliedern, von den Persönlichkeiten, die darin organisiert sind. Und diese sind vielfältig. Frauen, die ihre spirituelle Heimat schon gefunden haben, und die dennoch andere wertfrei auf deren Suche begleiten, kamen in der Sendereihe „Erfüllte Zeit“ (Ö1) zu Wort.

Junge Nonnen: Minderheit in der Minderheit

Aktuell gibt es in ganz Österreich 3.483 Ordensfrauen, etwa vier Prozent davon sind jünger als 40 Jahre. Sie sind also eine kleine Minderheit innerhalb einer kleinen Minderheit. Eine dieser Ordensfrauen ist Schwester Immaculata Ebner. Mit 36 Jahren hat sie bereits fast die Hälfte ihres Lebens im Kloster verbracht. Und zwar tatsächlich, wie es oft formuliert wird, hinter Klostermauern.

Sendungshinweis

„Erfüllte Zeit“, Sonntags von 7.05 bis 8.00 Uhr, Ö1

Ebner lebt in der sogenannten Klausur. Das bedeutet, dass die Ordensfrauen ihren Lebensunterhalt innerhalb des Klosters verdienen. Im Falle ihres Konvents, dem Zisterzienserinnenstift Mariastern-Gwiggen in Vorarlberg, geschieht das durch einen Gästehausbetrieb. Die Schwestern verlassen das Kloster nur selten, etwa für Arztbesuche.

Schwester Immaculata Ebner

ORF/Brigitte Krautgartner

Schwester Immaculata Ebner

Für Ebner ist das „Leben in der Gottverbundenheit“ so erfüllend, dass andere Dinge wie weltliche Karriere, Reisen usw. gar nicht mehr so anziehend sind. Trotzdem hinterfragt sie ihren Lebensweg immer wieder. Nicht zuletzt, wenn Jugendfreundinnen heiraten und eine Familie gründen. Bisher habe sie dabei aber immer gespürt, dass sie für sich die richtige Entscheidung getroffen habe, so Ebner.

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Seelsorge mit Leib und Seele

Barbara Flad ist Ende 30 und strahlt Offenheit und Freundlichkeit aus. Ein authentisches Auftreten ist in ihrem Beruf unabdingbar, denn sie ist Krankenhausseelsorgerin. Vielfach sind es Menschen in der letzten Lebensphase, die sie begleitet. Wer nur eine Rolle spielt - und sei sie noch so sehr vom guten Willen geprägt - kommt in diesem Bereich nicht weit. Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit sind gefragt.

Schwester Barbara

ORF/Brigitte Krautgartner

Schwester Barbara Flad

Flad hat ihren Weg so nicht vorhergesehen, sagt sie. Sie habe erst während eines sozialen Jahrs den Entschluss gefasst, als Ordensfrau zu leben. Schwester Barbara arbeitet in einem Ordensspital der Barmherzigen Schwestern. Spiritualität spielt hier eine bedeutende Rolle, und man versucht neuerdings neue Zugänge zu eröffnen, weg von einem konfessionell definierten Zugang und mehr im Sinne eines gemeinsamen Suchens, nach dem, was den Patienten bzw. die Patientin bewegt und trägt.

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Mit Liebe gegen den starren Apparat

Margaretha Tschische ist freundlich, dynamisch und bodenständig. Hätte sie nicht das blaugraue Ordenskleid mit dem farblich dazu passenden Schleier an, könnte man sie für eine Bäuerin halten, eine Frau, die weiß, wann anzupacken ist und wie man es macht. Doch sie hat einen anderen Weg eingeschlagen. Sie entdeckte die Eucharistie-Schwestern in Salzburg für sich, eine sehr kleine Ordensgemeinschaft, die es nur in Österreich gibt. Die Schwerpunkte liegen bei Seelsorge und Gebet, 14 Schwestern gibt es heute noch.

Schwester Margaretha Tschische

ORF/Brigitte Krautgartner

Schwester Margaretha Tschische träumt von Frauen in Führungspositionen in der römisch-katholischen Kirche

Dass viele Menschen ihre liebe Not mit der katholischen Kirche haben, kann sie gut nachvollziehen. Sie spricht in diesem Zusammenhang von einem 2starren Apparat" und von "verkrusteten Strukturen“. Einen „tiefen Glauben“ und „viel Liebe zur Kirche“ brauche es da für sie, um weiterhin loyal zu bleiben.

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Doch Sr. Margaretha spricht auch die positiven Seiten an, etwa das Engagement der Gläubigen, für die Umwelt etwa oder für Flüchtlinge, das sie „berührt und fasziniert“. Ihr großer Wunsch: Führungspositionen für Frauen in der römisch-katholischen Kirche.

Brigitte Krautgartner, für religion.ORF.at